Dülmen. Nicht nur Liebe geht durch den Magen – auch Kegelbruderschaft! Und das bei den „Quietschenden Buben“ schon seit über 20 Jahren in ganz besonderer Form. Immer am ersten Freitag des Jahres geht‘s deftig zur Sache mit Wurstebrot, Leberbrot und Panhas aus der heißen Pfanne, geschmückt mit gebratenen Zwiebelringen, gebratenen Apfelachteln und garniert mit Gewürzgurken. Ein regelrechtes Heimatessen – genau richtig für die Truppe, die im Februar 1972, vor 50 Jahren also, erstmals auf der Kegelbahn im Kolpinghaus in die Vollen warf.
Warum Wurste- und Leberbrot und Panhas? Die Antwort gibt Georg Bennemann: „Über 20 Jahre hab ich das alles selbst gemacht“, sagt der Metzgermeister, der sein Können nicht nur für seinen Kolping-Kegelklub, sondern auch bei vielen anderen Anlässen für die Kolpingsfamilie einbringt. Sei es bei den Reibekuchen-Aktionen, sei es bei der Beköstigung der Sammler bei der Altkleider-Straßensammlung mit Deftigem vom Grill.
Beim Jahresanfangsessen 2020 und jetzt 2022 kommt das, was an Wurst ins heiße Öl kommt, jedoch nicht mehr aus der Bennemann‘schen Wurstküche, sondern von einem Hofladen in Lavesum. „Für zwei Kilo lohnt sich der Aufwand nicht“, meint Georg Bennemann, der fast zu den Gründungsmitgliedern des Kegelklubs gehört – so wie die heute noch aktiven Gründungskegler Herbert „Keppo“ Plugge, Erich Griese und Berni Wiesel, der als Altersehrenpräsident des Klubs bei den Kegelterminen schon seit Menschengedenken immer die Kegelergebnisse auf die Tafel schreibt.
So notierte er auch DIE Sensation, für die er erst wenige Wochen zuvor, am 23. Dezember 2021, gut war. Damals kegelte er in einem Wurf einen Kranz – Kranzhand! Erstmals in seiner Karriere als „Quietschender Bube“! Fix war ein Foto von der Tafel gemacht, das Kegelvater Herbert Mengelkamp im Rahmen einer kleinen Rede zum Jubiläumsjahr zu Beginn des Abends am Freitag feierlich an Berni Wiesel überreicht. „Das bekommt einen Ehrenplatz“, strahlt der Beschenkte.
Vieles ist dann im Laufe des Abends bei Georg Bennemann im Wintergarten Gesprächsthema bei den „Quietschenden Buben“. Wie das früher war mit den Hausschlachtungen – manch einer in der Runde hat lebhafte Erinnerungen. „Wir haben unsere Schinken immer hier nach nebenan gebracht – da gab‘s eine Räucherkammer. Später wurde da die Gaststätte ,Zum Rauchfang‘ eröffnet, die es ja inzwischen auch nicht mehr gibt“, erzählt Berni Wiesel, der nur wenige hundert Meter weiter in der Hiddingseler Straße wohnt.
Wie und mit welchen Bestandteilen Wurste- und Leberbrot gemacht werden, das schildert Georg Bennemann. Und auch die Machart von Panhas.
„Ich hab in Haltern Metzger gelernt. Da wird Panhas mit Blut angedickt. Aber später hier in Dülmen, wo ich bei Robert Brockmann gearbeitet habe, wird Panhas mit Buchweizen und nicht mit Blut angedickt und sieht daher auch nicht dunkel, sondern hell aus. Da musste ich mich umgewöhnen“, so Georg Bennemann.
Aber auch, wenn das Panhas am Freitag nicht ganz so den üblichen Dülmener Essgewohnheiten entspricht: Schön dünn geschnitten und kross gebraten ist auch das Panhas von jenseits des „Panhas-Äquators“ – der Kreisgrenze Recklinghausen – eine Delikatesse, verbuchen die „Quietschenden Buben“.
Und freuen sich schon auf die große Jubiläumsfahrt. Erstmals seit Gründung des Klubs geht es für eine ganze Woche auf Tour. Wohin? Darüber schweigen die Gründungskegler Berni Wiesel, Herbert „Keppo“ Plugge und Erich Griese, die die Tour vorbereiten.
Wahrscheinlich aber geht‘s nicht nach Leipzig, auf den Rennsteig oder nach Prag, wo 2018 die bisher längste Tour – fünf Tage – hingeführt hat. Denn diese Ziele sind ja schon bekannt.
In der Vorfreude auf die Tour schwingt auch die Hoffnung, dass sie nicht coronabedingt platzt wie das Weihnachtsessen des Klubs 2020. Damals treffen sich Herbert Mengelkamp und Georg Bennemann, schälen 15 Kilogramm Kartoffeln, reiben und brutzeln sie zu sechs Reibekuchen für jeden „Quietschenden Buben“ und bringen die Leckerschmecker warm zu den Kegelbrüdern nach Hause. Eine tolle Überraschung, von der am Freitag auch geschwärmt wird.