Dülmen (as). Wenn Timur Örge über seinen ersten Kinofilm spricht, klingt das nicht nach Glamour, sondern nach Abenteuer. Nach schlaflosen Nächten, nach Mut – und nach einer Menge Herzblut. „Wenn ich was mache, dann richtig – aber diesmal muss ich zugeben, dass ich übertrieben habe“, sagt der 33-Jährige und lacht. „Es ist völlig eskaliert. Ich musste sogar mein Auto verkaufen, um den Film zu produzieren. Aber es fühlt sich gut an!“
Der gebürtige Münsteraner, der in der Nähe des Dülmener Wildparks aufgewachsen ist, hat mit „Make Me Feel“ den vielleicht ambitioniertesten Independentfilm Deutschlands realisiert. Drei Jahre hat die Produktion gedauert, gedreht wurde in vier Ländern – ohne Fördermittel, dafür mit einer Menge Durchhaltevermögen.
Eigentlich wollte Timur Örge Lehrer werden. Sein Lehramtsstudium führte ihn für ein Auslandssemester in die USA, um sein Englisch zu verbessern. „Dort habe ich meine Leidenschaft für den Film entdeckt – und schnell gemerkt, dass das das ist, was mich wirklich erfüllt.“ Nach einem Jahr in Seattle, in dem er sich ein kleines Netzwerk aufbaute und viel über Regiearbeit lernte, lief sein Visum aus. Zurück in Deutschland stand er wieder ganz am Anfang.
„Ich habe in Deutschland erstmal alles gemacht – Imagefilme, Werbeclips, Showreels. Ich habe buchstäblich Klinken geputzt. Auch in Dülmen.“ Nach und nach nahm die Arbeit Fahrt auf. Örge gründete seine Produktionsfirma Mumukuba Film, richtete ein eigenes Studio in Essen ein und investierte stetig in besseres Equipment. „Was mir irgendwann gefehlt hat, war der kreative Output. Ich wollte wieder etwas erschaffen.“
Die Idee zu „Make Me Feel“ kam gemeinsam mit drei weiteren Autoren. Mit Schauspieler und Regisseur Erkan Acar fand Örge nicht nur seinen Hauptdarsteller, sondern auch einen Mentor. „Ich habe wahnsinnig viel von ihm gelernt. Und er hat ein großes Netzwerk, das für ein solches Projekt unbezahlbar war.“
Aus einer kleinen Idee wurde ein Mammutprojekt. „Wir mussten plötzlich planen, wie man ein 30-köpfiges Team nach Spanien bekommt – und wo die dann überhaupt schlafen“, erinnert sich Örge. Gedreht wurde außerdem in Italien, Österreich und Deutschland. „Jede Phase hatte ihre eigenen Schwierigkeiten: erst die Organisation, dann die Finanzierung, später die Postproduktion. Es waren wilde Jahre.“
Heute lebt Timur Örge mit seiner Partnerin in Essen – „zum Glück hat sie nichts mit der Filmproduktion zu tun“, sagt er. „Es reicht, wenn einer von uns gestresst ist.“ Trotzdem zieht es ihn regelmäßig nach Dülmen zurück, wo noch viele seiner Freunde leben. „Ich mag Essen, aber Dülmen bleibt für mich Heimat. Und ehrlich gesagt: Ich vermisse Piya Döner!“
Für ihn gibt es drei Arten von Erfolg. „Der kreative Erfolg ist schon da – ich habe einen kompletten Film erschaffen, der jetzt bald im Kino läuft. Dann gibt es den Erfolg in der Branche: Ich will zeigen, wozu ein kleines Studio wie meines fähig ist und dass man es ernst nehmen kann. Und natürlich hoffe ich, dass auch der kommerzielle Erfolg kommt – dass alle Investoren ihr Geld zurückbekommen.“
Am 29. Oktober feiert „Make Me Feel“ Premiere im Berliner Zoopalast, mit rotem Teppich und rund 800 Gästen. Ab dem 13. November läuft der Film bundesweit in 100 bis 150 Kinos – darunter auch in Dülmen. Drei Tage später, am 16. November, ist Timur Örge beim Q&A (Frage und Antwort) im Kino Dülmen persönlich vor Ort.
„Wo andere ein Haus bauen, investiere ich eben in einen Film“, sagt er. Und was das Publikum erwartet? „Wenn man so will, ist ‚Make Me Feel‘ wie ‚Inception‘ – nur mit Liebe.“
Zum Thema: Make Me Feel
Drei Jahre Arbeit, vier Länder, über 150 Mitwirkende – Make Me Feel ist das Kinodebüt des Dülmener Regisseurs Timur Örge und zugleich eines der aufwendigsten Independent-Projekte des Jahres. Gedreht wurde ohne Fördermittel, komplett eigenfinanziert. „Wo andere ein Haus bauen, investiere ich eben in einen Film“, sagt Örge. Im Mittelpunkt steht Ella (Charleen Weiss), deren Mann (Erkan Acar) nach einem Unfall im Koma liegt. Durch ein experimentelles Verfahren kann sie in sein Unterbewusstsein eintreten – und findet dort ganze Welten: Western, Piraten, Mafia, Krieg und Erinnerung. Jede Szene steht für einen Teil seiner Seele, jede Begegnung für einen Versuch, ihn nicht zu verlieren. „Wenn man so will, ist es wie Inception – nur mit Liebe“, sagt Örge. Der Film ist visuell opulent, emotional dicht und verbindet Genre-Kino mit einer sehr persönlichen Geschichte über Nähe, Verlust und die Frage, was am Ende bleibt, wenn man alles riskiert. „Make Me Feel“ wurde in Deutschland, Spanien, Italien und Österreich gedreht. Besonders herausfordernd waren Organisation und Logistik: „Wie bekommt man ein 30-köpfiges Team nach Spanien – und wo wohnen die dann?“, erinnert sich Örge. Am 29. Oktober feiert der Film Premiere im Berliner Zoopalast, ab 13. November läuft er bundesweit in 100 bis 150 Kinos – darunter auch im Cinema Dülmen, wo Timur Örge am 16. November um 17 Uhr beim Q&A persönlich dabei ist. Der aktuelle Trailer mit über 250.000 Aufrufen ist auf dem YouTube-Kanal Kinocheck zu sehen: kinocheck.de/film/jcc/make-me-feel-2025

