Senden. Es ist Freitagnachmittag im Wohnbereich ‚Am Feldweg‘: Auf allen Etagen duftet es schon nach frischem Apfelkuchen mit Zimt. Als Jenni ‚ihre‘ Bewohner begrüßt, zieht an diesem frischen Wintertag gleich ein bisschen mehr Sonne auf: Pflegefachkraft Jenni ist als Wohnbereichsleitung im Sendener Altenheim Sr. Maria Euthymia eine von vielen ‚guten Seelen‘, die Wärme und Lebenslust ausstrahlen. „Und es ist und bleibt genau der Beruf, der mich auch selbst echt glücklich macht“, sagt die 35-Jährige. Sie ist seit Oktober vergangenen Jahres mit an Bord des jungen Teams im noch recht frisch eröffneten Heim im Quartier am Alten Sportplatz.
Ob es hart sei? Anstrengend und auch mal an der Grenze des emotional Stemmbaren? Jenni lächelt, wenn man sie mit den Klischees rund um den Pflegeberuf in der heutigen Zeit konfrontiert. Während wir sprechen, zieht sie – gelassen aber doch konzentriert – von einer kleinen Tischgesellschaft zur nächsten, schaut ob alle ‚gut drauf‘ sind, checkt kurz den Blutzucker oder horcht ob jemand sich unwohl fühlt. Nicht zum ersten Mal hört sie diese Fragen und ist umso klarer: „Ganz ehrlich: Ja, natürlich ist das hier keine Arbeit an Puppen oder Maschinen. Wir begleiten, versorgen und pflegen Menschen, die sich nicht mehr selbst um ihre grundlegendsten Bedürfnisse kümmern können. Dazu gehören auch der Toilettengang, die Medikation, die Wundversorgung oder die Hilfe beim Essen. Das erfordert in jeder Hinsicht Kraft – aber es fühlt sich richtig an“, so die junge Havixbeckerin. „Alles, was ich hier Tag für Tag geben kann, macht mich aus und kommt auch zurück von den Bewohnern“, erzählt Jenni. „Ohne diese persönliche Beziehung geht es gar nicht“, ist sich Jenni sicher. Handgriffe, Know-how, Standards und Fachwissen – all das könne man lernen – „aber das, was von Herzen kommt, das fühlt man – oder eben nicht.“
Wie ihre KollegInnen in der ebenfalls zum Verbund der Heilig-Geist-Stiftung gehörenden Einrichtung St. Johannes, hat Jenni am eigenen Leib erfahren was Corona in ihrer täglichen Realität bewirkt. Welche Opfer damit verbunden sind. „Es gab Zeiten, da konnten die Bewohner nur durch unsere große Glaswand im Erdgeschoss ihre Familien ‚live‘ sehen“, erinnert sich Jenni. In Zeiten des Abstandhaltens, der Distanz, der alltäglich gewordenen Tests und der spürbaren Entfremdung findet Jenni es umso wichtiger, den Alltag im Wohnbereich mit Freude, Humor und Nahbarkeit zu füllen. „Die Menschen sehnen sich so nach Nähe, ganz sicher auch nach diesem ‚Zuhausegefühl‘, das sie aus ihren Familien kennen“, erzählt Jenni. „Es kommt auch vor, dass ich mal eine ganz, ganz dicke Umarmung verteile, wenn jemand gerade ganz voller Schmerz ist“, berichtet sie. „Oder dass ich mal so richtig lauthals mitsinge und unser Radio lauter drehe, wenn mein Lieblingssong läuft“, lacht Jenni. „Dann kommt immer Freude auf – meine ‚Bande‘ hier kennt mich ‚verrücktes Huhn‘ ja schon“, zwinkert sie.
Zum Traumjob gelangt ist die ausgebildete Bürokauffrau über den Wink aus der Familie. „Meine Schwester und meine Cousine arbeiten in der Pflege – durch ihren Impuls habe ich ein erstes Praktikum in diesem Bereich gemacht.“ Ein Schlüsselmoment für Jenni. „Ich hab ganz schnell gemerkt: Das ist es.“
Mut machen und motivieren, diesen Weg trotz aller ‚verstaubten‘ Klischees einzuschlagen, will sie jungen Leuten oder Quereinsteigern in jedem Fall. „Man kann mit kleinen Gesten viele ‚letzte Wege‘ so viel heller gestalten – das allein schon ist es absolut wert“.
Mehr Infos: altenheim-senden.de.