Hausdülmen. In der vergangenen Woche gelang den 17-jährigen Zwillingsschwestern Annika und Sarina Schulz wirklich Eindrucksvolles: Sie setzten sich beim Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in der Kategorie „Vokalensemble“ gegen die starke Konkurrenz durch und qualifizierten sich damit für den Bundeswettbewerb Anfang Juni in Oldenburg.
Um sich in dieser Gesangs-Kategorie, bei der die beiden anspruchsvolle Vokalmusik präsentieren mussten, behaupten zu können, war allerdings viel Arbeit nötig. Arbeit, die die beiden gerne auf sich genommen haben: „Wir lieben das Singen“, betont Annika strahlend, während Sarina zustimmend nickt. „Dass wir es so weit gebracht haben, haben wir ganz vielen Leuten zu verdanken, die uns unterstützt haben und immer unterstützen. Einen großen Anteil tragen unsere Eltern Sabine und Frank und natürlich unsere Gesangslehrerin Verena Voß, sowie die Musikschule Dülmen. Zudem hat uns Kantor Lothar Solle mit seinem Klavierspiel sehr geholfen.“
Dass die beiden heute so viel Zeit in ihre Gesangs-Leidenschaft investieren können, war allerdings nicht immer ein Selbstläufer, wie sich Sarina schmunzelnd erinnert: „Wir mussten schon im Grundschulalter manchmal ganz schön hartnäckig sein! Wir hatten schon im Kindergarten viel Spaß an der musikalischen Früherziehung, und als wir dann mit sechs Jahren einen Auftritt des katholischen Kinderchors ,Melody‘ sahen, wollten wir das unbedingt auch! Der Chorleiter Martin Dirking war zwar zuerst skeptisch und sagte, wir seien zu jung, doch wir ließen nicht locker, bis er uns schließlich mitmachen ließ. Später hat er uns gesagt, dass er sehr froh ist, dass er damals eingeknickt ist. Martin hat uns nicht nur musikalisches Wissen, sondern auch die Freude an der Musik mit auf den Weg gegeben. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.“
Doch nicht nur im katholischen Kinderchor waren die beiden Mädchen aktiv – selber evangelisch, sind sie auch in der eigenen Gemeinde sehr aktiv, so Annika: „Wir unterstützen nicht nur immer wieder evangelische Gottesdienste gesanglich, wir engagieren uns dort auch beim Konfirmandenunterricht. So ist auch der Kontakt zu Kantor Lothar Solle entstanden, der uns ja in Detmold bei ,Jugend musiziert‘ begleitet hat.“
Aktuell bereiten sich die Schwestern auf ihr Abitur am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium vor – auch hier mit einer musikalischen Besonderheit: „Die Schulleitung ermöglicht es uns erstmalig in der Schulgeschichte, unser Abitur mit einem fünften Fach in Musik abzulegen“, so Sarina. „Wir haben also beide unsere vier Abifächer – bei mir Bio, Englisch, Deutsch und Pädagogik, bei Annika Bio, Englisch, Deutsch und Geografie – und zusätzlich Musik. Dort müssen wir eine Facharbeit anfertigen und eine weitere mündliche Prüfung bestehen. Dadurch zählen unsere fünf Abiturfächer vierfach, während die vier Abifächer unserer Mitschülern fünffach gewertet werden.“
Schon das gesamte Leben der Zwillinge war immer wieder von Musik geprägt. Angefangen mit Blockflötenunterricht, dann ab der dritten Klasse Klavierstunden, die Teilnahme an einer Musikfreizeit in Nordkirchen (wo sie ihre spätere Musikschullehrerin Verena Voß kennenlernten) und dann schließlich der Gesang. Bis zur ersten Gesangsstunde war allerdings auch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, so beide Mädchen kichernd: „Unsere Eltern meinten, wir hätten doch schon viel zu viele Hobbys, aber wir blieben auch hier hartnäckig. Zum Glück haben Mama und Papa dann eingelenkt und uns die Chance gegeben. Und nun singen wir schon seit über sechs Jahren an der Musikschule und sind richtig glücklich dort. Unsere Eltern haben uns nie zu irgendwas gedrängt, sie haben uns stattdessen immer unterstützt und uns zum Beispiel in der vergangenen Woche zum Wettbewerb begleitet.“
Blickt man auf den Terminkalender der Teenagerinnen, kann man die Sorgen der Eltern allerdings nachvollziehen, was auch Annika bestätigt: „Neben der Schule und dem Gesangsunterricht sind wir noch in der Musikschulband aktiv, tanzen in der Tanzschule Herzog, Treffen Freunde, ich spiele Badminton, Sarina Tennis, wir reiten am Reiterhof Holsterbrink und gehen beide arbeiten. Ich arbeite in der Bäckerei Böckmann und Sarina in der Fahrschule Potjans. Das bekommen wir aber mit der Schule alles sehr gut unter einen Hut.“
