Von Reimund Menninghaus
Buldern. Die Stimmung hier oben auf dem Planwagen ist prächtig: „Hoch auf dem gelben Wagen“ klingt aus den Kehlen der „Kiepenkerls“. Unterstützt vom Gitarren- und Akkordeonspiel, mit denen auch manch ein anderes Lied aus dem Repertoire der Mundorgel intoniert wird. Zu finden in einem eigenen Liederbuch der „Kiepenkerls“, die seit Jahrzehnten ihre Sparclub-Jahresfahrt als dreitägige Planwagenfahrt unternehmen.
In die Heimat und nicht weit weg nach Mallorca oder sonstwohin. So war vor Jahrzehnten die Entscheidung der Sparclub-Mitglieder mit Blick auf ihrer Jahresfahrten. Ein Leiterwagen aus dem Jahr 1942, der zuvor von der Familie Tönnis bereits für Ausfahrten genutzt worden war, wurde hergerichtet für größere Kiepenkerls-Ausfahrten. Auch eine Bier-Zapfanlage wurde installiert und ein Kühlraum für das Fassbier eingerichtet: Ein großer, mit Dämmung versehener Holzkasten, der unten zwischen den beiden Achsen platziert ist und in den das Bierfass gestellt wird. Drumherum gestoßenes Eis zur Kühlung.
In diesem Jahr ist Georg König am Zapfhahn, als sich die Kiepenkerls-Kutsche von Buldern in Richtung Lüdinghausen auf den Weg macht. Gezogen von „Emma“ und „Lotte“, zwei rheinisch-deutschen Kaltblütern aus dem Stall der Familie Berghaus in Lette. Martin Berghaus sitzt entsprechend als Kutscher vorne und hat selber Spaß an der Tour. Kommt ja nicht alle Tage vor, so ein Einsatz.
Erst geht‘s im Pferdeschritttempo von Buldern nach Ondrup, wo im Café Mare Halt gemacht wird. Eine Runde Bier, dann nimmt Udo Krabbe die Auszahlung der gesparten Gelder vor – jeder bekommt einen Umschlag mit Bargeld. Die Umschläge für die Kiepenkerls, die nicht an der Tour teilnehmen, wird der Kassierer ihnen nach der Tour geben. Denn neben Vorsitzendem Dieter Gerpheide sind auch eine Handvoll weiterer Kiepenkerls diesmal gesundheitsbedingt nicht mit von der Partie.
Manch ein Döneken kommt auf dem Wagen zur Sprache während der Tour. So unter anderem die Erlebnisse bei der Ausnahme-Fahrt im Jahr 1996. Damals packten die Kiepenkerls ihren Planwagen auf einen großen Pkw-Anhänger und nahmen ihn mit nach Berlin. Dort wurden Pferde geliehen, und es ging zum Brandenburger Tor. Dort kam es zu ganz außergewöhnlichen Begegnungen zwischen den Kiepenkerls und den ausgelassen feiernden Teilnehmern und Besuchern des Christopher Street Days, der an dem Tag dort über die Bühne ging. Während die Kiepenkerls sich unters Volk mischten und Likör und Korn ausschenkten, mussten sie sich ab und an die Augen reiben beim Anblick der CSD-Teilnehmer: Nicht nur Männer, sondern auch Frauen mit freiem Oberkörper. „Hans Hegemann, der als Gast damals mit dabei war, hat nur mit dem Kopf geschüttelt“, erinnern sich die Kiepenkerls noch heute an die Tour, die damals von Guntram Baranowsky vorbereitet worden war. Auch bei der diesjährigen Tour nach Lüdinghausen, wo in der ehemaligen Emkumer Schule übernachtet wird, greift er wieder in die Saiten seiner Gitarre und sorgt damit für Stimmung.
Super Stimmung herrschte auch 2009 bei der Ameland-Fahrt der Kiepenkerls. Auch damals wurde der Planwagen per Anhänger zum Zielort transportiert. Auf der Insel waren die Kiepenkerls dann mit dem Planwagen und Pferden von vor Ort unterwegs.