Dülmen (men). Mathias Arens hat vor 16 Jahren durch Knochenmarkspende der Kanadierin Jacky Roe ein neues Leben ermöglicht. Und pflegt mit der heute 65-Jährigen, die 2008 von dem Dülmener die Knochenmarkspende erhielt, und ihrem Mann Terry seit einigen Jahren eine Freundschaft. Erst kürzlich war das Ehepaar aus dem Nordwesten Kanadas – aus New Hazleton in British Columbia – zu Gast bei Mathias Arens.
Natürlich hieß Arens die beiden auch bei sich in der „Weinbar 4408“ in der Marktstraße willkommen und zeigte ihnen, wie über zwei Dutzend Weine dort probiert werden können.
„Ich kann mich noch gut an die Typisierung erinnern“, erzählt Mathias Arens. „Ich machte damals eine Ausbildung im Chemiepark Marl. Weil eine Kollegin bei Evonik eine Knochmarktspende benötigte, fand eine Typisierungsaktion statt – und unser Ausbilder riet uns dazu, da mitzumachen.“
Gesagt, getan.
Die Gewebemerkmale von Mathias Arens stimmten jedoch nicht genügend mit den Gewebemerkmalen der erkrankten Evonik-Kollegin überein, so dass hier eine Knochenmarkspende nicht sinnvoll war.
Dafür jedoch gab es viele Übereinstimmungen mit dem Gewebemerkmalen von Jacky Roe in Kanada, die ebenfalls eine Knochenmarkspende benötigte. Im April 2008 dann spendete Mathias Arens Knochenmark, das über den Atlantik gebracht und Jacky Roe verabreicht wurde. Insgesamt acht Monate dauerte ihre Behandlung; allein 100 Tage verbrachte Jacky Roe im Krankenhaus in Vancouver, über 1.200 Kilometer von ihrem Heimatort New Hazleton entfernt. Eine schwere Zeit für die Post-Mitarbeiterin.
Mathias Arens freute sich, dass er mit seiner Knochenmarkspende helfen konnte. Und war aufgeschlossen, als die Datensperre der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zwei Jahre nach der Knochenmarkspende standardmäßig aufgehoben wurde. Auf diese Weise kam der persönliche Kontakt zwischen Mathias Arens und Jacky Roe und ihrem Mann Terry zustande – E-Mails gingen über den Atlantik.
Schon 2011 gab es dann im Sommer die erste persönliche Begegnung zwischen Jacky und Mathias, die einen Altersunterschied von immerhin 26 Jahren haben – und mittlerweile hat es verschiedene Besuche und Gegenbesuche in Deutschland und Kanada gegeben: Drei Mal war Mathias Arens in Kanada, und der Besuch von Jacky und Terry Roe in Dülmen kürzlich war bereits der vierte Besuch.
Diesmal verbrachte das kanadische Ehepaar auch eine Zeit lang in Italien und war in der Toskana in Peccioli, dem laut einem Wettbewerb schönsten Dorf Italiens. Auch die Stadt Pisa stand auf dem Besuchsprogramm von Jacky und Terry Roe. Bei vergangenen Besuchen absolvierten Jacky und Terry Roe auch in Spanien Etappen des Jakobs-Pilgerwegs nach Santiago de Compostella. „Wenn die beiden hier sind, sind wir auch hier in der Region unterwegs – in Münster, aber auch in Düsseldorf. Und auch die Stuttgarter Vasen mit der Bierkultur haben die beiden schon erlebt“, zählt Mathias Arens auf. Zwischen den Besuchen wird dank moderner Technik Kontakt gehalten – mit Facetime und anderen Videochats.
„Wir haben im Laufe der Jahre eine schöne Freundschaft entwickelt. Ich bin froh, dass ich damals bei der Typisierung mitgemacht habe und dass ich schon bald drauf mit einer Knochenmarkspende helfen konnte. Und ich kann eindeutig sagen: Vor einer Knochenmarkspende muss man keine Angst haben. Man kann damit jedoch wunderbar einem Menschen helfen“, so Mathias Arens.
Und wenn dann auch noch persönliche Interessen zwischen Knochenmarkspender und Knochenmarkempfänger ähnlich sind – bei Mathias Arens und Jacky und Terry sind das Angeln und Natur –, dann umso besser. „Ich würde es immer wieder so tun“, so Mathias Arens.