Dülmen. Bienen sind nicht nur fleißig, sie stellen bei der Honigproduktion auch Spitzenrekorde auf: Umgerechnet fliegen die kleinen Insekten für ein Glas Honig drei Mal um die Welt. Dazu sind sie essenziell wichtig für die biologische Vielfalt: Sie sorgen für die Bestäubung der Pflanzen – sind also für unsere Versorgung mit Lebensmitteln mitverantwortlich. Leider nimmt seit Jahren das Bienensterben zu – und ohne angemessene Gegenmaßnahmen wären die Folgen für die Menschheit dramatisch. Zum Glück gibt es auf der ganzen Welt Initiativen und Vereine, die sich um das Wohl und den Fortbestand der wichtigen Insekten bemühen – auch in Dülmen. Hier setzen sich seit einem Jahr die „Imker Freunde Dülmen“ intensiv für die Bienen ein.
Wer nun das verstaubte Bild der Imkerei vor Augen hat, bei dem es nur alte Männer gibt, die unter sich bleiben wollen, irrt, wie Thomas Thiemann, Vorsitzender der Imker-Freunde, schmunzelnd berichtigt: „Bei uns wird Jugendarbeit groß geschrieben! Mit neuem Schwung und ganz viel Herzblut möchten wir die Imkerei besonders auch Jugendlichen und weiblichen Bienenfreunden nahe bringen.“ Dass das Vorhaben funktioniert, zeigen die wachsenden Mitgliederzahlen: Waren es zur Gründung im März 2020 noch sechs Freunde mit dem gleichen Hobby, sind es nun bereits 51 Gleichgesinnte.
An die ersten Wochen erinnert sich Thiemann noch gut: „Es hat alles ganz klassisch bei einem Stammtisch-Bier angefangen. Aus losen Ideen formte sich der Einfall, einen Imkerverein zu gründen. Danach hat alles eine Eigendynamik aufgenommen und wir konnten trotz Corona die Mitgliederanzahl vervielfachen.“
Besonders der soziale Aspekt hat einen großen Stellenwert für die Vereinsmitglieder. So lernen junge Menschen abseits von TikTok die Natur wieder schätzen und Verantwortung zu übernehmen. „Wir haben damit nicht nur den Grundstein für ein neues Hobby gelegt, sondern auch für neue Freundschaften gesorgt“, so Thiemann stolz. Auch „Starthilfe“ wird den jungen Neueinsteiger*innen geboten: „Wir stellen unserem Nachwuchs einen Teil der Ausrüstung zum Imkern, samt Bienenablegern vom Verein, zur Verfügung und bringen den Neumitgliedern dann peu à peu alles Wichtige zur Bienenzucht bei.“
Vorkenntnisse zum Imkern sind nicht nötig, betont Thomas Thiemann: „Man sollte nur ein großes Herz für Bienen und die Natur mitbringen!“ Das benötigte Fachwissen wird unter normalen Bedingungen auf dem Dach des Stadtquartiers vermittelt – dort steht der Lehrbienenstand des Vereins. Unter den aktuellen Corona-Bedingungen läuft diese theoretische Schulung per Livestream und über einen YouTube-Kanal im Internet. „Dass die Schulung Erfolg hat, merkt man spätestens, wenn Zander auf einmal kein Fisch mehr ist, die Tracht kein traditionelles Kleidungsstück, der Schwarm nicht in der Nachbarklasse sitzt und die Beute nicht von einem Raubzug stammt“, so Thiemann schmunzelnd.
Auch abseits der digitalen Medien unterstützen erfahrende Imker die Jungimker direkt vor Ort. So treffen sich die Mitglieder aktuell jeweils maximal zu dritt am Lehrbienenstand, um den aktuellen Bestand an Bienen vor Ort zu kontrollieren. „Den Bienen ist Corona relativ egal – da müssen wir natürlich trotz aller Begleitumstände nach dem Rechten sehen“, so der Vorsitzende.
Mit Blick nach vorne fiebern alle Imker-Freunde der Zeit nach der Pandemie entgegen – wenn endlich zusammen, an einem echten Stammtisch, gefachsimpelt werden kann und Geschichten zum Besten gegeben werden können.
Weitere Informationen zum „Imker Freunde Dülmen e.V.“ sind auf www.imkerfreunde-duelmen.de zu finden. Dort begrüßt der Vorsitzende die Besucher mit einem Anliegen: „Meine Bitte an die Bürger von Dülmen: Gestaltet Euren Garten bunt für die Tier- und Insektenwelt!“ Wer sich für das Vereinsleben interessiert, ist jederzeit willkommen: „Sehr gerne dürfen sich Imker oder Interessierte melden, die das Imkern erlernen möchten! Darüber hinaus sind natürlich auch Fördermitglieder immer willkommen – das Geld kommt den Jugendlichen zugute!“