Update: Mittlerweile steht fest, dass Wohncontainer am Hüttendyk aufgestellt werden. Wohncontainer werden am Hüttendyk aufgestellt – (duelmenplus.de)
Dülmen. In den vergangenen Wochen sind die Zuweisungszahlen für geflüchtete Menschen (insbesondere aus der Ukraine) in Dülmen so weit gestiegen, dass die vorhandenen Möglichkeiten zur Unterbringung erschöpft sind. Die Stadt ist also nun gezwungen, neue Wohnräume zu schaffen.
Eine Unterbringung ist in der Nähe von Rorup gefunden: Die Stadt richtet im Kloster Hamicolt eine Notunterkunft für bis zu 50 Personen ein. Zudem entstehen zwei neue Container-Unterkünfte im Stadtgebiet – derzeit läuft die Standortsuche. Bürgermeister Carsten Hövekamp bereitet darüber hinaus mit seinen Amtskolleg*innen im Kreis Coesfeld ein Schreiben an die Landesregierung vor.
Am heutigen Freitag schilderten der Bürgermeister sowie Annette Holtrup (1. stellv. Bürgermeisterin und Sprecherin Integrationsbeirat), Christoph Noelke (Erster Beigeordneter und Sozialdezernent), Herbert Wies (Fachbereichsleiter Arbeit, Soziales, Ehrenamt und Senioren) und Daniel Alfschnieder (Leiter Integration) die aktuelle Lage in Dülmen und zeigten auf, wie dramatisch die Lage sich darstellt: Mehr als 500 Menschen aus der Ukraine sind bereits in Dülmen angekommen. Derzeit kommen jede Woche 25 bis 30 Personen hinzu. „Dies betrifft nicht nur Dülmen“, so der Bürgermeister, „sondern auch die anderen Kommunen im Kreis Coesfeld. Unsere Kapazitäten sind bald erschöpft. Wir brauchen vom Land verlässliche Aussagen, warum ausgerechnet zuletzt die Zuweisungen gestiegen sind und wie die Prognosen für die kommenden Wochen aussehen.“
Wohncontainer für bis zu 90 Personen
Kurzfristig hat die Stadt jetzt das leerstehende Kloster Maria Hamicolt vom Bistum Münster angemietet. Ab dem 19. September finden hier weitere 50 geflüchtete Menschen eine Unterkunft. Die soziale Betreuung vor Ort übernimmt das Kolping-Bildungswerk im Kreis Coesfeld. „Diese zusätzliche Unterkunft hilft uns allerdings nur kurzfristig. Bleiben die Zuweisungszahlen so hoch, wird auch das Kloster innerhalb von zwei bis drei Wochen voll belegt sein“, erklärt Christoph Noelke. Vor diesem Hintergrund bereit die Stadt weitere Notunterkünfte vor: An zwei Standorten im Stadtgebiet werden zusätzliche Wohncontainer aufgestellt, die Platz für bis zu 90 geflüchtete Menschen aus der Ukraine bieten. Derzeit prüft die Stadt, welche öffentlichen Flächen in Dülmen-Mitte und in den Ortsteilen am besten geeignet sind. „Das wird Einschränkungen für uns alle mit sich bringen, denn die Flächen stehen dann für andere Nutzung nicht mehr zur Verfügung. Dennoch müssen wir handeln: Wegfallende Flächen oder Parkmöglichkeiten stehen in keinem Verhältnis zu dem Leid der Menschen, die aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine zu uns kommen“, so Noelke.
Bei der Suche nach geeigneten öffentlichen Flächen muss die Stadt zahlreiche Kriterien einbeziehen: Ein befestigter Untergrund ist ebenso zwingend erforderlich wie vorhandene Leitungen für Strom, Wasser und Abwasser. Und: Die Fläche muss umgehend zur Verfügung stehen, da der Aufbau bereits in Kürze beginnen wird. In der kommenden Woche soll die Entscheidung für die beiden Standorte final getroffen werden und dann bekannt gegeben werden.
Fest steht, dass die Stadt möglichst verhindern möchte, etwa auf Sporthallen zurückzugreifen, wie dies teils in Nottuln und Coesfeld bereits wieder der Fall ist: „Wir hoffen auf möglichst große Akzeptanz aus der Bevölkerung“, so Annette Holtrup. „Dass es zu Einschränkungen kommt, steht außer Frage – aber ich hoffe, dass die Dülmener Bevölkerung sich in Erinnerung ruft, dass die flüchtenden Menschen alle nicht freiwillig hier sind und wir ihnen einen sicheren Hafen bieten müssen.“
Wohnraum kann weiter gemeldet werden
Im Mai hatte die Stadt bereits die ehemalige Tower School am Ostdamm als zusätzliche Unterkunft für Menschen aus der Ukraine in Betrieb genommen. Die Kapazität dieser Einrichtung ist mittlerweile aber ebenso erschöpft wie auch die anderen Unterbringungsmöglichkeiten. Viele geflüchtete Ukrainer*innen sind bei Privatpersonen untergekommen oder in Wohnungen, die die Stadt angemietet hat. „wir sind der Bevölkerung für diese großartige Hilfsbereitschaft sehr dankbar“, sind sich der Bürgermeister und der erste Beigeordnete einig. „Weitere Unterbringungsmöglichkeiten – seien es leerstehende Objekte, seien es Möglichkeiten im privaten Raum – können natürlich auch weiterhin gemeldet werden.“ Dies nimmt Daniel Alfschnieder, Tel. (02594) 12523 oder per E-Mail an d.alfschnieder@duelmen.de gerne entgegen.
Die verfügbaren Kapazitäten im Josefshaus in Seppenrade, welches der Kreis Coesfeld für die Kommunen unterhält, sind ebenfalls belegt. Und auch in den weiteren städtischen Übergangsheimen – zum Beispiel am Leuster Weg oder am Osthoff – sieht die Situation nicht anders aus. „Zusätzlich zu den Menschen aus der Ukraine erhalten wir natürlich auch weiterhin Zuweisungen von Geflüchteten aus anderen Ländern, die wir unterzubringen haben. Und auch hier befinden sich die Zahlen auf hohem Nivau“, sagt Herbert Wies. „Ich nehme an, dass wir die Zuweisungszahlen aus dem Flüchtlings-Jahr 2015 überschreiten werden.“
Integrationsbeirat tagt
Erstmal seit fünf Jahren ist in dieser Woche der Integrationsbeirat der Stadt Dülmen einberufen und über die Krisensituation unterrichtet worden. Neben dem Bürgermeister und den beiden städtischen Beigeordneten sitzen ausgewählte Stadtverordnete und sachkundige Bürger*innen in diesem Gremium. „Oberste Handlungsmaxime bleibt, dass wir eine Belegung von Sporthallen, wie es in anderen Kommunen derzeit bereits geschieht, unbedingt vermeiden wollen. Die Anmietung von Kloster Hamicolt und die zustäzlichen Wohncontainer helfen uns kurzfristig. Mittel- und langfristig hängt es aber von den kommenden Zuweisungszahlen ab und ob diese die Handlungsfähigkeit der KOmmunen nicht länger überfordern. Deshalb benötigen wir nicht nur schnellstens konkrete Aussagen des Landes, sondern vor allem eine Änderung der Zuweisungspraxis im Sinne der Kommunen“, sagt Bürgermeister Carsten Hövekamp.