Dülmen. Schon seit Jahren gibt es immer weniger Schiedsrichter im Amateur- und Jugendfußballbereich. Konkret fehlten zu Beginn des Jahres ganze 63 Schiris, um dem Anspruch gerecht zu werden, etwa alle Kreisliga-Spiele besetzen zu können. Doch insbesondere in der Kreisliga D müssen immer noch Spiele ohne offiziellen Spielleiter durchgeführt werden.
Umso erfreulicher ist es, wenn sich gerade junge Menschen dazu entscheiden, an einem Lehrgang teilzunehmen und selber zur Pfeife zu greifen. Welchen positiven Einfluss diese Verantwortungsrolle mit sich bringt, war in der DÜLMENplus-Ausgabe vom 5. Oktober zu lesen, in der Bundesliga-Schiedsrichter Philipp Hüwe aus Coesfeld davon berichtete, wie er sich vom schüchternen Teenager zum durchsetzungsstarken Spielleiter entwickelte. In der gleichen Ausgabe hatte DÜLMENplus ein Gewinnspiel ausgerufen, bei dem unter allen Teilnehmer*innen des Schiedsrichterlehrganges, der im Oktober startete, ein Schiedsrichter-Trikot, signiert von den Schiedsrichtern Florian Badstübner, Philipp Hüwe, Markus Schüller, Wolfgang Haslberger und Wolfgang Stark, verlost wurde. Dieses Trikot wurde nun dem Dülmener Simon Hillers zugelost, der seit wenigen Wochen für GW Hausdülmen Jugendspiele pfeift.
Der 16-jährige, frischgebackene Schiedsrichter hat erst vor knapp einer Woche sein erstes Spiel gepfiffen – das C-Jugendspiel zwischen DJK Dülmen und TuS Ascheberg – und freut sich besonders, nun das signierte Trikot zu besitzen. „Das werde ich mir einrahmen“, so der CBG-Schüler, der selber in der B-Jugend von GW Hausdülmen kickt. „Das ist eine schöne Motivation!“ Auf die Idee, Schiedsrichter zu werden, kam Hillers durch seinen Kumpel Jonathan Hölscher: „Jonathan macht das schon seit einem knappen Jahr und was er so vom Pfeifen berichtet hat, hörte sich schon echt gut an. Das wollte ich auch probieren!“ Gesagt, getan, meldete sich Hillers für den Lehrgang an und meisterte ihn problemfrei: „Ich bin sowieso schon seit Jahren fußballinteressiert und musste nicht so viel Neues lernen. Den sportlichen Eignungstest habe ich auch ganz locker geschafft.“ Und seine ersten Pfeif-Erfahrungen? „Es war ein ganz ruhiges und entspanntes Spiel ohne viele Fouls. Nervös war ich gar nicht, weil mir als Pate der Schiedsrichter Alexander Schüttert zur Seite stand.“ Durch seine Schiedsrichter-Tätigkeit freut sich Simon Hillers nicht nur über ein paar Euro zusätzlichen Taschengeldes – auch der freie Eintritt zu Bundesliga-Spielen war ein Anreiz für ihn. „Als Schalkefan machen Stadionbesuche zwar momentan nicht so viel Spaß, aber ich werde trotzdem nun noch öfter dort hinfahren!“
Ein weiterer, noch recht frischgebackener Schiedsrichter ist Ahmed Ibrahim, Trainer von der DJK Rödder. Zumindest auf dem Papier, denn eigentlich hat Ibrahim seinen Schiedsrichter-Schein insbesondere gemacht, um sein Fußballverständnis zu erweitern: „Mir war es wichtig, auch mal ,die andere Seite‘ kennenzulernen. Beim Fußball sucht man viel zu schnell die Schuld beim Unparteiischen – so sollte es aber nicht sein!“ Tatsächlich hat Ahmed Ibrahim allerdings auch schon ein A-Jugendspiel als offizieller Schiedsrichter geleitet – und dabei wichtige Erfahrungen gesammelt: „Es gibt immer wieder Situationen, in denen du etwas anders bewertest, als ein Spieler. Wichtig ist dann, dass man deren Mosern neutral bewertet und den Spieler nicht plötzlich ,auf dem Kieker‘ hat.“
Insbesondere für junge Menschen hält Ahmed Ibrahim die Schiedsrichter-Ausbildung für einen sehr guten Schritt: „Zum einen fußballerisch, weil man sich intensiv mit den Regeln auseinandersetzen muss – zum anderen menschlich. Ich habe meinen Schiedsrichter-Lehrgang gemeinsam mit meinem 16-jährigen Neffen Mohamed gemacht – und der pfeift nun regelmäßig. Das hat schon was mit ihm gemacht. Er ist viel selbstbewusster, eine sehr schöne Entwicklung!“ Doch nicht nur jungen Menschen rät er zur Teilnahme am Lehrgang, denn mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Die älteren Herrschaften, die am Wochenende am Spielfeldrand stehen und alles besser wissen, als der Schiedsrichter, sollten es vielleicht einfach mal selber probieren. Mit dem neuen Blickwinkel ist dann vielleicht nicht immer nur der Unparteiische Schuld.“
Um das Schiedsrichter-Defizit zu bekämpfen, würde Ibrahim vor allem die Vereine noch mehr in die Pflicht nehmen: „Das gesamte Schiedsrichter-Wesen ist weitestgehend ehrenamtlich organisiert. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die ihre Zeit dafür investieren! Wenn man sich überlegt, wie groß allein der Aufwand ist, alle Spiele an einem Wochenende mit Schiedsrichtern zu besetzen, sollte man viel Dankbarkeit zeigen. Ich würde mir wünschen, dass die Vereine weitere Anreize schaffen, Jugendliche schon früh zum Pfeifen zu bewegen. Dazu kann beispielsweise mal ein Schiedsrichter zum Training erscheinen und von seiner Tätigkeit berichten. Oder die Jugendlichen müssen abwechselnd beim Training als Schiedsrichter ran. Es gibt viele Ideen. Und ich hoffe, dass es künftig viele weitere neue Schiedsrichter gibt und diese den Respekt bekommen, den sie verdienen.“
Wer Interesse hat, sich als Schiedsrichter zu probieren, kann ab dem Ende des Monats an einem Anwärterlehrgang des Schiedsrichterkreises Ahaus/Coesfeld teilnehmen. An vier Terminen werden den Lehrgangsteilnehmer*innen dabei die Fußballregeln von den Lehrwarten aus dem Kreis Ahaus/Coesfeld beigebracht. Abgeschlossen wird der Lehrgang mit einer theoretischen Prüfung und einem Lauftest. Interessenten müssen mindestens 14 Jahre alt sein. Stattfinden wird der Lehrgang an folgenden Terminen:
23. Februar, 18 Uhr
28. Februar, 18 Uhr
4. März, 9 Uhr
8. März, 18 Uhr
10. März, 18 Uhr
Lehrgansort: FLVW Kreis Ahaus/Coesfeld Geschäftsstelle, Holtwicker Str. 9 in Coesfeld. Bei Interesse darf gerne der jeweilige Heimatverein oder der Vorsitzende des Schiedsrichterkreises, Paulo Goncalves, unter paulo.goncalves@flvw.de kontaktiert werden.