Dülmen. Mit einem stimmgewaltigen Festgottesdienst in der katholischen St. Joseph Kirche wurde am Sonntag Susanne Falcke aus ihrem Dienst als Gemeindepfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Dülmen entlassen. Bereits zu Beginn des Jahres hatte sie ihr neues Amt als Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken angetreten.
Der Gottesdienst wurde vom Dülmener Pfarrteam, Peter Zarmann, Gerd Oevermann, Sebastian Renkhoff und Vikarin Anika Prüßing sowie zahlreichen Mitgliedern der Gemeindekantorei, des Gospelprojekts sowie des Gemener Chores gestaltet. Die jungen Sängerinnen Annika und Sarina Schulze berührten die zahlreichen Gottesdienstbesucher*innen mit ihrem Sologesang.
Dranbleiben – unter diesem Schlagwort standen Gottesdienst und Predigt. Falcke hatte sich dieses Motto der dritten Fastenwoche der evangelischen Initiative „7 Wochen ohne“ gewünscht, weil es ihr, wie sie zugab, im Moment schwer falle dranzubleiben. Der Krieg in der Ukraine habe sie in ihrem Denken und Fühlen verunsichert, die „unhinterfragte Sicherheits-Grundannahme meines Lebensalltags hat deutliche Risse bekommen“, räumte sie ein. Dass Gott hilfreich in den Weltenlauf eingreife, daran glaube sie nicht. Aber sie hoffe und bete, dass er zu den Herzen der Menschen spricht und sie so Wege finden lässt.
Dranbleiben – das wünschte Falcke den Engagierten der Ökumenischen Flüchtlingsinitiative Dülmen (ÖFID), die sie 2015 mitgegründete und die sie stark geprägt hat. Dranzubleiben – wünschte sie auch der Gemeinde, die durch die Corona-Pandemie viele Einschränkungen hinnehmen muss. „Dranzubleiben, unverdrossen nach dem bescheidenen Besten für diesen Moment zu suchen, ohne dabei den Geschmack der Weite und der Fülle zu vergessen, das war und ist die mühsame Lebensschule“, so Falcke.
Sie dankte allen Wegbegleiter:innen, mit denen sie in Momenten der Trauer, der Freude und beim gemeinsamen Musizieren verbunden war: „1.000 Dank dafür Euch und Ihnen allen!“
4.866 Tage – so lange war Susanne Falcke Pfarrerin in der Gemeinde, hatte Zarmann ausgerechnet. Er verabschiedete Falcke offiziell aus ihrem Amt als Gemeindepfarrerin, das sie von 2008 bis Ende 2021 ausübte. „Du hast damals die Herzen der Gemeindeglieder im Flug gewonnen“ erinnerte er an ihre Anfangszeit in Dülmen. Auch die Arbeit im Pfarrteam sei trotz aller Verschiedenheiten immer fair, offen und vertrauensvoll gewesen.
Mit Ulrike Elsbernd und Khaled Bavi sprachen das dienstälteste und das dienstjüngste Mitglied des Presbyteriums ein Grußwort. „Susanne Falcke hat in die protestantische Nüchternheit der Gemeinde eine spirituelle Farbe reingebracht“ sagte Elsbernd mit einem Augenzwinkern. Die musikalischen Proben mit ihr seien legendär gewesen, ansteckend und mitreißend. Bavi, der 2015 aus dem Iran nach Dülmen kam, beschrieb Falcke als wichtige Wegbegleiterin, sie sei eine „Frau für alle Fälle“.
Pastoralreferent Christian Rensing überbrachte die Wünsche der katholischen Schwestergemeinde in Dülmen. „Es tut mir im Herzen weh, dass ich dich verabschieden muss“, machte er deutlich. Die Zusammenarbeit mit Falcke sei immer unkompliziert und frohmachend gewesen, so Rensing. Er dankte ihr nicht nur für ihre persönliche Spiritualität, die Musik und den Gesang, die sie in die Zusammenarbeit eingebracht habe, sondern vor allem auch dafür, dass sie bei allem Tun die katholische Schwestergemeinden immer im Blick hatte.
Bürgermeister Carsten Hövekamp bescheinigte Falcke, in drei Bereich „alles richtig gemacht zu haben“. Erstens habe sie immer die richtigen Worte gefunden und mit angepackt, zweitens habe sie die richtigen musikalischen Töne angeschlagen und drittens die Leute mitgerissen. Im Hinblick auf Falckes neues Amt sagte er: „Zum ersten Mal in der Geschichte ist eine Frau Superintendentin des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borke. Und diese Frau kommt aus Dülmen – das macht mich stolz!“
Eine Frau für alle Fälle
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