Dülmen/Dolomiten. Wanderung? Spaziergang? Von wegen! Mit einem Gewaltmarsch absolvierten jetzt im September acht Dülmener im Alter von 28 bis 35 Jahren in Südtirol den „Stoneman Hike“ – ein Bergrundwanderweg in der Region Bozen mit 57 Kilometern Länge und 3.300 Höhenmetern. Das alles bewältigte das „Team DLM Stoneman“, wie es im Internet heißt, innerhalb von effektiv 17 Stunden.
„Man muss schon wollen, sich selbst zu quälen“, schmunzelt Phillip Lenz, der mit seinem Zwillingsbruder Lukas bei der Aktion mit dabei war. Wie auch Marius Mätze, Frederik Kramer und Thomas Espeter – allesamt seit vielen Jahren befreundet und aktiv bei den Dülmener Pfadfindern vom Stamm Heilig Kreuz. Die drei weiteren Dülmener Sebastian Kreuznacht, Erik Finkenbrink und Lars Giesen aus dem erweiterten Freundeskreis kamen hinzu. „Wir haben alle das gleiche Mindset – und das war schon ziemlich hilfreich“, so Phillip Lenz.
Auslöser für die Idee, den „Stoneman Hike“ zu absolvieren, waren Filme dazu im Internet. „Vor zwei Jahren haben wir dann begonnen, uns damit auseinanderzusetzen und zu planen, und jetzt im September haben wir‘s einfach gemacht“, so Phillip Lenz.
Angesichts der Anforderungen des geplanten Hochgebirgsmarsches ließen die Dülmener die Zeit keinesfalls ohne Vorbereitung ins Land ziehen. „Wir haben im Vorfeld im Sauerland trainiert und sind den Briloner Kammweg gegangen – und wir waren bei Willingen unterwegs“, so Phillip Lenz.
Klar – eine Herausforderung würde der „Stoneman Hike“ in 24 Stunden sicherlich sein. Aber es sollte schon die „Gold“-Auszeichnung werden, die dann vergeben wird, wenn die Strecke innerhalb eines Tages absolviert wird. Wird der Weg in 48 Stunden absolviert, gibt es eine silberne Auszeichnung – und bei drei Tagen Wanderdauer Bronze.
Mitten in der
Nacht ging es los
Die Dülmener wollten es, wie gesagt, wissen. „Wir sind mitten in der Nacht um 2.30 Uhr in Niederdorf, dem Start- und Zielpunkt des Dolomiten-Rundwanderwegs, gestartet, und um 6 Uhr schon waren wir auf dem ersten Gipfel“, berichtet Phillip Lenz und schildert: „Es geht schon an vielen Stellen steil bergan und bergab – das geht einfach auf die Gelenke, die über kurz oder lang ziemlich schmerzten. Da hieß es dann: ,Wir laufen den Schmerzen davon!‘“
Lange Pausen gönnten sich die Dülmener nicht. „Wenn man nach längerem Stillstand wieder losgeht, ist es einfach besonders schmerzhaft. Da bleibt man – wenn‘s die Kondition erlaubt – besser konstant in Bewegung“, so Phillip Lenz. Dementsprechend war die längste Wanderungsunterbrechung innerhalb der Tour eine gerade einmal zehn Minuten lange Pause – zum Auffüllen der Wasserflaschen.
Immer weiter, immer weiter der in der Karte eingezeichneten Strecke entlang. Und an drei Kontrollstellen die Wanderkarte abstempeln – als Nachweis. „Bei all dem immer doch ziemliche Konzentration, dass man bloß nicht umknickt oder sonstwie einen Fehler macht! Man passte auf, wo man hintritt. Denn ein Umknicken auf so einer Wanderung hätte unseren Plan doch ganz schön durcheinander gebracht!“ Zum Glück sollte der Marsch dann glattgehen, ohne Umknicken und ohne Sturz.
Parallel dazu immer der Blick auf die Uhr: „Nach Möglichkeit wollten wir abends vor der Schließung um 20 Uhr wieder da ankommen, wo wir gestartet waren – am ,Stoneman-Spirit-Info-Point‘. Denn dann würden wir die Gold-Auszeichnung noch am selben Tag in Empfang nehmen können und müssten nicht noch einmal am nächsten Morgen dahin.“
Schnell und ohne
Zwischenfälle
Diese Überlegung beflügelte, und tatsächlich erreichte die Truppe das Ziel gegen 19.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Schließung. „Roland Stauder, der die Streckenführung des Stoneman Hike vor Jahren definiert hat, war selber vor Ort und hat uns die Auszeichnung überreicht. Er signalisierte uns seinen Respekt, dass wir so schnell und ohne Zwischenfälle durch die Strecke gekommen waren“, so Phillip Lenz. Unterm Strich schon etwas wie Labsal für die Seele für die Wanderer aus dem platten Münsterland …
Die nun ihre goldenen Stoneman-Trophäen verdient in Händen halten – und schon relativ bald um eine weitere Trophäe ergänzen möchten. So laufen jetzt schon Überlegungen und bald auch Planungen, im übernächsten Jahr den 2022 ebenfalls von „Stoneman Hike“-Erfinder Roland Stauder ins Leben gerufenen „Stoneman Glaciara“ zu absolvieren – ein Wanderkurs inmitten der UNESCO-Region Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch. Mit 65 Kilometern Länge, 3.100 Höhenmetern und atemberaubenden Blicken, unter anderem auf den 20 Kilometer langen und bis zu 800 Meter mächtigen Aletsch-Gletscher, der der Wanderung auch zu ihrem Namen verhalf.
Auch hierzu wird es für die Dülmener sicher wieder einer Vorbereitung bedürfen – und ganz bestimmt ist dafür Wandern in den Baumbergen allenfalls der allererste Schritt…