Buldern/Hiddingsel (men). Seit elf Jahren ist Ferdinand Hempelmann Pastor in St. Pankratius Buldern und in St. Georg Hiddingsel und viel in der Seelsorge engagiert – nicht nur vor Ort, sondern auch beispielsweise als Fachberater Seelsorge für die Feuerwehr Dülmen. Und seit Juli 2020 mit in der Seelsorge in Buldern und Hiddingsel ist Pastoralreferentin Schwester Kitonyi.
Was denken die beiden zu den jüngeren Ereignissen in der katholischen Kirche? Die Art und Weise, wie Kirchenleitungen in der Vergangenheit lax mit Amtsträgern umgegangen ist, die Kindern und jungen Menschen sexuelle Gewalt angetan haben, stößt ja landesweit auf Entsetzen. Und auch, dass sich Mitarbeiter der katholischen Kirche offensichtlich nicht zu ihrer sexuellen Identität bekennen können, ohne berufliche Konsequenzen befürchten zu müssen – bis hin zur Entlassung. Was sagen die beiden angesichts dessen ihren Gemeindemitgliedern?
„Es war falsch und verkehrt, nur das (Über-)Leben und die Berufung der kirchlichen Amtsträger im Blick zu haben. Dabei hat man die psychischen Schäden der Betroffenen, der Opfer, total ignoriert. Ihr Leben sowie ihre Berufung wurden außer Acht gelassen. Die Betroffenen sollen endlich in den Mittelpunkt gestellt werden.
Es war auch falsch, das Thema Missbrauch nur kirchenintern zu regeln. Richtig ist, dass die Kirche sich immer mehr für die Aufklärung öffnet und der Verantwortung stellt. Richtig ist, dass das Thema Prävention im Alltag von Gemeindeleben immer mehr Raum einnimmt.“
Was den Umgang der katholischen Kirche mit Mitarbeitern, die keine heterosexuelle Identität haben und dies öffentlich machen, betrifft, sagen Ferdinand Hempelmann und Schwester Kitonyi: „Mutig ist, dass Amtsträger sowie Mitarbeiter*innen in der Kirche offen über ihre Sexualität sprechen und dazu beitragen, dass das Thema kein Tabu mehr bleibt. Denn ein einseitig auf die Sexualität des Menschen bezogenes und gelehrtes Menschenbild hat dazu geführt, dass Menschen in Angst leben mussten und vielerorts in dieser Welt noch leben müssen. Auch deren Berufung wurde und wird dadurch zerstört.
Normalität wird es erst dann geben, wenn in der Kirche und in der Gesellschaft nicht mehr von ,Outing‘ gesprochen werden muss.
Was wir Gemeindemitgliedern sagen wollen ist, dass wir über diese Themen sprechen möchten. Wir brauchen den Austausch, wir dürfen nicht verstummen, denn dann verstummt auch das, was uns Kraft und Hoffnung gibt.
Wir schätzen unsere christliche Gemeinschaft vor Ort sehr und sind davon überzeugt, dass der christliche Glaube eine Gemeinschaft in ihrer Vielfalt braucht.
Berührend und ermutigend fanden wir die Menschen, die in der ARD-Doku „Wie Gott uns schuf“ über ihren Glauben und ihre Motivation, trotz all ihrer schwierigen Erfahrungen in der Kirche zu bleiben, gesprochen haben.
Wir haben die Hoffnung, dass Kirche neue Wege gehen wird, auch wenn der Prozess sich mühsam anfühlt. Diese Hoffnung möchten wir mit allen teilen, die diese Worte lesen.“