Dülmen. Gutscheine statt Geld für ausgefallene Veranstaltungen und Reisen. Vermeintliche schufafreie Sofortkredite, die sich als kostenpflichtige Prepaid-Karten erweisen. Online-Bestellungen, die wochenlang unterwegs sind oder gar nicht eintreffen. Und nicht zuletzt einschüchternd auftretende Inkassobüros, die Verbraucher*innen unter Druck setzen. Bei rund 4.000 Anliegen war die Verbraucherzentrale Dülmen im vergangenen Jahr Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigten Forderungen einen Riegel vorzuschieben.
„Auch wenn wir wegen der Pandemie einige Wochen lang keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren und sind wir per Telefon und E-Mail stets mit Ratsuchenden in Kontakt“, sagte Susanne Terwey, Leiterin der Beratungsstelle Dülmen, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020. Vor allem Auskünfte rund um Verbraucherrechte im Lockdown sowie angesichts von Öffnungen unter Auflagen waren im vergangenen Jahr stark gefragt. „Corona hat den Verbraucheralltag erheblich verändert. Der Onlinehandel hatte Hochkonjunktur und rief auch unseriöse Anbieter auf den Plan. Service und rasche Unterstützung für verunsicherte und übervorteilte Menschen standen deshalb für uns im Vordergrund.“
Bei rund 1655 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer*innen 2020 zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. Rund 49 Prozent der rechtlichen Hilfestellungen erfolgten aufgrund von niedrigen Einkommen entgeltfrei (Sozialklausel).
Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen rangierten Anfragen rund ums Thema Reisen in der Statistik der Beratungsstelle ganz oben. Oft beklagten Betroffene schleppende oder verweigerte Rückzahlungen von Veranstaltern bei Stornierungen sowie das Vertrösten mit Gutscheinen. „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten“, berichtete die Beratungsstellenleiterin. So bedankte sich eine Familie aus Coesfeld bei dem Team der Beratungsstelle, die aufgrund von Kurzarbeit in finanzielle Not geraten war. Denn erst nach Einschreiten der Verbraucherzentrale zahlte der Reiseveranstalter die geleistete Anzahlung für eine pandemiebedingte Stornierung der Sommerreise in Höhe von 1.050 Euro zurück.
Ob gefälschte Internetseiten, Fakeshops, Pishing-Mails oder irreführende Werbung zu Sofortkrediten: „Immer wieder suchten Verbraucher*innen unseren Rat, die auf unseriöse Angebote oder gezielte Betrugsmaschen im Internet hereingefallen waren und dann mit untergeschobenen Verträgen oder mangelhaften Warenlieferungen zu kämpfen hatten“, erläuterte Beratungsstellenleiterin Susanne Terwey. Dass auf ihre Kosten eingekauft oder auf ihre Namen Verträge abgeschlossen worden waren, erfuhren die Betroffenen oftmals erst, wenn sie Rechnungen erhielten, unbekannte Abbuchungen feststellten oder sogar ruppige Inkassoschreiben im Briefkasten landeten.
„Mach Dein Passwort stark!“ lautete denn auch die Botschaft einer vom Landeskriminalamt NRW initiierten Kampagne gegen Cyberkriminalität. Gemeinsam mit der Kreispolizeibehörde Coesfeld hielt das Team der Beratungsstelle Informationen über sichere Passwörter als Schlüssel gegen Datenklau und -missbrauch vor.
Aufgrund von Beschwerden besonders in den Blick genommen hat die Verbraucherzentrale aktuell verspätete Lieferungen im Online-Handel. So berichteten Ratsuchende aus dem Kreis von verspätet oder gar nicht gelieferten Bestellungen von Büchern, Möbeln und Kleidung. „Was viele nicht wissen: Online-Shops müssen eine konkrete Lieferfrist angeben und diese auch einhalten. Nachträgliche Veränderungen der Lieferfrist aufgrund von Produktions- oder Lieferschwierigkeiten des Händlers müssen Kunde*innen nicht akzeptieren“, erklärt Susanne Terwey.
„Da die Infektionslage es erlaubt, können auch wieder Termine für die persönliche Beratung vereinbart werden“, erklärt Susanne Terwey. „Unter Einhaltung der Hygienevorgaben ist dies ein wichtiger Schritt hin zum ‚normalen Verbraucheralltag‘. Auch wenn die vergangenen Monate gezeigt haben, dass die von uns angebotenen digitalen Alternativen sehr gut funktionieren und wir sie auch beibehalten werden, freuen wir uns sehr darauf, die Verbraucher*innen aus dem Kreis Coesfeld wieder im persönlichen Austausch zu unterstützten.“
Für Ratsuchende ist die Verbraucherzentrale Dülmen nach Terminvereinbarung zu den Öffnungszeiten persönlich erreichbar. Infos hierzu unter www.verbraucherzentrale.nrw/duelmen
sowie telefonisch unter (02594) 8406801.