Dülmen. Seit vergangenem Jahr hat die Kolpingsfamilie Dülmen einen neuen Reibekuchenwagen. Den bisherigen Reibekuchenwagen spendete die Kolpingsfamilie nun dem Kinderwohnheim in Dülmen, wo das rund 40 Jahre alte Gefährt künftig im Rahmen der Wald-Erlebnispädagogik eingesetzt wird. Damit schließt sich ein Kreis, denn einst in den 1980ern stellte das Kiwo die Kiwo-Küche zur Verfügung, damit die Kolpingsfamilie dort den Reibekuchenteig herstellen konnte.
„Wir haben da Kartoffeln geschält und gerieben“, blickte Günter Janning, einer DER Ur-Akteure in Sachen Kolping-Reibekuchen, zurück, als er am Kolpinghaus bei der Abholung des alten Reibekuchenwagens die Schlüssel dazu an Kiwo-Erlebnispädagogin Corinna Fleischer übergab.
Ganz ursprünglich, Mitte der 1970er Jahre, hatte der Kolping-Diözesanverband die Kolpingsfamilien dazu aufgerufen, Geld für ein Projekt in Brasilien mit Schwerpunkt Berufsbildung zu spenden. Und so begann die Kolpingsfamilie Dülmen damit, beim Dülmener Weihnachtsmarkt Reibekuchen anzubieten. „Erst nutzten wir zum Backen einen Anhänger der Gärtnerei Nordmann“, so Günter Janning. Als der Anhänger dann nicht mehr genutzt werden konnte, entstand Anfang der 1980er Jahre im Rahmen eines speziellen Qualifizierungsprojekts für Jugendliche, die eine Handwerksausbildung machen wollten, in Dülmen eine Hütte aus Holz. Leiter dieser Qualifizierungsmaßnahme war Bernhard Gerdes, der als Tischlermeister von 1980 bis zu seinem Renteneintritt 2016 bei der Kreishandwerkerschaft seine Fähigkeiten an angehende Handwerker weitergab. „Die jungen Leute erstellten eine Zeichnung, ermittelten den Materialbedarf und bauten dann unter Anleitung die Hütte“, erinnert sich Bernhard Gerdes, der auch jahrzehntelang den Schützenfestvogel für die Kolpingsfamilie baute. Zu den Weihnachtsmärkten wurde die Hütte in der Marktstraße auf- und zum Ende der Märkte wieder abgebaut. Damit dieser Aufwand nicht mehr nötig war, stellte die Kolpingsfamilie die Hütte auf ein Fahrgestell, das Hermann Osterkamp geplant und gezeichnet und die Dülmener Schmiede Strätker am Hinderkingsweg gefertigt hatte. Im Stadtjubiläumsjahr 1986 wurde der damals neue Reibekuchenwagen erstmalig eingesetzt.
Die Nachfrage nach Kolping-Reibekuchen wuchs stark, so dass Vorbereitungen für den Reibekuchenteig irgendwann nicht mehr bei Kolpingern zu Hause, sondern zentral erfolgte – Dutzende Zentner Kartoffeln galt es pro Weihnachtsmarkt zu verarbeiten. „Hierfür konnten wir über Jahre die Küche vom Kiwo nutzen“, berichtet Günter Janning. Mit Spenden in Höhe von mehreren tausend Mark aus dem Erlös des Reibekuchenverkaufs revanchierte sich die Kolpingsfamilie beim Kiwo für deren Bereitschaft, die Kolpingsfamilie die Küche nutzen zu lassen. Und mit der Spende des ausrangierten Reibekuchenwagens wurde der Dank der Kolpingsfamilie nun auch nochmal ganz handfest.
Mit der Anschaffung eines neuen Reibekuchenwagens kann die Kolpingsfamilie das Thema Reibekuchen nun flexibler angehen, denn der neue Anhänger kann per Pkw gezogen werden. Für den bisherigen Reibekuchenwagen, der einen Aufbaugrundriss von etwa vier Meter mal 2,50 Meter hat und einiges auf die Waage bringt, muss zu schwerem Zuggerät gegriffen werden – Trecker oder auch Unimog.
Und so stellte sich jetzt bei der Abholung des alten Wagens Viktor Weiling in den Dienst der guten Sache und zog mit seinem Schlepper den Hänger zum Kiwo-Standort Lüdinghauser Straße, wo nun als erstes in einem Projekt mit Jugendlichen vom Kiwo Sitzgelegenheiten in den Anhänger eingebaut werden sollen. Anschließend soll der umgebaute Anhänger bei waldpädagogischen Aktivitäten als Treffpunkt und Schlechtwetterschutz genutzt werden.