VON LENA RIEKHOFF
Dülmen. „Wenn es diesen Winter noch schneit, möchte ich mit den Huskys durch das Lüdinghauser Tor fahren“ – was in Anbetracht der letzten schneelosen deutschen Winter eher wie eine fixe Idee von Dirk Wissing erschien, wurde durch die Schneemassen im Februar schneller als gedacht möglich. Gemeinsam machte er mit seiner Frau Eva Wissing eine Husky-Tour durch die City. Ein Traum, der Wirklichkeit wurde und für ein großes Medienecho sorgte – auch außerhalb von Dülmen.
Vom Dernekamp ging es durch das Lüdinghauser Tor hin zum Overbergplatz und Wildpark. „Wir sind auch bei der Polizei vorbeigefahren – die Beamten standen am Fenster und haben uns gewunken“, erzählt Eva Wissing. Bei ihrem Ausflug achteten die Dülmener natürlich auf die Sicherheit der Tiere und des Verkehrs. „Möglich war das Ganze vor allem, weil am Sonntag, dem ersten Schneetag, kaum bis gar keine Autos unterwegs waren. Das wäre im Berufsverkehr natürlich nicht gegangen“, so die 40-Jährige. Außerdem seien die Tiere die Kommandos ihrer Besitzer ja gewohnt und gehorchen aufs Wort. Eine rote Ampel oder Stoppschild sei so kein Problem.
Dass der Schnee-Ausflug mit den Schlittenhunden ein besonderer werden würde, merkten die Eheleute schnell. Passanten machten bei dem ungewöhnlichen Anblick große Augen und zückten ihre Smartphones. Dank der sozialen Medien verbreitete sich das Video, wie der Schlitten durch das Lüdinghauser Tor fuhr, rasant. „Noch während der Fahrt hab ich andauernd mein Handy piepen gehört“, lacht Dirk Wissing. Circa 40 Nachrichten erwarteten den Dülmener bei seiner Rückkehr.
Innerhalb eines Tages meldeten sich unter anderem RTL, SAT1 und die Bild-Zeitung bei den Husky-Besitzern und machten Beiträge mit ihnen. „Mit so einer Resonanz hatten wir nicht gerechnet“, zeigen sich die Hundebesitzer noch heute verblüfft. Anschließend waren weitere Touren im Schnee aber nur schwer möglich: Da es so viel Schnee gab, war dieser noch nicht festgefahren.
Ein schönes und einzigartiges Erlebnis in einer Saison, die von Verzicht geprägt war. Denn Turniere konnten aufgrund von Corona nicht stattfinden oder wurden abgebrochen. Da mit den Schlittenhunden nur bis 15 Grad trainiert wird, ist die Zeit dafür nun auch bald erst einmal wieder vorbei.
Ob es im Herbst direkt weitergehen kann? Fraglich. „Wir hoffen natürlich, dass dann wieder mehr möglich sein wird, aber da die Planungen für unser Vereins-Turnier im November in Bielefeld-Senne normalerweise schon jetzt beginnen würden, sehe ich eher schwarz“, sagt Dirk Wissing, der Vorsitzender vom Schlittenhundesportverein Münsterland e. V. (SSVM) ist.
Normalerweise sind die Wissings sechs Monate im Jahr in ganz Deutschland unterwegs – sei es bei ernsthaften Wettkämpfen, bei Spaß- oder Charityturnieren. Auch in Holland traten sie schon an. Außerdem war die Teilnahme an einem Hundeschlittenrennen in Tschechien geplant, was die Corona-Pandemie jedoch verhinderte. Fürs Training ging es vor Ausbruch der Pandemie außerdem auch schon einmal zwei Wochen nach Norwegen.
2014 haben sich die Wissings den ersten Husky angeschafft – und waren bei der Haltung zunächst noch uninformiert. „Wir fanden, dass Huskys toll aussehen, hatten sonst aber nur wenig Ahnung von der Rasse“, schmunzelt der Dülmener. „Ich bin zwar mit Schäferhunden aufgewachsen, aber da ist schon ein Unterschied vorhanden.“ Nach nur einem Jahr kam der zweite Husky dazu, da Huskys Rudeltiere und ungern allein sind.
