Buldern. Für Marcel Rath aus Buldern spielte Sport schon immer eine große Rolle in seinem Leben. Als junger Erwachsener spielte er bei der DJK Adler Buldern Fußball, dann motivierte ihn eine ehemalige Mitbewohnern in den Niederlanden zu seinem ersten Marathon, dann kam das Rennradfahren hinzu und in Hamburg wurde dann die Triathlon-Leidenschaft entfacht. Heute ist der Bulderaner 40 Jahre alt und steht vor allem sportlich in der Blüte seines Lebens. In eineinhalb Wochen tritt er bei den Ironman-70.3-Weltmeisterschaften in den USA an. Und – wenn alles gut läuft – soll mittelfristig die Qualifikation für die WM über die ganze Ironman-Distanz auf Hawaii folgen …
Aber von vorn: Eigentlich ist Marcel Rath ein „ganz normaler Junge aus Buldern“. Im Dorf groß geworden, zur Schule gegangen, IT-Elektroniker gelernt, Bachelor of Science in IT und Master of Arts in IT Management gemacht, Familie gegründet, selbstständig gemacht. Doch „irgendwas mit Sport“ war immer. Und als er dann elf Jahre in Hamburg, der „deutschen Hauptstadt des Triathlons“ lebte, führte ihn sein Bewegungsdrang, gepaart mit einer großen Menge Ehrgeiz, irgendwie zwangsläufig zum Triathlon. „Beim Radfahren war ich direkt richtig gut“, so Rath, „auch das Laufen war ganz passabel. Aber beim Schwimmen hatte ich echt Defizite. Und mit über 30 richtig Kraulen lernen ist auch gar nicht so ohne!“
Doch der sportbegeisterte, zweifache Familienvater blieb dran und wurde gut. Sogar richtig gut: In Duisburg sicherte er sich im vergangenen Jahr die Qualifikation für die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft, die am 29. Oktober in St. George, Utah (USA) ausgetragen wird. 70.3 heißt, dass der Wettkampf jeweils über die halbe Distanz eines „ganzen Ironmans“ ausgetragen wird, also 1,9 Kilometer Schwimmen (1,2 Meilen), 90 Kilometer Radfahren (56 Meilen) und 21.1 Kilometer Laufen (13,1 Meilen), also in der Summe 70,3 Meilen.
Wer jetzt allerdings denkt, so ein halber Ironman wäre auch nur halb so anstrengend, ist auf dem Holzweg, wie Rath lachend bekräftigt: „Das ist für mich persönlich sogar viel schwieriger. Tritt man zum normalen Ironman an, bewahrt man sich stets Kraftreserven, geht nie ganz ans Limit und bestreitet den Wettkampf sehr kontrolliert. Bei der halben Distanz versucht man hingegen mitunter zu viel und verausgabt sich. Oder man verschätzt sich und lässt Zeit liegen.“
Die Qualifikation für den „70.3“ hat er insbesondere seiner sehr guten Leistung auf dem Rad zu verdanken: „Mit meiner guten Zeit auf dem Rennrad habe ich meine Laufzeit kompensiert, die etwas schlechter als die der direkten Konkurrenten war. Bei meiner Vorbereitung auf den Wettkampf am 29. Oktober arbeite ich darum auch tatsächlich insbesondere an meiner Laufleistung.“
Während es bei „normalen“ Wettkämpfen stets Marcel Raths Ziel ist, so weit vorne mitzumischen, wie nur möglich, backt er für die USA-Reise kleinere Brötchen: „Da werden echte Voll-Profis das gleiche Rennen bestreiten, wie ich. Wenn ich mir ein realistisches, aber ehrgeiziges Ziel setze, dann würde ich sagen, dass ich mehr als zufrieden sein kann, wenn ich es in die Top 50 meiner Altersklasse schaffe. Insgesamt werden in der Klasse etwa 500 Leute an den Start gehen …“
Bei der Veranstaltung in Utah muss sich der IT-Fachmann insbesondere auf zwei Widrigkeiten einstellen: Das Klima und viele Höhenmeter. „Zum Glück war ich vor kurzem mit meiner Familie auf Kreta und konnte mich etwas an den Sport bei wärmeren Temperaturen gewöhnen“, so Rath. „Und auf die Höhenmeter – beim Radfahren in St. George muss ich mich auf etwa 1.000 Meter Höhenunterschied einstellen. Dafür trainiere ich insbesondere ,auf der Rolle‘, also auf einem Sportgerät in meinem Büro zuhause.“
Überhaupt sind die Vorbereitungen sehr Zeit- und Kraftintensiv. Zum Glück kann er sich dabei nicht nur voll auf den Rückhalt seiner Frau Susanne verlassen: „Ich habe versprochen, dass ich vor allem dann trainiere, wenn die Kinder in der Schule oder im Bett sind. Durch meine selbstständige Tätigkeit klappt das sehr gut. Zudem unterstützt mich meine Frau, die als Ernährungsberaterin arbeitet, darin, dass ich mich ausgewogen ernähre. Der Kalorienverbrauch aktuell ist immens! Zudem habe ich – bei all dem Ehrgeiz – eine Schwäche: Süßigkeiten. Und davon hält sie mich auch ab, wenn es sein muss…“
Weitere Unterstützung erhält Marcel Rath durch sein Team „Tri Finish Münster“, für das er auch an Wettkämpfen teilnimmt. „Hier ist insbesondere mein Trainer Philipp Wolfert eine wichtige Stütze.“ Darüber hinaus wird der ambitionierte Sportler von den Firmen „Maler Schlagheck“ und „Astagil.de“ als Sponsoren unterstützt und auch auf sein Team in der Heimat, die „Adlerradler“ kann er sich immer verlassen.
Wenn der „70.3“ geschafft ist, wird sich Marcel Rath eine ganz kurze Pause gönnen: „Meine Frau und ich schauen uns ein wenig den Westen der USA an. Las Vegas, den Yosemite-Nationalpark und San Franzisco. Dann lege ich zwei Wochen lang die Füße hoch, und dann beginne ich mit den Vorbereitungen für die Qualifikation zum Ironman. Denn das ist mein nächstes großes sportliches Ziel: Endlich mal auf Hawaii dabei sein …“
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