Kreis Coesfeld. Es ist ein langer Prozess, der jetzt in eine wichtige Phase tritt: Bereits seit Abzug der britischen Truppen von den heutigen Naturschutzflächen Borkenberge im Jahr 2015 arbeiten sowohl die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld als auch das Naturschutzzentrum intensiv an einer stetigen Verbesserung der Flächen des Flora-Fauna-Habitat- (FFH)-Gebietes, das zugleich auch Vogelschutzgebiet ist. Damit soll die namensgebende Tier- und Pflanzenwelt gefördert werden. Nun hat auch die Kreisgruppe Coesfeld des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU) mit einem Offenen Brief an Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr noch einmal an die Dringlichkeit dieses Projektes erinnert.
Gemeinsam berieten der Landrat, Christoph Steinhoff als Leiter der Unteren Naturschutzbehörde und drei Vertretende des NABU über die Umsetzung weiterer Maßnahmen, die verhindern sollen, dass sich das besagte Gebiet ökologisch weiter verschlechtert. „Sorgen bereitet uns zudem die Störung des Gebiets durch das illegale Befahren mit Crossmotorrädern und Quads, aber auch durch Spaziergänger mit freilaufenden Hunden“, betonte Dorothea Knepper-Wollny vom NABU – und ergänzte: „Dadurch wird vor allem das Brüten seltener Vogelarten verhindert.“ Das Befahren der Borkenberge mit Crossmaschinen ist nicht nur illegal, sondern auch gefährlich, wie der Landrat unterstrich: „Erst kürzlich gab es zum wiederholten Male einen tödlichen Unfall.“
In den vergangenen drei Jahren hat das Naturschutzzentrum Vegetation und Vogelarten auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz aufwendig kartiert und dabei feststellen müssen, dass bereits ein Viertel der Heideflächen durch Überwachsen mit Gehölzen verschwunden ist. „Haben Kiefern und Birken hier erst einmal Fuß gefasst, ist es fast unmöglich, sie wieder zu entfernen“, berichtete Steinhoff. Dass ein Pflegekonzept dringend umgesetzt werden muss, gibt auch die FFH-Richtlinie der EU vor. Diese verlangt, dass sich Lebensraumtypen von europäischem Naturschutzinteresse, wie die in den Borkenbergen noch großflächig vorkommenden trockenen europäischen Heidegesellschaften, nicht verschlechtern dürfen – hier drohen der Bundesrepublik ansonsten hohe Geldstrafen.
„Aber es sind nicht nur die finanziellen Auswirkungen, die unsere Bemühungen antreiben“, bekräftigt der Landrat – und ergänzt: „Es ist unsere Sorge um weitere seltene Arten wie Heidelerche, Ziegenmelker oder Schlingnatter. Für sie muss sichergestellt werden, dass die Heideflächen erhalten bleiben.“
Bereits seit 2014 laufen die Planungen zum Projekt „Westfalens Wilder Westen“; basierend darauf ist vorgesehen, die rund 550 Hektar des Gebiets innerhalb eines geeigneten Zauns mit Großtieren zu beweiden. „Das karge Nahrungsangebot erlaubt nur robuste Arten wie Taurusrinder, Konikpferde oder Wisente – und diese in geringer Stückzahl“, erklärte Christoph Steinhoff. Die respekteinflößenden Tiere könnten zudem auch die Fahrerinnen und Fahrer von Crossmaschinen abschrecken.
Die NABU-Vertretenden übergaben ihren Offenen Brief an den Landrat und erklärten sich nochmals bereit, den Kreis bei der Pflege der Heideflächen und bei den anstehenden Gesprächen mit DBU Naturerbe GmbH und dem Ministerium zu unterstützen.