Dülmen. „Karl Janning und Helmut Hielscher hatten vor etwa 30 Jahren die Idee, Starenkästen am Welter Bach aufzuhängen. Das war sehr erfolgreich. Seither machen wir das regelmäßig. Im Schutzgebiet und in unserer Obstwiese“, so Martin Groß, Hauptakteur im Naturschutzgebiet Welter Bachauen und Aktiv-Mitglied im BUND. „Die Bretter habe ich im Sägewerk gekauft und Karl Janning hat in einer Schreinerei in Coesfeld die Bausätze aus den Brettern erstellt.“ Seit dem letzten Winter seien 130 Nistkästen von zehn Ehrenamtlichen neu gebaut worden. „Das Material ist einfaches Fichtenholz, das wir in Bretterform in einem Sägewerk gekauft haben. Die zusammengefügten Bausätze (Rohbauten) wurden anschließend mit einem Gasbrenner abgeflämmt, um sie dunkler zu gestalten. Das Holz ist sonst zu hell, wenn die Kästen draußen hängen. Auf dem Dach und auf der Rückseite wurde eine Teerbahn aufgeschweißt, um das Holz vor Nässe zu schützen und länger haltbar zu machen. Alle anderen Flächen wurden mit einfachem Rapsöl gestrichen“, weiß Groß zu berichten. „Die 19 Niströhren für Steinkäuze sind circa 1 Meter lang und gegen Baummarder gesichert. Diese haben wir größtenteils schon aufgehängt.“ Gebaut worden seien Nistkästen für Stare, Kohlmeisen, Blaumeisen, Baumläufer, Halbhöhlenbrüter wie Singdrossel, Amsel und andere. „Besonders groß sind die Starenkästen. Die Nistkästen für die meisten Höhlenbrüter wie Meisen oder Sperlinge haben unterschiedlich große Einfluglöcher, um zu verhindern, dass größere und stärkere Singvögel die Kästen kleinerer Vögel nutzen.“
Er habe das Nistkästenbauen von Karl Janning und Helmut Hielscher gelernt und praktiziere es seit 10 Jahren. „Wir haben inzwischen rund 300 Nistkästen verschiedener Art überall im Naturschutzgebiet Welter Bachauen aufgehängt, überwiegend Starenkästen. In den Bachauen haben wir unsere eigene kleine Staren-Population, hängen aber auch Nisthilfen für alle anderen Vögel auf. In unserer Streuobstwiese helfen uns Meisen und Spatzen bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung“, so Realschullehrer Martin Groß. „In unserer kleinen Naturwaldzelle haben wir Kästen für Waldbaumläufer, Kleiber und Fledermäuse aufgehängt. Bäume, die am Rande von Wiesen stehen, eignen sich für Steinkauz-Niströhren. Der Steinkauz ist unsere kleinste Eule und hat seinen natürlichen Siedlungsschwerpunkt im Münsterland.“ Im Winter würden die Kästen gereinigt. Dabei habe man festgestellt, dass fast alle Kästen belegt seien. „Manchmal nisten sich auch Eichhörnchen, Mäuse oder Hornissen ein. Manche Einfluglöcher werden von neugierigen Spechten erweitert. Immer wieder müssen Kästen repariert werden. Mit der neuen Serie stehen dann über 400 künstliche Nisthilfen in unserer Betreuung. Erstaunlicherweise reicht unser Angebot immer noch nicht. Der Mangel an Brutmöglichkeiten ist offensichtlich immens.“
Eine ganz besondere Vogelwohnung sei das große Nest ihrer Störche auf einem alten Strommast. Hier ziehe ein Storchenpaar schon seit 10 Jahren erfolgreich seine Jungen auf, doch während der Jungenaufzucht sei es problematisch, genügend Nahrung zu finden. „Die meisten Vögel brauchen keine Hilfe; sie bauen ihre Nester in dornenreichen Hecken oder anderem Gehölz. Die Bodenbrüter haben es besonders schwer. Nester der Feldlärchen haben auf den Äckern kaum noch eine Chance. Unsere Kiebitze sterben aus. Ein kleines Wunder sind unsere Großen Brachvögel. Drei Paare brüten in jedem Frühjahr in unseren Wiesen und bekommen ihre Jungen auch durch. Auf einer Insel in einem großen Teich brüten die kleinen Nonnengänse. Dort sind sie vor dem Fuchs sicher. In diesem Jahr wurden 30 Gösselchen erwachsen und flogen mit ihren Eltern davon in Richtung Niederrhein.“ Wie Groß weiter mitteilt, sind die Welter Bachauen ein kleines Vogelparadies. „Vogelschutz ist nur eines unserer vielen Arbeitsfelder, wechselweise in den letzten Jahren von rund 20 Ehrenamtlichen unterstützt.
Termine für die jährliche Nistkästenpflege und das Aufhängen neuer Kästen machen wir am Herbstende nach dem Laubfall. Dafür sind Helfende sehr gern gesehen.“
130 Nistkästen gebaut: Engagement für die Vogelwelt
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1 Kommentare
Numenius arquata, der Große Brachvogel, plattdeutsch Vennetüte oder Vi-entüüt genannt, galt als Urtyp der Merfelder Niederung. Noch in den 50 und 60er Jahren war sein markantes Rufen oder Flöten bekannt in der heimischen Landschaft. Im Bereich von vor wenigen Jahren noch vier Brutstandorten von `Numenius ..`wurde oder wird derzeit eine breite Asphaltpiste gebaut, um kreuzungsfreies Fahren zu ermöglichen bzw motorisiertes Fahren schneller zu ermöglichen. Schön, dass es Naturschutzbereiche wie die Areale um den Welter Bach gibt. Mögen es sich wie auch immer Fügungen geben, die unseren MitLebeTieren ermöglichen, Ausweichstandorte zu finden, um weiter in unseren Landschaften da zu sein. Insofern befriedigend bis beglückend zu lesen, dass `Big Brach.., um ihn mal so zu nennen, am Welter Bach zuhause hat.