Von Reimund Menninghaus
Dülmen. Wer beruflich Bus fahren möchte, muss in der Regel 24 Jahre alt sein – erst dann gibt es für gewöhnlich den amtlichen Segen dazu. Patrick Malecki jedoch fährt mit seinen 18 Jahren bereits Solo- und Gelenkbusse. Denn er macht beim Reisedienst Lücke seit November vergangenen Jahres eine dreijährige Ausbildung zur „Fachkraft im Fahrbetrieb“ – kurz: FiF. Eine Ausbildung, die dem Sendener wie auf den Leib geschrieben ist.
Der Grund: Patrick Malecki hat – wie einige andere in seinem Freundeskreis – ein absolutes Faible für Busse: „Unsere Truppe ist seit Jahren in Münster und Umgebung unterwegs, und wir erkunden, welche Unternehmen welche Busse im Einsatz und welche Ausstattung die Busse haben“, erklärt Patrick Malecki. „Auf diese Weise kennen wir, wenn man so will, alle Busse hier in er Region.“ In erster Linie die Linienbusse, aber auch die Linienverläufe. Vor allem, wenn Busunternehmen für Bahnunternehmen im Schienenersatzverkehr im Einsatz ist, „sind wir dabei“, so Patrick Malecki. „Wir fahren den Bussen im Schienenersatzverkehr hinterher und checken deren Fahrtroute. Wir gucken uns dann besonders gute Stellen aus, wo wir uns postieren, um die Busse mit idealem Sonnenlicht zu fotografieren.“ Diese Fotos und Infos werden dann in sozialen Medien kommuniziert. Denn diese Bus-Szene ist in ganz Deutschland unterwegs. „Vor allem bei großen Veranstaltungen wie dem Stoppelmarkt in Vechta ist es spannend. Zum Stoppelmarkt führen 20 Linien. Da bekommt man jeden Bus vor die Linse“, kommt Patrick Malecki schon ein wenig ins Schwärmen.
Nachdem er seine Busfahrer-Prüfung bestanden hatte, fuhr er einen Tag einen Zwölf-Meter-Linienbus – und am nächsten Tag dann schon einen 18-Meter-Gelenkbus. „Obwohl er länger ist, ist er eigentlich in den meisten Situationen einfacher zu fahren als ein Solobus“, erklärt Patrick Malecki. „Weil der Abstand zwischen Lenk- und Antriebsachse kleiner ist als bei Solowagen, muss man beim Abbiegen nicht so weit ausholen.“
Und so machte sich der 18-Jährige auch nicht bange davor, im Rheinland bei Mönchengladbach und zwischen Bonn und Euskirchen mehrere Wochen Schienenersatzverkehr zu fahren mit einem Gelenkbus, der von 299 Diesel-Pferdestärken aus zwölf Litern Hubraum über ein Sechsgang-Automatikgetriebe klimatisiert bewegt wird. „Der Bus ist zwar schon zwölf Jahre alt und hat 810.000 Kilometer gelaufen. Dank einer nachgerüsteten HJS-Abgasreinigungsanlage ist er aber so sauber wie ein nagelneuer Euro-6-Bus“, informiert der FiF-Azubi.
In Sachen Technik und Ausstattung navigiert er eben schlafwandlerisch in der Bus-Welt. Denn „ich habe noch eine zweite Krankheit: alte Busse“, sagt er mit einem Lächeln. Zusammen mit anderen Gleichgesinnten sammelt er vor allem Gelenkbusse, die von Busunternehmen außer Dienst gestellt worden sind. „Aktuell haben wir 18 Busse – acht bis neun davon fahrbereit.“ Untergebracht sind sie an drei Stellen im Kreis Soest, im Kreis Steinfurt und im Emsland.
„Acht dieser Busse gehören mir“, so Patrick Malecki, der speziell ein Hauptprojekt hat: Ein Mercedes O (Omnibus) 405 G (Gelenkbus) N (Niederflur). „Mit bequemer Überland-Bestuhlung und mehr Beinfreiheit sowie Gepäck- beziehungsweise Hutablage – eine seltene Ausstattungsvariante.“ In dieses Fahrzeug hat er schon 8.000 Euro hineingesteckt. „Es ist noch mehr Arbeit, als ich gedacht habe.“
Gesehen hatte er das gute Stück im Internet. „Ich war sofort begeistert, und so habe ich mir den Bus aus dem Landkreis Schaumburg zugelegt.“