Runder Tisch gegen Gewalt an Frauen und Kindern im Kreis Coesfeld startet eine Petition
„Stellen Sie den Zugang zu Frauenhäusern für alle Frauen und ihre Kinder im Kreis Coesfeld sicher!“ Das ist der Titel der Petition, die der Runde Tisch gegen Gewalt an Frauen und Kindern im Kreis Coesfeld auf der Online-Plattform OpenPetition gestartet hat (Quelle: Stellen Sie den Zugang zu Frauenhäusern für alle Frauen und ihre Kinder im Kreis Coesfeld sicher! – Online-Petition (openpetition.de).
Der Anlass für die Petition ist hoch aktuell. Die Zahl der von Gewalt betroffenen Frauen ist unter den Bedingungen der Corona-Pandemie mit Ausgangsbeschränkungen, Lockdown und Quarantänemaßnahmen deutschlandweit gestiegen (Quelle: Hilfetelefon gegen Gewalt). Und schon vor der Pandemie waren die Zahlen alarmierend, denn laut Studien hat in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erfahren. Auch im Kreis Coesfeld ist Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder keine Randerscheinung (vgl. dazu Corona-Pandemie: Frauenhäuser sind überlastet – Nachrichten – WDR). Innerhalb des letzten Jahres wandten sich vermehrt Frauen hilfesuchend an Beratungsstellen im Kreis Coesfeld, nachdem sie Opfer von häuslicher Gewalt wurden.
Doch die Unterbringung der Frauen und ihrer Kinder in einer Schutzeinrichtung scheiterte in mehreren Fällen an der fehlenden Kostenübernahme. Der Aufenthalt in einem Frauenhaus wird bei einem Leistungsanspruch der Frauen über Tagessätze finanziert. Jedoch sind folgende Frauen davon ausgeschlossen: Asylbewerberinnen mit Aufenthaltsbeschränkungen oder ohne geklärten Aufenthaltsstatus, EU-Bürgerinnen, Studentinnen, Auszubildende und Frauen mit eigenen Einkommen.
Da diese Frauen für sich und ihre Kinder für den unverschuldeten Unterstützungsbedarf durch die erlittene Gewalt finanziell selbst aufkommen müssen, steht bei der Flucht in ein Frauenhaus die drohende Armut am Anfang des neuen Lebensabschnitts.
Durch die Kostenübernahme des Frauenhausplatzes für sich und ihre Kinder werden die betroffenen Frauen für die Folgen der erlebten Gewalt individuell verantwortlich gemacht und dies erschwert es, sich aus der Gewaltbeziehung zu befreien.
Diese Gesetzlücke erfordert eine pragmatische, niedrigschwellige und unbürokratische Lösung, denn „(…) Frauen brauchen den sicheren Ort und es darf nicht am Geld scheitern,“ so der Kommentar eine Unterzeichnerin der Online-Petition auf Open-Petition.
Beispiele aus anderen Kommunen und Kreisen in NRW zeigen, dass es Wege gibt, allen betroffenen Frauen, unabhängig Aufenthaltsstatus und Einkommen, Zugang zum Schutzraum Frauenhaus zu ermöglichen, wenn die Verantwortung für Schutz vor Gewalt für Frauen ihre Kinder als gesellschaftliche und somit politische Aufgabe übernommen wird.
Die Mitglieder des Runden Tisches fordern für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder aus dem Kreis Coesfeld die Sicherstellung von Schutz- und Unterstützung in einem Frauenhaus durch ein fest verankertes Budget im Kreishaushalt, das schnell und unbürokratisch hilft.
„Helfen auch Sie mit Ihrer Unterschrift die Forderung der Petition zu unterstützen, um Frauen und Kindern aus dem Kreis Coesfeld den Weg in eine gewaltfreie Zukunft zu ermöglichen“, appellieren die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Gewaltschutz für Frauen“.
Der Runde Tisch gegen Gewalt im Kreis Coesfeld ist ein neutrales und unabhängiges Gremium, das sich für Frauen und Kinder einsetzt, die von körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Der Runde Tisch im Kreis Coesfeld wurde auf Initiative von Beratungs- und Hilfeeinrichtungen gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten 2001 gegründet und feiert in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen.