Charlene Kipp ist damit in ihrem Bachelor-Studienjahrgang einzigartig. Masterstudium im Blick
Von Reimund Menninghaus
Dülmen. Beruflich in einem Hospiz arbeiten: Viele Menschen können sich dies für sich selber nicht vorstellen. Auch Charlene Kipp hatte Hospizarbeit nicht vor Augen, als sie sich entschied, Soziale Arbeit zu studieren. „Ich habe nach dem Abitur einen Bundesfreiwilligendienst im Heilig-Geist-Stift in Dülmen absolviert“, berichtet die 24-Jährige, „und das gefiel mir sehr gut.“ Martin Suschek, Sozialpflegerischer Vorstand der Heilig-Geist-Stiftung, fiel dies auf. „Er sagte: ,Wir dürfen Dich nicht verlieren‘“, erinnert sich Charlene Kipp, und er kümmerte sich darum, dass sie als Dual Studierende am Heilig-Geist-Stift angestellt wurde. „Das Seniorenheim und das Hospiz Anna Katharina teilen sich die Kosten – und so bin ich bei meinem praktischen Studienteil zur Hälfte im Heilig-Geist-Stift und zur Hälfte im Hospiz Anna Katharina tätig“, schildert Charlene Kipp.
Sowohl die Arbeit im Hospiz als auch im Seniorenheim hat jeweils ganz eigene Voraussetzungen und Besonderheiten. „Man kann die Situationen gar nicht vergleichen – die Menschen haben einfach andere Ressourcen und Voraussetzungen.“ Man erfährt eine Menge Feedback, „und es gibt auch hier im Hospiz unheimlich schöne Momente, wenn man Gästen des Hospizes eine Freude machen und ihnen ihre Situation erleichtern kann“, so Charlene Kipp.
Wer das persönlich nicht erlebt, kann sich dies mitunter nur schwer vorstellen. „Mein Papa sagt immer: ,Ich weiß nicht, wie Du das machst – ich bewundere das‘. Aber man wächst in die Situationen und in die Arbeit hinein. Und im Hospiz sagen wir immer: ,Wir können über den Tod sprechen – das bringt uns ja nicht um.‘ Wichtig ist, dass man den Tod nicht verschweigt.“
In Gesprächen mit Gästen des Hospizes Anna Katharina, aber auch mit Angehörigen der Gäste bringt sich Charlene Kipp mit ein, fragt nach den ganz speziellen Wünschen und Bedürfnissen und wo sie im einzelnen unterstützen kann. „Ich stelle mir auch selber immer die Frage, was mich bewegen würde, wenn ich Gast in einem Hospiz wäre oder Bewohnerin in einem Seniorenheim. Daraus ergibt sich schon das ein oder andere.“
Darüber hinaus liegen aktuell Themenbereiche zwangsweise still: „Die Kulturarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit – beispielsweise die offenen Hospizabende – finden ja jetzt in der Pandemiezeit nicht statt. Eigentlich wäre dies auch einer unserer Tätigkeitsbereiche im Sozialen Dienst.“
Daneben hat sie sich im Rahmen ihres Dualen Studiums an der Entwicklung eines Schulungskonzepts „HPS – hospizlich, palliativ, stark“ mitbeteiligt, bei dem künftig alle Berufsgruppen der Verbundeinrichtungen des Heilig-Geist-Stifts Schulungen durchlaufen. Ziel dabei: Die Lebenssituationen der Bewohnerinnen und Bewohner in den Senioreneinrichtungen, die mit dem Heilig-Geist-Stift einen Verbund bilden, noch weiter verbessern.
Berufliche Zukunft in der Erwachsenenarbeit
Angesichts ihrer Erfahrungen im Studium und ihrer praktischen Tätigkeit im Heilig-Geist-Stift und im Hospiz Anna Katharina hat Charlene Kipp schon für sich klar, dass sie auch weiterhin im Bereich Erwachsenenarbeit tätig sein möchte. „Kinder- und Jugendsozialarbeit schließe ich für mich aus“, sagt sie und blickt schon mal auf das berufsbegleitende Masterstudium Sozialmanagement, das sie an ihr Bachelorstudium anhängen möchte. „Entweder an der Fachhochschule Münster oder an der Katholischen Hochschule NRW in Münster“, sagt sie
Für sich die eigene Motivation einschätzen kann sie auf jeden Fall, denn sie hat bereits einiges an Erfahrungen in der Jugendarbeit gesammelt. „Ich war Messdienerin, Messdienerleiterin und Messdiener-Ausbilderin in St. Joseph – von meinem elften Lebensjahr bis zu meinem Studium war ich acht Jahre da aktiv“, berichtet sie. Daneben arbeitete sie zielgerichtet an ihrem schulischen Abschluss: Nachdem sie an der Dülmener Marienrealschule erfolgreich gewesen war, wechselte sie zur Liebfrauenschule Coesfeld und erlangte dort die Allgemeine Hoschschulreife.
Berufliche Vorbilder in der eigenen Familie
Sie hatte in ihrer Mutter ein Vorbild, was die berufliche Perspektive betrifft: Anja Kipp ist Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Sozialpädagogin und Mitglied im Team der in Dülmen, Coesfeld und Velen ansässigen Ambulanten Kinder- und Jugendhilfe com.pass. Und auch Großvater Wolfgang Fütterer, der sich gesellschaftlich engagierte – unter anderem als Vorsitzender des Bürgerschützenvereins Dülmen – und Großmutter Helga Fütterer, die von 1998 bis 2011 als Vorsitzende den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Dülmen leitete, sind sicherlich da zu nennen.
Mit Blick auf ihre eigene Generation hat Charlene Kipp einen klaren Wunsch: „Es wäre schön, wenn jüngere Menschen die Angst verlieren und sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen würden“, sagt die offene junge Frau, die sich eher zu denen zählt, die ein Glas halb voll und nicht halb leer sehen. „Jede Situation im Leben hat ihren Wert und ihre Potentiale. Von diesem Standpunkt aus kann man das Leben erfüllend gestalten.“