Dülmen. Einst waren sie ganz normal im Alltag, besonders für Jugendliche und Heranwachsende. Heute entwickeln sie sich zu Kultobjekten in einer ganz besonderen Szene: Mofas und Mopeds, die einen Zweitaktmotor und einige Jahre auf dem Buckel haben. Seit 2015 gibt es auch in Dülmen einen kleinen Kreis von Enthusiasten der Zweiräder mit Zweitaktmotor.
„Das entstand damals ‚An‘ Koppel Steen‘ bei Scheipers aus einer Bierlaune heraus. Von da nahm alles seinen Gang“, schmunzelt Martin Keßel, der vor kurzem erst noch die Restaurierung einer NSU Quickly S aus dem Jahr 1960 abgeschlossen hat. Der 50 Kubikzentimeter große Einzylinder-Zweitaktmotor mit 1,4 PS verbraucht etwa 3,5 Liter Benzingemisch auf 100 Kilometer, berichtet Martin Keßel. „Das entschleunigte Fahren und der Geruch – das ist einfach klasse“, so der 56-Jährige, der seine 14-jährige Tochter zu den Dülmener Zweitaktfreunden mitgebracht hat. Mit 14 Jahren ist sie das jüngste Mitglied in der Riege; zusammen mit ihrem Vater baut sie eine DKW von 1974 wieder auf.
Ansonsten ist der Fahrzeugbestand der Dülmener Zweitaktfreunde bunt gemischt: ältestes Fahrzeug ist ein Falter-Moped von 1954, schick wieder hergerichtet. Eine Zündapp Bella von 1954 – damals Alternative für alle, die sich keinen VW Käfer leisten konnten – harrt noch der Wiederaufmöbelung, während die Vespa von 1989, die Express Radexi von 1958 und die Simson Schwalbe von 1969 fidel auf der Straße sind.
Neben dem Schrauben und Bauen an den Zweirädern steht auch das gemeinsame Fahren auf dem Plan der Freunde. So gab es im Sommer nicht nur eine Ausfahrt durch die Baumberge, bei der die Zweitakter am Longinusturm die absoluten Helden waren. Auch eine Tour nach Dortmund mit Besuch im Biermuseum und Übernachtung im Hotel haben die Zweitaktfreunde im diesem Sommer unternommen.
Aktuell ist eines ihrer Augenmerke auf das KTM-Geländemoped gerichtet. Damit waren sie beim Grasbahnrennen in Lüdinghausen und planen, damit beim 24-Stunden-Mofarennen in Munster mit anzutreten.
„Das ist ,Der Gerät 2.0‘“, lacht Uli Specht. Die Vorgängermaschine, einfach „Der Gerät“ genannt, „ist bei unserer ersten Teilnahme beim 24-Stunden-Rennen in Munster nach der sechsten Rund abgeraucht“, so Uli Specht. Der Sieger absolvierte damals 800 Runden mit seinem Zweirad. „Auch wenn wir damals schnell aus dem Rennen waren – es hat super Spaß gemacht. Denn alle Zweitaktfreunde helfen sich untereinander; bierernste Wettbewerb gibt‘s da nicht.“ Ein erfolgreiches Team damals in Munster war eine Gruppe von einem Berufskolleg. „Cool, die so kennengelernt zu haben.“
2020, 2021 und 2022 haben die Dülmener Zweitaktfreunde nicht bei den 24-Stunden-Mofarennen in Munster teilgenommen – 2023 ist nun wieder ins Auge gefasst. „Dazu wäre es toll, wenn uns jemand ein Gelände zum Üben zur Verfügung stellen würde“, so Martin Keßel. Erreichbar sind er und seine Mitstreiter auf Instagram unter duelmener_2_takt_freunde.