Von Reimund Menninghaus
Dülmen. Wer kann sie alle zählen, die vielen Menschen, denen Werner Brack im Lauf der Jahrzehnte das Autofahren und Steuern anderer Fahrzeuge beigebracht hat. Auch heute noch gibt der Dülmener, der am 7. Oktober sein 80. Lebensjahr vollendet hat, sein Wissen als stundenweise beschäftigter Fahrlehrer an jüngere Menschen weiter. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt Werner Brack, den man vielleicht als graue Eminenz im Dülmener Fahrschulwesen bezeichnen kann.
Vor 58 Jahren, 1966, kam er über die Bundeswehr nach Dülmen. „Mein Vater war Bergmann – erst im Saarland, dann in Bergkamen, Zeche Oberaden. Mir riet er jedoch dringend davon ab, zum Bergbau zu gehen“, erinnert sich Werner Brack.
Als Alternative ging Werner Brack als Zeitsoldat zum Militär, wurde „Zwölfender“ – verpflichtete sich also für zwölf Jahre, von 1964 bis 1976. Zunächst war er in Hemer im Sauerland stationiert, danach in Dülmen. „Ich war Schirrmeister und damit für alle Rad- und Kettenfahrzeuge zuständig“, so Werner Brack. Vom VW Käfer bis zum Jagdpanzer. Daneben absolvierte Werner Brack bei der Bundeswehr die Fahrlehrerausbildung und arbeitete von 1971 bis 1976 nebenberuflich in Datteln als Zivil-Fahrlehrer. Am 1. Oktober 1976 machte er sich mit einer Fahrschule in Dülmen selbstständig. Erst in der Coesfelder Straße 59, dann ging‘s in die Münsterstraße.
Etliche bekannte Menschen bekamen bei ihm Fahrunterricht. So etwa Alwin Prenger-Berninghoff und Andreas Jäckh, die beide selber Fahrlehrer und Fahrschulinhaber wurden. Oder auch Sebastian El-Saqqa, Geschäftsführer von DÜLMENplus, Dülmens Bürgermeister Carsten Hövekamp, Schützenverein-Kohvedel-Vorsitzender Christian Jasper sowie Friseur Andreas Müller.
„Seine Sprüche wie ,erst halten, dann schalten‘ waren einfach klasse! Man merkte sie sich. Noch heute klingt mir der Satz im Ohr, den Werner gebracht hat, wenn ich zu langsam fuhr: ,Ach, haben wir heute wieder Glatteis?‘ Und das im Hochsommer. Diesen Satz sagte er auch in meiner Fahrprüfung, als wir im Gewerbegebiet in Coesfeld unterwegs waren. Ein versteckter Tipp, dass ich doch etwas schneller fahren solle“, erinnert sich Sebastian El-Saqqa. „Also bei mir war der Fahrunterricht bei Werner erfolgreich. Seit 24 Jahren fahre ich unfallfrei“, so der 42-Jährige.
Auch Carsten Hövekamp hat gute Erinnerungen an seine Fahrschulzeit bei Werner Brack. „Einmal sagte Werner ,Die Nächste rechts‘, drehte bald sein Beifahrerfenster runter und hielt den Arm raus. Als ich ihn anguckte, sagte er ,Wenn Du schon nicht blinkst, dann muss ich ja die Richtung anzeigen‘. Am Tag der Fahrprüfung hat Werner den Fahrprüfer einfach vollgequatscht. Er kannte alle Prüfer und alle ihre Hobbys.“
Christian Jasper, im Hauptberuf Personalabteilungsleiter bei HAZEMAG, hat eine Charakterisierung parat: „Werner ist ein sehr charismatischer und kommunikativer Mensch. Er hatte schon immer einen beachtlichen Zugang zu den jungen Menschen – ein Ergebnis davon ist wohl die geringe Quote von Durchfallern in der praktischen Fahrprüfung“, so Christian Jasper. „Werner Brack sieht einfach im Fahrschüler den Menschen – er kennt einen noch nach vielen Jahren und grüßt einen.“
Für Werner Brack ist in der Tat jeder Fahrschüler, jede Fahrschülerin individuell. Aber alle müssen auch schwierige Situationen beherrschen: „In Münster durch den Ludgeri-Kreisverkehr zu fahren ist für meine Fahrschüler Pflichtprogramm“, so Werner Brack.
17 Jahre bis 68 Jahre – das Altersspektrum seiner Fahrschüler ist breit gefächert. „Ich hatte mal einen Fahrschüler, der bei einem Flugzeugunfall einen Arm verloren hatte. Er sagte zu mir: ,Ich muss jedes Parkhaus in Münster, Dortmund, Krefeld und Bochum kennenlernen‘. Entsprechend haben wir die Ziele angesteuert, und der gute Mann ist im ersten Anlauf durch die Fahrprüfung gekommen. Kurz drauf ist er dann schon allein mit dem Auto nach Spanien gefahren. Schon toll!“
Eine ganze Menge guter Ratschläge hat Werner Brack parat, um die Fahrschüler fit zu machen. Und rät seinen Fahrschülern dringend davon ab, im persönlichen Umfeld von der anstehenden Fahrprüfung zu erzählen. „Man setzt sich damit selber unter Druck“, so Werner Brack, der auch stets betont, wie wichtig es ist, bei der Prüfung alle notwendigen Unterlagen mit dabei zu haben. „Ohne Personalausweis ist da nichts zu machen – so blöd das ist…“
Auch die Sache mit dem Seitenbezeichnungen sollte intus sein. Und wenn nicht – dann helfen auch schon mal Buchstaben. „Ich hatte mal Mädchen in der Prüfung, die hatten sich auf ihre Daumen ,l‘ sowie ,r‘ geschrieben – für links und rechts. Für alle Fälle!“
Gut in Erinnerung hat auch Andreas Müller seine Fahrschulzeit bei Werner Brack. „Ich weiß noch, dass wir auch schon mal zur Wäscherei fuhren, um seine frischgewaschenen Hemden abzuholen“, schmunzelt der 49-Jährige.
A propos saubere Klamotten: „Ich bin mal mit einem Fahrschüler zur Tankstelle gefahren, und er sollte Diesel tanken. Aus Versehen hat er die Tankpistole in der Luft ausgelöst, so dass er anschließend voll Diesel war. Ich hab dann seine Mutter angerufen, ihn abzuholen. Den Fahrschulwagen sollte er mir ja nicht mit dem Dieselgestank ruinieren“, schmunzelt Werner Brack.