Von Reimund Menninghaus
Dülmen. Montagnachmittag, Impfzentrum des Kreises Coesfeld im Gebäude der Dülmener Automanufaktur Wiesmann. Es ist einiges in Bewegung, ein Kommen und Gehen. Endspurt. Denn am morgigen Donnerstag, 30. September, wird das Impfzentrum geschlossen. Zeit für ein Fazit.
„Im Kreis Coesfeld sind 67 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft“, erklärt Ciprian Wagner, medizinischer Leiter des Impfzentrums, der sich irgendwie schon auf die Nach-Impfzentrum-Zeit freut. Denn der 47-jährige Coesfelder hat in Coesfeld eine gynäkologische Praxis. „Meine Frau, die mit in der Praxis ist, hat meine Arbeit mit übernommen. Demnächst kann ich sie wieder entlasten.“ Vorbei dann auch die Zeit, in der er den aktenordnerdicken Stapel an Papieren mit den wöchentlichen Impferlassen aus Düsseldorf weiter auffüllen muss.
„Rund 60 bis 70 verschiedene Ärzte“, so seine Schätzung, haben im Laufe der Monate seit Weihnachten 2020 im Impfzentrum die Impfungen gesetzt. Unterstützt von rund 140 nichtmedizinischen Mitarbeiter*innen sowie zusätzlichen medizinisch-pflegerischen Fachkräften hat das Impfzentrum an Spitzentagen bis zu 1.264 Personen täglich geimpft.
„Vom Land NRW geplant war eine Kapazität von 720 Impfungen pro Tag“, blickt Kai Wermelt, organisatorischer Leiter des Impfzentrums, zurück. Flexibilität, eingespielte Erfahrung und die Eröffnung von zwei weiteren „Impfstraßen“ zusätzlich zu den drei ursprünglich geplanten machten es möglich, die geplante Impfungs-Zahl pro Tag fast zu verdoppeln. „An den schwächsten Tagen hatten wir hinwiederum gerade einmal 75 Impfungen“, so Ciprian Wagner.
Er bedankt sich bei allen, die bei der Immunisierung der Bevölkerung gegen das Covid-19-Virus mitgewirkt haben und mitwirken. „Speziell hier im Impfzentrum haben wir zielorientiert und pragmatisch gearbeitet“, so Ciprian Wagner. So seien bereits lange, bevor das offizielle Okay kam, aus den Biontech-Ampullen sechs statt fünf Impfdosen gewonnen und verimpft worden, soweit die Füllmenge beziehungsweise Füllhöhe in den Ampullen – die variieren kann – dies erlaubte. „Es ging ja darum, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen.“ Vor diesem Hintergrund sei es traurig gewesen, dass auch in Zeiten, in denen der Impfstoff noch rar war, zehn bis 15 Prozent der Impftermine nicht wahrgenommen worden waren. „Vor diesem Hintergrund hätten wir noch schneller sein können.“
Dass das Impftempo in Deutschland und auch im Kreis Coesfeld inzwischen stark nachgelassen hat – für Impfzentrums-Leiter Ciprian Wagner hat dies auch damit zu tun, dass viele Menschen in Deutschland die Gefährlichkeit der Covid-19-Erkrankung nicht (mehr) vor Augen haben.