Buldern. Ein altes renovierungsbedürftiges Gebäude übersät von Graffitis mit undichtem Dacht – über zu wenig Arbeit konnten sich die Eisenbahnfreunde Bahnhof Buldern bei dem Kauf des Gebäudes vor zehn Jahren eindeutig nicht beklagen. Im Gegenteil: Bis der Modelleisenbahnclub Dülmen (MEC) in dem Alten Bahnhof sein neues dauerhaftes Domizil fand, vergingen erst einmal ein paar Jahre. Dank unermüdlichem Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder und viel Unterstützung von Handwerkern und Sponsoren sind die Räumlichkeiten und das Gelände inzwischen zum Schmuckstück geworden. Dies möchte der Verein mit einem Bahnhofsfest am Samstag, 30. Oktober, von 13 bis 19 Uhr feiern.
Der MEC wurde früher immer wieder aus seinem Vereinsheim vertrieben und war dementsprechend auf der Suche nach einer langfristigen Bleibe. „Nicht nur die kleine Eisenbahn hat es uns angetan, sondern auch die große, deswegen wollten wir gerne in ein altes Bahngebäude ziehen“, sagt der erste Vorsitzende aus der Anfangszeit Rainer Flachmeier. Durch Zufall entdeckten sie eine briefmarkengroße Anzeige, in der die Stadt Dülmen den Bulderner Bahnhof zum Verkauf anbot. Die Vereinsmitglieder erstellten daraufhin ein Konzept zur Erhaltung des Gebäudes und erworben das circa 400 Quadratmeter große Gelände für nur einen Euro. „Natürlich waren aufgrund der Renovierungen aber viel mehr Kosten mit dem Kauf verbunden. Die Stadt Dülmen hat uns, da die Abrisskosten gespart wurden, auch eine kleine Starthilfe zur Verfügung gestellt“, so Schatzmeister Markus Alfs.
Jahrelanger Arbeitseinsatz war erforderlich
Die Ursprungsidee kam also vom MEC, bereits im März 2011 gründeten sich aber die Eisenbahnfreunde Bahnhof Buldern als separater Verein mit 15 Leuten. Der Grund? Der Verein ist beim Finanzamt als gemeinnützig eingestuft. Für die Finanzierung des Gebäudes sind Spenden äußerst wichtig. Außerdem sind die Mitgliederbeiträge mit 8 bis 10 Euro für einen Verein relativ hoch. „Anders wäre es nicht möglich die Kosten zu tragen. Nicht nur die Reparaturarbeiten sondern auch die laufenden Kosten müssen schließlich bezahlt werden“, erklärt der aktuelle erste Vorsitzende Ludger Bennemann. Auch sind nicht alle Mitglieder der Eisenbahnfreunde gleichzeitig Teil des MEC, manche interessieren sich nur für den Erhalt des Gebäudes. Insgesamt 52 Personen sind aktuell Mitglied des Vereins.
Wohnlich war es in der Anfangszeit in dem Gebäude keinesfalls. „Das erste Jahr haben wird eigentlich nur zurückgebaut, Schutt und Dreck entfernt und das Gebäude entkernt“, erläutert Bennemann. Nach und nach wurde das Dach wieder dicht gemacht, die Heizung und Fenster erneuert, die Wände gestrichen und vieles mehr. Nach fünf Jahren harter Arbeit konnte der MEC endlich in seine Räumlichkeiten ziehen. 2015 fand außerdem erstmals eine Veranstaltung – ein Flohmarkt – in dem alten Bahnhof statt. „90 Prozent der Arbeiten sind inzwischen erledigt. Alles was wir selbst übernehmen konnten, haben wir auch gemacht, bei dem Rest hatten wir Hilfe von Handwerkern“, so Marcus Alfs.
Moderne Ausstattung mit historischem Charme
Wichtig war dem Verein, den historischen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Ein Teil des Gebäudes entstand bereits 1878 und zählt damit neben dem Schloss und der alten Kirche zu den ältesten Gebäuden Bulderns. Bis 1998 wurde das Stellwerk von der Bahn genutzt. Anschließend war der Handy-Betreiber Arcor für ein paar Jahre Mieter. Danach stand der Alte Bahnhof leer und verfiel zunehmend.
Davon ist heute nichts mehr zu spüren, das Gelände erstrahlt in altem Glanz. Neben den Club-Räumlichkeiten ist das Stellwerk mit Bad und Küche und einer Wartehalle im klassischen Look ausgestattet. In den Räumlichkeiten befinden sich viele alte Gegenstände aus dem Bahnbetrieb, wie ein damaliges Stellpult und alte Telefone oder Lautsprecher. „Wir sind kein Museum“, macht Alfs deutlich. „Wir erklären aber gerne die Abläufe von damals. Vor der Corona-Pandemie kamen zum Beispiel Kindergartengruppen und Grundschulklassen als Ausflug mit dem Zug zu uns.“ Im daran anschließenden Güterschuppen findet sich genug Platz für Veranstaltungen mit bis zu 100 Leuten. Der große Raum wird deswegen auch vermietet und ist aufgrund der direkten Lage an der Bahn praktisch für die An- und Abreise der Gäste. Wer den Bahnhof gerne einmal anschauen möchte, kann dies donnerstags von 18 bis 20 Uhr tun. Dann ist immer ein Vereinsmitglied vor Ort.
Zu den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum am Samstag, 30. Oktober, von 13 bis 19 Uhr sind alle Interessierten eingeladen. Um 14 Uhr findet eine offizielle Begrüßung mit den Ehrengästen statt. Anwesend sein werden unter anderem die Eisenbahntrachtengruppe aus Minden und die Treckergruppe Buldern. Führungen durch den Bahnhof werden an dem Nachmittag angeboten, bei denen auch der Modellbahnhof „Bahnhof Buldern“ von 1965 angeschaut werden kann. Außerdem findet ein Eisenbahnflohmarkt statt. Zur Stärkung gibt es Kaffee, Kuchen und Waffeln sowie Frisches vom Grill. Bei Betreten der Räumlichkeiten gilt die 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet).