Kreis Coesfeld. Sie hat viele Wirrungen und Zäsuren des 20. Jahrhunderts miterlebt: Olga Hergert, die älteste Einwohnerin des Kreises Coesfeld, wurde nun 107 Jahre alt – Grund genug für Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, der Jubilarin persönlich mit einem Blumenstrauß zu gratulieren. Und so war der kleine spontane Umtrunk im Seniorenstift Alte Weberei, wo Olga Hergert seit 2020 lebt, geprägt von Geschichte und Geschichten aus bewegter Zeit: Als Russlanddeutsche kam sie 1995 in das Land ihrer Vorfahren und hat ihre Erinnerungen in einem Album niedergeschrieben.
Insgesamt fast 40 Jahre hat sie als Lehrerin gearbeitet – zunächst als Grundschullehrerin im Fach Deutsch, später dann, nach einem weiteren Studium, auch in den höheren Klassen. Die Schattenseiten der damaligen Sowjetunion hat sie als diskriminierte Wolgadeutsche ebenfalls kennengelernt: 1941 wurde sie nach Sibirien deportiert und musste später als Zwangsarbeiterin unter anderem Kuhställe ausmisten. Auch in schwieriger Zeit erlernten ihre Kinder angesehene Berufe. Das Weltgeschehen verfolgt Olga Hergert bis heute mit großem Interesse: Am Liebsten liest sie die Nachrichten auf ihrem digitalen Lesegerät, wie die sehr vitale Jubilarin dem Landrat berichtete.