Dülmen. Ganz klar: Das Leben für Otto Groll wird künftig zeitlich luftiger werden. „Ich werde aber weiter noch komponieren“, sagt der 86-Jährige – einer der ältesten und dienstältesten Chorleiter in Deutschland. Und einer der bekanntesten, vielleicht ja der bekannteste Komponist von Chormusik, speziell für Männerchöre. „Rund 500 Stücke sind es im Laufe der Zeit geworden“, sagt Otto Groll, der am Sonntag, 5. Dezember, mit dem traditionellen Weihnachtskonzert der Chorgemeinschaft Dülmen 1905 e. V. auch gleichzeitig sein offizielles Abschiedskonzert geben wird.
Seit gestern läuft an der Infothek Alte Sparkasse der Kartenvorverkauf für das Konzert, das die letzte Konzert-Gelegenheit bietet, Otto Groll als Dirigent der Chorgemeinschaft zu erleben. Einzig am zweiten Weihnachtsfeiertag wird er den Chor noch dirigieren, wenn die Sänger traditionsgemäß im Heilig-Geist-Stift die morgendliche Weihnachtsmesse musikalisch mitgestalten. Und vorher dirigiert Otto Groll die Chorgemeinschaft bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertags. Ab dem 1. Januar hat die Chorgemeinschaft dann mit Theo Cortner einen neuen Dirigenten.
„Unser Konzert am 5. Dezember ist zweigeteilt: In der ersten Hälfte vor der Pause sind weltliche, flotte Stücke zu hören. Im zweiten Teil dann wird es adventlich-weihnachtlich“, kündigt Klaus Demes, seit 2018 Vorsitzender der Chorgemeinschaft Dülmen, an. Zwischen den Stücken wird Klaus Demes wieder moderieren – unter anderem mit Informationen zu den Stücken.
Wie in den sonstigen Jahren auch wird wieder die Rhythmusgruppe Heiden mitwirken, und während Achim Bednarz sein Akkordeon spielt, sitzt Professor Xaver Poncette am Flügel.
„Als Solisten haben wir die Sopranistin Lara Rieken und als Tenor Uwe Buchmann bei unserem Konzert mit dabei“, freut sich Klaus Demes. „Es wird bestimmt wieder ein schönes Konzert.“ Zumal auch Gassenhauer zu hören sein werden, verspricht Klaus Demes.
In der Tat sind auch viele Stücke, die Otto Groll komponiert hat, in der Chorszene zu Gassenhauern geworden. „Es gab Stücke, da kamen wir mit dem Notendruck gar nicht nach“, schmunzelt Otto Groll. So beim „Ave Maria der Berge“.
Es war 1970, dass die Karriere von Otto Groll als Komponist seinen Auftakt nahm – nach einem Konzert der Chorgemeinschaft Dülmen in Seppenrade: „Günter Isenburg vom Iris-Verlag Recklinghausen war vor Ort, hörte das Katjuscha Kassatschok, war begeistert.“ Denn in diesem Stück kam das zum Tragen, mit dem Otto Groll seit Jahrzehnten die Chormusik bereichert: die rhythmische Chormusik.
Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit, die aber auch Disziplin erforderte: Viele Jahre arbeitete Otto Groll als Musiklehrer im Dülmener Clemens-Brentano-Gymnasium, komponierte nachmittags und fuhr dann zu den Chorproben. Über Jahrzehnte leitete er fünf Männerchöre.
Mit dem Weihnachtskonzert der Chorgemeinschaft Dülmen am 5. Dezember geht nun Otto Grolls Chorleiter-Karriere zu Ende. Am 17. Oktober noch hatte es in Bocholt ein geistliches Konzert des Quartettvereins gegeben, bei dem Otto Groll dort das letzte Mal im Konzert den Dirigentenstab führte.
„Es gab eine Menge Abschiedstränen“, erinnert sich Heidi Groll gut an den 17. Oktober. „Es haben sich ja auch eine Menge Freundschaften über die Jahre hin entwickelt.“