Dülmen. Ein Netzwerk gestalten, in dem psychisch erkrankte Menschen von nicht erkrankten Menschen ganz einfach Hilfe bekommen und in dem sich gegenseitig mit Wertschätzung und Verständnis begegnet wird – das ist die Vision von der Dülmenerin Bettina Fleige. Mit ihrem neugegründeten Verein „Herzensweg“ möchte sie dies erreichen. Das erste Treffen für alle Interessierten ist am Sonntag, 11. Juli, von 15 bis 17 Uhr im Kloster Hamicolt in Rorup.
Die Idee, sich zu engagieren und etwas Positives in die Welt zu bringen, hatte Bettina Fleige schon länger. Als sie mit ihrer Tippgemeinschaft bei der Arbeit überlegte, wie sie einen theoretischen Lottogewinn für etwas Gutes einsetzen könnte, wurde ihr klar: „Für die Umsetzung meiner Vision brauche ich keine Millionen, sondern nur Mut, um es anzugehen.“ Gesagt getan fing die Dülmenerin bereits im letzten Jahr mit den Vorbereitungen zur Vereinsgründung an. Wie bei so vielen Plänen kam ihr aber erst einmal die Corona-Pandemie in die Quere. Nun ist die 54-Jährige glücklich, dass endlich ein erstes Treffen möglich ist. „Meine Familie, Kollegen und Bekannten waren direkt begeistert von der Idee und haben mich bei der Vereinsgründung unterstützt“, sagt Fleige.
Ihre Schwester leidet seit vielen Jahren an einer psychischen Erkrankung und Bettina Fleige hat ihren Leidensweg mit allen Höhen und Tiefen hautnah miterlebt. Aus diesem Grund ist es ihr ein Herzensanliegen geworden, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Menschen mit körperlichen Erkrankungen, die seelisch darunter leiden, konkrete Hilfe anzubieten.
Das soll folgendermaßen funktionieren: Diejenigen, die helfen möchten und Zeit haben – die „Herzchen“ –, teilen dem Verein mit, bei welchen Tätigkeiten sie sich einbringen möchten. Möglich sind viele Aktivitäten des Alltags, die für die meisten Menschen als einfach erscheinen, für Menschen mit psychischer Erkrankung aber eine Hürde darstellen, die sie alleine nur schwer überwinden können. Denkbar sind zum Beispiel die begleitende Unterstützung bei Arztterminen oder Behördengängen. Auf Dauer können sich so Tandems herausbilden – jeweils zwischen „Herzchen“ und „Herzen“, Helfer*in und Empfänger*in. „Da besonders psychisch beeinträchtigte Menschen oft hochsensibel sind, möchte ich ihnen neuen Mut und Kraft geben und das Selbstbewusstsein stärken“, betont Fleige.
Alle die von der Idee begeistert sind, können den Verein gerne mit einer Spende an das Spendenkonto DE67 4286 1387 0028 8729 00 (VR-Bank Westmünsterland eG) unterstützen. Spendenquittungen können zur Zeit allerdings noch nicht ausgestellt werden. Außerdem können sich auch Unternehmen mit kostenlosen Service-Leistungen für die Erkrankten einbringen wie beispielsweise Handwerksbetriebe. „Viele psychisch Erkrankte sind nicht mehr Teil des ersten Arbeitsmarktes und haben deswegen oft wenig finanzielle Mittel“, sagt Bettina Fleige und hofft auf vielfältige Unterstützung.
Auftakt für alle Vereinsaktivitäten ist nun das erste Treffen am 11. Juli, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind. „Ich freue mich über jede Person, die mit machen möchte, denn jeder einzelne Mensch ist wichtig und wertvoll. Selbst wenn es zu Beginn nur wenige sein sollten. Sobald ich jemanden mit der Hilfe erreichen kann, lohnt es sich“, so die Gründerin und dankt den Leser*innen für das Interesse. Geplant ist künftig an jedem dritten Sonntag im Monat ein Treffen mit unterschiedlichem Motto stattfinden zu lassen. Dabei können beispielsweise Meditationen, Atemtechniken, Vorträge, kreative Arbeiten oder Aktivitäten in der Natur im Vordergrund stehen. „Es soll sich nicht nur um die Krankheit drehen, sondern in lockerer Atmosphäre Zeit verbracht werden“, beschreibt Fleige den Ansatz.
Die Organisatorin bittet für das Treffen um rechtzeitige Anmeldung unter Telefon (02594) 7875117, per E-Mail an herzensweg-ev@web.de beziehungsweise per Kontaktformular des Vereins www.herzensweg-ev.de. Alle Teilnehmer*innen sollten außerdem eine Mund/Nasenmaske mitbringen. Die gültigen Coronaschutzregeln werden selbstverständlich eingehalten.