Dülmen. Christoph Suttrup schaut auf seinen Arm und sein Blut, das durch den Schlauch in den Beutel fließt. „Heute läuft‘s ein wenig langsam. Aber nicht schlimm“, meint der 56-jährige Dülmener. „Wie ‘ne Dröppelminna“, lacht eine Mitarbeiterin des zwölfköpfigen Teams vom DRK-Blutspendedienst Münster. Lockere Worte in angenehmer Atmosphäre.
Heute, am 9. September, ist für Christoph Suttrup die 74. Blutspende. Da stellt sich Gelassenheit ein. „Mit 14 bin ich zum Jugendrotkreuz gekommen und hab beim Blutspenden die Blutbeutel geschaukelt, damit das Blut nicht gerinnt.“ Heute schaukeln kleine Maschinen neben den Liegen die Beutel. „Und seit dem 18. Lebensjahr bin ich dann selber Blutspenden gegangen – was Gutes tun. Ich fühle mich danach immer gut.“ Sehr zu seiner Freude tritt auch seine jüngste, 20 Jahre alte Tochter in seine Fußstapfen und spendet Blut. „Find ich klasse.“
Nebenan auf der Liege gibt André Czipull Lebenssaft ab. „Früher, als ich jung war, bin ich mit Freunden Blutspenden gegangen. Dann war Pause. Vor zwei Jahren bin ich dann wieder mit dem Blutspenden angefangen, als ich in der Zeitung las, dass Blutspender gesucht werden, und gehe meist mit Freunden“, sagt der 48-Jährige. Heute ist er mit seiner Frau Michaela da. Für sie ist es die zweite Spende. Und sie bekommt ihr gut, wie sie kurz drauf erzählt, als sie und ihr Mann im Imbiss sitzen und sich beim Essen mit Falko Rohlfs unterhalten.
Der Dülmener hat heute seine 75. Blutspende hinter sich gebracht. „Blutspenden ist etwas, was man mit wenig Aufwand für die Allgemeinheit tun kann“, sagt der 56-Jährige, der aus seinem eigenen familiären Umfeld weiß, welche Bedeutung Blutspenden hat: „Mein Bruder hat öfter Blutkonserven benötigt.“
Im Spenderzentrum in Münster habe er früher immer mal wieder Thrombozyten – Blutplättchen – gespendet. „Das kann man alle 14 Tage machen – dauert aber auch anderthalb Stunden.“
Er fände es toll, wenn alle, die es gesundheitlich können, Blut spenden würden. Und hat für sich selber im Blick, dass Männer alle acht Wochen eine Vollblutspende machen können. „Ich nutze auch Spendentermine in Lette, Hausdülmen, Buldern, Rorup oder auch Hiddingsel, wenn sich die Termine dort für mich besonders gut anbieten“, so Falko Rohlfs.
Erstmals in der Mensa der Uni Blut gespendet
Eine ganz bewusste Entscheidung, Blut zu spenden, hat Carolin Uckelmann getroffen. „Blutspenden ist einfach eine gute Tat – zumal ich selber mit A negativ eine relativ seltene Blutgruppe habe. Nur sechs Prozent der Bevölkerung hat diese Blutgruppe“, sagt die 31-Jährige.
Begonnen hatte das Blutspenden bei ihr während ihres Maschinenbau-Studiums an der Ruhruni in Bochum. „Da kam das DRK für Blutspendetermine alle zwei Monate für zwei bis vier Tage in die Mensam, so dass sich das Blutspenden einfach anbot. Und es war ganz nett und praktisch, das mit den Kommilitonen zusammen zu machen und dann kostenlos essen zu können.“
Mirko Laufenberg, der zum siebten mal Blut spendet, sieht sich in der Familientradition. „Blutspenden ist bei uns in der Familie üblich, und schon, als ich Kind war, bin ich mitgekommen“, sagt der 24-jährige Dülmener.
Er betrachtet die Tätigkeit „Blut spenden“ recht locker: „Es ist ja nichts Schlimmes dabei.“ Aber er hat auch folgenden Blickwinkel: „Moralisch gesehen hat man ja irgendwie schon eine Verpflichtung, Blut zu spenden, wenn es irgend geht. Denn man möchte ja auch selber Spenderblut bekommen, wenn man es braucht.“
Schokolade als „Anlern-Effekt“
Als Duo zur Spende gekommen sind Vater und Sohn Möllers. Während Vater Axel heute für sich die insgesamt 74. Spende verzeichnet, ist es für Pascal die zehnte Spende heute. „Wenn‘s irgendwie zeitlich passt, gehen wir gemeinsam spenden“, sagt der 24-Jährige. Schon als Kind sei er beim Blutspenden mitgegangen und habe sich immer auf die Schokolade gefreut. „Das war so ein kleiner Anlern-Effekt“, schmunzelt Pascal Möllers.
