Dülmen (else). Am Montag ist eines anders, als Werner Feugmann im Geschäft in der Tibergasse seine 3,49 über die Ladentheke an Werner Westphal übergibt. In der Montagsausgabe des Sportmagazins „Kicker“ ist der langjährige Trainer der Minikicker der DJK Dülmen zum allerersten Mal selbst mit einem Foto abgedruckt.
„Ich lese, seit ich sportbegeistert bin, jede Woche den Kicker“, berichtet der 74-Jährige. In jungen Jahren sei sein erstes Taschengeld oft dafür „draufgegangen“. Noch bevor er wieder bei seiner Frau Petra am Küchentisch sitzt, blättert der Pensionär neugierig durchs Heft – angekommen auf Seite 81 findet er sich dann inmitten von applaudierenden Minikickern, die ihn zum Abschied seiner Trainerkarriere im Sommer vergangenen Jahres einen rührenden Ausstand beschert hatten. Preisgekrönt im Bild festgehalten hatte das der Dülmener Sportfotograf Jürgen Fromme. Es ist der 1. Platz in der Kategorie „Amateur- und Jugendfußball“ bei der „Kicker“-Prämierung „Sportfoto des Jahres“.
Fromme und Feugmann verbindet eine lange Freundschaft. Daher freut sich der Betreiber der Sportfotoagentur „firo“ über sein Preisbild auch mit Blick auf Werner Feugmann. „Ich finde es toll, dass hiermit auch das Ehrenamt gewürdigt wird.“ Denn: Werner Feugmann ist auf dem Foto nach 36-jähriger Arbeit als Nachwuchstrainer bei der DJK Dülmen verabschiedet worden.
Als der gebürtige Marler 1974 von Oldenburg nach Dülmen versetzt wird, startet er Ende der 70er-Jahre seine berufliche Laufbahn bei der Kreisverwaltung als Beamter im Schul- und Sportamt in Coesfeld und wechselt schließlich später zum Straßenverkehrsamt nach Dülmen. Seit 1980 ist er der DJK Dülmen als Mitglied treu geblieben – erst als Akteur in der zweiten Mannschaft und später eben als Coach der Nachwuchskicker. Durch seine Schule gingen seither seine Enkel Juri und Chris sowie unter anderem Klaus Plischek, Denis Carsten, Jan Schürmann, Matze Marx, Jonas Goßling, Daniel Ivanovic , Philipp und Dennis Schulte, die alle eine tolle Fußballkarriere gestartet haben. Auch der langjährige Kapitän der ersten Senioren Michael Bücker gehörte zu Feugmanns Sprösslingen.
„Ich hatte das große Glück, ihn vor 36 Jahren als Trainer zu erleben. Dort hat er mir das Fußballspielen beigebracht. Er ist hier die treue Seele des Vereins und hat uns immer begleitet, ob in guten oder schlechten Zeiten“, findet Bücker persönliche Worte für seinen damaligen Coach und nun Mannschaftskollegen bei den Alten Herren.
Auch Jürgen Fromme stand eines Tages vor der Entscheidung, bei welchem Verein in Dülmen er seinen Sohn Jan anmeldet. Doch nur einer konnte ihn überzeugen. Beim Schnuppertraining vor etlichen Jahren sagte seine Frau Michaela, die nicht nur aus den Augen einer Mutter, sondern auch einer berufstätigen Lehrerin darauf blickte, zu ihm: „Das ist ein Typ, der kann mit Kindern umgehen.“ Dieses Kompliment machte den gelernten Bauzeichner sehr stolz und bestätigte ihn in seiner langjährigen erfolgreichen Arbeit mit den Minis. Er übernahm die Opa-Figur – manchmal war er sogar wie ein Vater. Werner Feugmann gab den Kleinen stets ein gutes Gefühl, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. „Bei den berufstätigen Eltern habe ich die Kinder abgeholt und zu Spielen mitgenommen. Bei mir hat jedes Kind gespielt – egal ob mit oder ohne Talent.“ Bei Jan Fromme erinnert sich der 74-Jährige: „Er ging immer voran und hatte nie Angst vor einem Zweikampf.“
So standen nun zum Abschied einer tollen Trainerlaufbahn am letzten Trainingstag nochmal viele seiner ehemaligen Schützlinge und Wegbegleiter Spalier. Ein Moment, den Werner Feugmann wohl nie vergessen wird. Mit Tränen in den Augen verbeugte er sich vor den Kindern. Diesen unvergesslichen Augenblick hielt Jürgen Fromme im Bild „Abschied vom Ehrenamt“ fest und gewann damit unter vielen tausend Einsendern in Deutschland den ersten Preis. „Ich bin sehr glücklich über die Auszeichnung, und noch mehr freue ich mich für Werner, dass man ihn und seine verdiente Arbeit deutschlandweit anerkennt.“
Drei „Kicker“-Siegerfotos von Dülmener Sportfotografen
Jürgen Fromme belegte nicht nur den 1. Platz beim Fotowettbewerb des Sportmagazins „Kicker“ in der Kategorie „Amateur- und Jugendfußball“ mit Werner Feugmann und dem Titel „Abschied vom Ehrenamt“, sondern gewann auch den 3. Platz in der Kategorie „Fußball allgemein“ mit dem Motiv „Solidarität“. Hier wurde er nur von seinem Mitarbeiter bei der Agentur firo sportphoto, Sebastian El-Saqqa, verdrängt. Der freie Sportfotograf und Geschäftsführer von DÜLMENplus sicherte sich mit seinem Foto von der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar „Brasilien verzückt die WM-Zuschauer“ den 2. Platz. „Das ist ein super Ergebnis für uns als Dülmener Sportfotoagentur. Darauf bin ich sehr stolz. Zum Beruf des professionellen Sportfotografen gehört halt nicht nur, eine gute Kamera zu besitzen, sondern diese auch zu beherrschen und ein gutes Auge zu beweisen“, betont der 56-jährige Jürgen Fromme, für dessen Agentur Sebastian El-Saqqa übrigens schon fast 20 Jahre freiberuflich unterwegs ist.
Der 1. Platz in der Kategorie „Amateur- und Jugendfußball“ bei der Auszeichnung „Sportfoto des Jahres“ vom „Kicker“ stammt von Jürgen Fromme: „Der Vorstand der DJK Dülmen hatte mich gebeten, am 22. Juni zum Training der U6 zu kommen, um Bilder von Werner Feugmann zu machen. Der 73-Jährige sollte nach 36 Jahren im Ehrenamt gebührend verabschiedet werden. Nichts ahnend, leitete der Senior seine letzte Übungseinheit. Anschließend bildeten die Mini-Kicker ein Spalier, klatschten mit leuchtenden Augen Beifall und ließen ihren gerührten Coach hochleben.“
2. Platz in der Kategorie „Fußball allgemein“ – Sebastian El-Saqqa. Brasilien verzückte die WM-Zuschauer – allen voran Tottenham-Stürmer Richarlison. Beim 2:0-Sieg über Serbien traf der 25-Jährige akrobatisch: Nach einer Außenrist-Flanke von Vinicius Jr. legte sich Richarlison den Ball mit dem ersten Kontakt gekonnt in die Luft und netzte per Seitfallzieher ein.
3. Platz in der Kategorie „Fußball allgemein – Jürgen Fromme. Bei einem Freundschaftsspiel zwischen Mönchengladbach und der ukrainischen Nationalmannschaft liefen die Gäste mit Trikots der Namen der angegriffenen Städte auf. Währenddessen sind im Hintergrund Fans und Flüchtlinge mit Fahnen zu sehen.
