Dülmen. „Hier also lebten und arbeiteten unsere Vorfahren einst!“ So und ähnlich dachten am Pfingstsonntag Nachfahren der Bauersfamilie Tiefrenger, die vom 16. Jahrhundert bis 1824 auf dem Hof Daldrup 9 ansässig gewesen war. Anschließend heiratete sich ein Nachfahre auf dem Nachbarhof Brockmann (heute Lohmann) ein – und später lebten Nachfahren erst auf einem Hof bei Gescher und schließlich auf einer neu angelegten Eigentums-Hofstelle im Hümmling im Dorf Gehlenberg (heute Friesoythe).
Von dort waren rund 50 Nachfahren der Dülmener Bauersfamilie Tiefrenger am Sonntag mit dem Bus nach Dülmen gekommen, um den Hof der frühen Vorfahren in Augenschein zu nehmen. Und auch aus Bochum, Mainz, Heilbronn, Frankfurt und Berlin waren Nachfahren nach Daldrup gekommen, wo Hofeignerin Lisa Pieper die Gäste herzlich willkommen hieß.
Organisiert hatte das Treffen der Antonius Tiefringer aus Berlin, der im Zuge seiner Ahnenforschung auf ein Foto der Inschrift der Durchfahrtsscheune des Daldruper Hofs gestoßen war, auf der sein Familienname in abgewandelter Form (Tierfenger) zu lesen ist. Nachdem er ein 120-seitiges DIN-A4-Buch zur eigenen Familiengeschichte geschrieben hatte, trommelte er Verwandte zu dem Besuch in Daldrup zusammen, dem auch noch am Sonntag ein Besuch der Autobahnkirche an der A 31 an der Autobahnauffahrt Gescher folgte – hier waren Vorfahren getauft worden. Dort sang die Gruppe „Großer Gott, wir loben dich“, bevor es zurück nach Friesoythe zum gemeinsamen Abschlussgrillen ging.
In Daldrup hielt Josef Schnieder, der mit einem zwölfköpfigen Team aktuell die Dülmen-Genealogie erarbeitet, einen Vortrag über die Tiefrenger-Vorfahren in Daldrup. Wie auch für an die 50 der rund 1.000 Hofstellen in Dülmen hat er für den Hof Tiefrenger die komplette jahrhundertealte Familienhistorie parat und ging darauf am Sonntag in einer Leinwand-Präsentation schlaglichtartig ein. Anschließend nahm Dr. Dietrich Maschmeyer, der das Bauernhaus Daldrup 9 1990 vor der Restaurierung aufgemessen hatte, die Gruppe mit auf einen baugeschichtlichen Rundgang ums und im Haus und erklärte anhand der Bauweise, warum das Haus aus dem 16. Jahrhundert stammt – was sich anhand der dendrochronologischen Untersuchung von Hölzern und Balken auch hinsichtlich des Fällungs-Jahres erwiesen hat (DP berichtete).