Lette. Eigentlich hatten die Mitglieder der Schützengilde Lette sich große Ziele für die letzten Monate gesetzt. Eigentlich hätte der Kleinkaliber-Schießstand modernisiert werden sollen. Eigentlich hätten die Weichen für die Zukunft gestellt werden sollen. Eigentlich – denn es kam alles anders, als geplant und heute stehen die Sportschützen vor einer ungewissen Zukunft.
Die erste Hiobsbotschaft erreichte den Vereinsvorstand bereits im Frühjahr 2021, wie der 1. Vorsitzende Marco Hemsing zusammenfasst: „Wir hatten einen Gutachter zu unserem Gelände Schießsport-Zentrum bestellt, um von vorne an alles richtig zu machen. Doch wurden, dabei einige Mängel aufgezeigt, die es zu beseitigen galt.“ Überraschend kam das für die Mitglieder nicht – schließlich ist der Schießstand knapp 50 Jahre alt. „Wir machten uns also daran, Fördergelder zu beantragen, bekamen auch eine Zusage und wollten uns an die schwierige Materialbeschaffung machen …“ Doch es folgte der nächste – leider noch extremere Rückschlag: „Unser Verpächter kam auf uns zu und informierte uns, dass die Stadt Coesfeld womöglich andere Pläne mit dem Gelände habe und an der Stelle ein neues Wohngebiet entstehen soll. Da waren wir baff.“ Alternativlos entschieden sich die Schützen, die Fördermittel zurückzugeben, so Hemsing weiter: „Diese dürfen nur genutzt werden, wenn man zusichern kann, dass die Sportstätte für mindestens zehn Jahre genutzt wird. Das können wir nicht.“
Aktueller Stand beim Verein ist, dass die Mitglieder in der Luft hängen – die Kleinkaliber-Sportgeräte hat seit einem guten Jahr niemand mehr in Lette abgefeuert. Auch zum Verdruss von Sportwart Manuel von der Ley: „Auf dem Kleinkalbierstand auf Scheiben zu schießen ist eines der Herzstücke unseres Vereinslebens. Wenn wir das nicht auf Dauer anbieten können, befürchte ich, dass aus unseren jetzigen 120 Mitgliedern in mittelfristiger Zukunft 20 werden. Und das könnte das Ende der Schützengilde bedeuten!“ Tatsächlich ist der nächste vergleichbare Schießstand erst in Senden zu finden – kaum eine Alternative für die Letteraner. Doch sind die Sportschützen dazu gezwungen, regelmäßig ihren Sport auszuüben, wie Jugendleiterin Dana Prüfe erklärt: „Zur Führung unserer Sportgeräte ist es nötig, dass wir regelmäßig einen Bedarf bei der Polizei begründen, um unsere Lizenz nicht zu verlieren. Das ist für uns völlig gut und richtig – aber ohne die regelmäßige Nutzung einer Schießanlage ist es viel schwerer zu begründen.“ Der Verlust einer Lizenz wäre mit einem weiteren, gewaltigen Haken verbunden: „Uns blieben dann nur wenige Wochen, in denen wir unsere Sportgewehre verkaufen müssten. Und die haben schnell mal einen Wert bis 6.000 Euro.“ Dazu kommt der emotionale Wert – denn Prüfe selbst hat mit ihrer Kleinkaliberwaffe sogar an den Deutschen Meisterschaften teilgenommen.
Zwar ist mit dem Wegfall des Kleinkaliberstandes nicht das volle Vereinsleben zum Erliegen gekommen – einige sehr moderne Lichtgewehranlagen ermöglichen es beispielsweise gerade der Jugendabteilung, regelmäßig die sportlichen Fertigkeiten zu verbessern – doch sei die Ungewissheit extrem belastend für den Vorstand, so Marco Hemsing: „Die Bezirksregierung will sich wohl im Laufe des März entscheiden, ob das Gelände mittelfristig zu einem Wohngebiet erklärt wird. Im Falle einer Absage müssten wir dann gründlich überlegen, ob wir das Risiko der Renovierung an dieser Stelle eingehen können.“ Und wenn nicht? „Dann bleiben uns nur Hoffnungen. Plan B wäre, dass die Planungen einer Mehrzweckhalle in Lette umgesetzt werden können und die Schützengilde dort im Keller eine neue Heimat findet. Ansonsten sind wir für Ideen und Anregungen von außen offen. Wenn alle Stricke reißen, müssten wir nach einem alternativen Gelände suchen. Aber dann kämen nicht nur viele Kosten, sondern auch viele weitere Fragezeichen auf uns zu…“
Trotz aller Widrigkeiten wollen die Schützen optimistisch bleiben – und bieten weiterhin ihre regelmäßigen Trainings auf der Luft- und Lichtgewehr-Anlage an, wo auch Neueinsteiger willkommen sind. Trainiert wird aktuell dienstags und freitags – weitere Informationen zum Verein gibt es unter www.sg-lette.de.