Von Freunden ermuntert, hat sich auch Oleg Salnikow auf den Weg zur Blutspende gemacht. „Für mich ist das jetzt die dritte Spende“, sagt der 31-jährige Dülmener. „Unter dem Motto: Menschen helfen!“ Auf eine relativ junge Spenderkarriere blickt auch Albert Staldecker: „Das sechste Mal bin ich jetzt bei der Blutspende“, sagt der 28-Jährige, der sich wie der 44-jährige Guido Enck ein wenig auf der Ruheliege ausruht. Kurz drauf geht es in den Raum in der Schule, wo die ehrenamtlichen Akteure vom DRK Dülmen ein Abendessen mit heißer Bockwurst vorbereitet haben.
„Blutspenden ist eine gute und wichtige Sache und nichts Schlimmes“, so Guido Enck. Wegen der beiden kleinen Kinder mit vier und sieben Jahren gehen der Diplom-Mathematiker, der in der IT-Branche tätig ist, und seine Frau Simone nacheinander zum Blutspenden.
Anja und Stefan Ruffer sind gemeinsam zum Blutspenden gekommen. „80 Mal hab‘ ich schon hinter mir“, schmunzelt der Dülmener. Seine Frau bringt es auf 28 Spenden.
Termin-Angebote im 20-Minuten-Takt
Beide schätzen das Terminvergabesystem, das in der Coronazeit für die Blutspenden eingeführt wurde. „Man geht ins Internet und wählt dort eine der Uhrzeiten aus, die dort mit Intervallen von 20 Minuten angeboten sind. Man bucht ,seine‘ Uhrzeit und nimmt den Termin wahr. Das geht zügig“, so Stefan Ruffer. Recht komfortabel ist dabei auch die Blutspende-Service-App fürs Smartphone. „Die meldet sich regelmäßig“, so Stefan Ruffer.
Solche modernen Dienste gab es natürlich noch lange nicht, als Ludger Rekers zum ersten Mal zum Blutspenden gegangen ist. „Das war vor 40 Jahren“, sagt der Dülmener. „Ich komm‘ vom Dorf, da war das einfach so üblich und gang und gäbe, dass man zum Blutspenden geht, um auf diese Weise anderen Menschen zu helfen“, fasst Ludger Rekers zusammen. „Bei mir im Familienumkreis gingen und gehen viele zum Blutspenden: Geschwister, Onkel“, so der Lehrer im Ruhestand.
„Einmal“, so erinnert sich Ludger Rekers, „hat ein Arzt zu mir gesagt: ,Da haben Sie vielen Menschen das Leben gerettet!‘ Das so zu hören, das fand ich schon bemerkenswert, denn da hatte ich nie groß drüber nachgedacht.“
Viele Feuerwehrleute gehen zum Blutspenden
Eine Situation, bei der ein Mensch auf Spenderblut angewiesen ist, hat Frank Wilstacke durchaus schon einmal erlebt. Denn der 51-jährige Vater zweier Kinder ist sowohl hauptberuflich als auch in der Eigenschaft als freiwilliger Feuerwehrmann bei der Feuerwehr in Dülmen engagiert. „Hat vielleicht auch was mit Helfersyndrom zu tun“, schmunzelt der Welteraner. Um dann wieder ernst zu werden: „Wenn man es gesundheitlich kann, sollte man wenn möglich zum Blutspenden gehen. Daher gehen auch viele meiner Feuerwehr-Kollegen zum Blutspenden.“
Er selber hat bis dato 72 Mal Blut gespendet. „Mal schafft man es zeitlich, mal nicht“, so Frank Wilstacke, der bereits im Alter von 18 Jahren zum Blutspenden gegangen ist.
Die nächsten Blutspendetermine finden jetzt Freitag, 2. Dezember, 16 bis 20.30 Uhr in der Pestalozzi-Schule (An der Kreuzkirche 5) und Donnerstag, 8. Dezember, 16 bis 20.30 Uhr, im MaxQ (Zentrum für Gesundheitsberufe), Heinrich-Leggewie-Str. 1, statt. Weitere Informationen/Anmeldung auf www.drk-blutspende.de.