Kurz darauf wurden es mehr, und der erste Wagen konnte gezogen werden. „Irgendwann bin ich dann mit dem Rad nicht mehr hinterhergekommen und wollte auch Huskys für einen Wagen haben“, erklärt Eva Wissing. Mittlerweile sind sie bei einem Bestand von zehn Tieren angekommen, der in Zukunft aber noch aufgestockt werden soll. Das Ehepaar ist nämlich inzwischen offizieller Husky-Züchter neben dem Hauptberuf.
Worauf sollte man achten, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich einen Husky anzuschaffen? „Ob er zu dem eigenen Leben passt. In einem Hochhaus mit nur wenig Natur ist es nicht so sinnvoll, Huskys zu halten. Außerdem sind es Rudeltiere, die nicht alleine leben sollten“, gibt die Hundebesitzerin zu bedenken. „Ein Husky, der nicht ausgelastet ist, zerlegt einem die Wohnung. Und wenn er allein-gelassen wird, kann er auch die Nachbarn durch seine Geräusche stören.“ Ihr Ehemann ergänzt: „Die Erziehung kann außerdem eine Herausforderung sein. Bei unseren zehn Huskys gibt es nur zwei, mit denen man gewöhnlich an der Leine am Silbersee spazieren gehen könnte.“
Eine zeitintensive Tätigkeit, die die ganze Familie und Freunde mittragen und auch die Arbeitgeber unterstützen. Tochter Aaliya wurde ebenfalls vom Rennfieber gepackt und nimmt an Rennen teil. „Einen freien Tag hat man nicht. Um die Hunde müssen wir uns sieben Tage die Woche kümmern“, sagt Dirk Wissing. Noch vor der Arbeit müssen die Tiere versorgt werden, drei bis vier Mal in der Woche geht es nach draußen. Das Ehepaar wohnt im Dülmener Gewerbepark Dernekamp, dort ist genügend Platz für die Tiere vorhanden, die draußen leben. Gesponsert werden die Züchter von Happy Doc als Futterlieferant.
Gebucht werden können bei ihnen Hundeschlittenfahrten, auch ohne Schnee mit einem Wagen mit Rädern. Der Fahrer steht dabei hinten auf dem Wagen und steuert, der Gast sitzt vor ihm. Gutscheine für die Fahrten sind bei den Wissings nach dem Schnee-Ausflug noch populärer geworden, und auch die Facebookseite „Husky Team Wissing Kennel of big silver lake“ erfreut sich großer Beliebtheit.
Zur Zeit können zwar keine Rennen stattfinden, solange die Temperaturen aber noch frisch sind, ist zumindest das Training noch möglich, bevor es dann in die Sommerpause geht. Vor allem in Merfeld in den Sandkuhlen sind sie dafür häufig unterwegs, die Trainingsstrecken sind circa 12,5 Kilometer lang. Die Dülmener Husky-Züchter trainieren dabei vor allem für den Sprint, der in den Rennen meist eine Länge von 8 bis 9 Kilometern hat.
„Wichtig ist, eins mit dem Hund zu sein. Dass die Hunde sich auf einen verlassen können und umgekehrt“, erklärt Dirk Wissing den Hauptfokus des Trainings. „Anders als beim Pferd gibt es ja auch keine Zügel, über die man die Richtung weisen könnte. Die Hunde hören einzig und alleine auf unser gesprochenes Kommando.“
Außerdem arbeiten die Huskyzüchter seit diesem Jahr mit Lisa Lücke auf ihrem Trainingsgelände, dem „Hundezentrum Lücke“ im Dernekamp, zusammen. Die Hundetrainerin und ganzheitliche Verhaltenstherapeutin wurde ebenfalls in der Schneewoche auf das Video aufmerksam. „Das wanderte damals durch sämtliche Whatsapp-Hundegruppen“, erinnert sie sich. Im Anschluss daran startete die Zusammenarbeit.
Auch wenn mit der Fahrt durch das Lüdinghauser Tor ein Ziel des Paares erfüllt ist, haben die Wissings für die Zukunft noch weitere Wünsche. „Es wäre natürlich super, auch einmal in Dülmen oder der Region ein Turnier auszurichten“, hoffen die Eheleute. „Natürlich hängt das von vielen Faktoren ab und beinhaltet sehr viel Organisation. Aber ein Ziel von uns ist es dennoch.“
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[…] https://duelmenplus.de/husky-schlittenfahrt-mitten-durch-duelmens-city/ Foto: Sebastian El-Saqqa […]