So gut, dass auch noch Platz für verschiedene Gesangsauftritte ist, wie Sarina hinzufügt: „Wir haben beispielsweise am vergangenen Sonntag beim ,the cast whale Project‘ mitgewirkt und singen immer wieder auf Hochzeiten oder Veranstaltungen. Auf Hochzeiten zu singen macht total viel Spaß – das können wir uns auch für die Zukunft gut vorstellen. Wir haben mittlerweile jede Dülmener Kirche durch und die Akustik ist in allen super. Wer mit uns in Kontakt treten möchte, kann uns gerne eine E-Mail an annikaundsarina@t-online.de schicken.“
Große Bandbreite von Oper bis Pop-Musik
Musikalisch sind die Schwestern breit aufgestellt. So mussten sie bei „Jugend musiziert“ zuerst die klassischen Stücke „Shepherd, shepherd leave decoying“ und „Two daughters“ vortragen, dann ein Rezitativ mit anschließendem Duett aus der Oper „La Clemenza di Tito“ und schließlich zwei Kunstlieder von R.Schumann. Abgerundet wurde das Programm durch das Pop-Stück „Tell him“ von Linda Thompson. Mit dieser Auswahl geht es Anfang Juni auch nach Oldenburg. Dort ist den beiden das Ergebnis aber zweitrangig: „Wir freuen uns sehr, dass wir dabei sein dürfen und Erfahrungen sammeln können. Wir möchten die Zeit genießen, denn dabei zu sein ist für uns eine große Ehre und schon jetzt viel mehr als das, was wir uns erhofft hatten! “
Privat sind beide völlig offen für jede Musikrichtung – was gefällt, gefällt. Meist sind sich die beiden bei der Musikauswahl einig, aber: „Manchmal nennt mir Annika Lieder, die sie super findet und ich mag die erst gar nicht“, so Sarina. „Aber dann höre ich die doch zwei Wochen und mag die auf einmal auch.“ Müsste Sarina eine Lieblingskünstlerin nennen, würde sie am ehesten Taylor Swift nennen: „Ich finde es sehr beeindruckend, was sie mit ihrer Stimme macht. Ich habe auch angefangen, nebenbei etwas an der Gitarre zu üben – vielleicht singe ich ja mal ihre Songs.“ Annika kann sich etwas weniger gut festlegen: „Ich mag Duncan Laurence, der 2019 für die Niederlande beim ESC teilgenommen hat, oder James Blunt. Ansonsten bin ich ganz offen für Popmusik oder Musicals.“
Wohin die Lebensreise der Zwillinge sie führen wird, wissen sie noch nicht: „Zuerst Abitur“, so Sarina. „Dann würde ich gerne Medizin studieren. Ich bereite mich gerade schon nebenbei auf den Test für medizinische Studiengänge vor.“ Und Annika fügt hinzu: „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich kann mir gut vorstellen, Sozialpädagogik zu studieren.“ Doch Musik soll weiter eine Rolle spielen: „Mal schauen, was so kommt und wo wir studieren“, so Sarina. „Wir würden natürlich beide gerne weiter gemeinsam singen – und wenn es nur zu privaten Anlässen, in der Kirche oder auf Feiern ist.“ Und TV-Formate wie „The Voice“? „Da haben wir auch schon mal drüber nachgedacht“, so Annika lachend, „aber irgendwie hat sich das bis jetzt noch nicht ergeben.“
Für die mittelfristige Zukunft können sich die Schulz-Zwillinge auch vorstellen, mal eigene Songs zu schreiben, aber: „Einen Schritt nach dem anderen!“ Wer die Stimmen der zwei hören möchte, findet übrigens auf www.dülmenplus.de ein Video von ihrem Jugend-Musiziert-Programm, welches sie letzte Woche ihrer Schulgemeinschaft vorgestellt haben.
„Bandclinic“-Konzert am 3. April im Forum Bendix
Endlich wieder Bandclinic! Das beliebte Format der Städtischen Musikschule Dülmen und Haltern am See geht in die nächste Runde. Etwa 60 Musikschüler*innen (unter anderem Annika und Sarina Schulz) bereiten sich derzeit in unterschiedlichen Formationen auf ihre Auftritte am Sonntag, 3. April, im Forum Bendix vor. Ab 17 Uhr werden sie auf der Bühne stehen und präsentieren Chart-Songs wie „Colorado“ und „ABCDEFU“ oder Rockklassiker wie „Sleeping in my car“ und „Highway to Hell“. Im zweiten Teil des Konzertes spielt laden dann die „Golden Wings“, die Big Band der Städtischen Musikschule, zu einem Streifzug durch ihr Genre ein. Für den Besuch des Konzertes ist es erforderlich, kostenlose Eintrittskarten per Mail unter musikschule@duelmen.de zu reservieren oder während der Bandproben bei den Lehrenden abzuholen. Es gibt gesonderte Karten für die Bandclinic im ersten Teil und die Big Band im zweiten Teil. Bei dem Besuch der Veranstaltung gilt die 3G-Regel. Es besteht Maskenpflicht (FFP2).