Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, war Hermann Brüner (Mitte) elf Jahre alt. Er war also in den besten jungen Jahren, als die Nachbargemeinschaft „Ächtern Ossenstall“ 1953 gegründet wurde. „1953 hatten wir auch unser erstes Nachbarschaftsfest“, erinnerte sich Hermann Brüner, als er vor kurzem Besuch vom Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann (rechts) erhielt. Karl Diekmann (links) hatte das Treffen initiiert. „Wunderbar – jetzt können wir auch die zweite Festschrift der Nachbargemeinschaft zu unseren Archivalien nehmen“, sagte Stefan Sudmann, der bei der Gelegenheit auch Schwarzweiß-Fotos vom Ochsenstall entgegen nahm, auf den sich die Nachbargemeinschaft einst bei ihrer Namensgebung orientierte. „50 Bullen standen damals in dem Ochsenstall. Sie bekamen Futter, das bei der Brennerei Schücking anfiel“, so Hermann Brüner. Inzwischen ist der Stall, der unweit der Eisenbahngleise auf „Seppenrader Seite“ Dülmens gelegen war, Geschichte. Ebenso ist auch die Nachbargemeinschaft selber, die zeitweise über 300 Mitglieder zählte, inzwischen Historie. Sie löste sich kurz vor Corona auf. Noch bestens in Schuss ist derweil die Nachbarschaftsfahne, die Hermann Brüner zu Hause verwahrt. „Meine Mutter Josefine hat die Fahne – unterstützt von Brunhilde Mensmann und Maria Reher – gestickt. Und sie war fertig, als die Nachbargemeinschaft ,Ächtern Ossenstall‘ im Jahr 1978 ihr 25-jähriges Jubiläum feierte“, erinnert sich Hermann Brüner.
Stunden um Stunden Arbeit ist in die Herstellung der Nachbarschaftsfahne geflossen, auf der plattdeutsch zu lesen ist: „Wo Isen ligg Wo Eeken waßt Do waßt auk Lue de darbie paßt“ (Wo Eisen liegt Wo Eichen wachsen Da wachsen auch Leute, die dazu passen)
„Jahrzehnte hing die Fahne im gläsernen Fahnenschrank im St.-Barbara-Haus. Als das Barbara-Haus dann leider, leider geschlossen wurde, haben wir die Fahne mit dem Schrank zu mir geholt“, berichtet Hermann Brüner. Und erzählt von den Nikolausfeiern der Nachbargemeinschaft mit 50 bis 60 Kindern, von den großen und zuletzt in der Baumschule Reckmann gefeierten Nachbarschaftsfesten, von der alten Gaststätte Fimpeler an der Lüdinghauser Straße am Bahnübergang und was dort stattfand. Berichtete von Prozessionen, für die die Nachbargemeinschaft einen Segensaltar hergerichtet hatte, und von manchem mehr.
Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann hörte aufmerksam zu und nahm die Ochsenstall-Bilder und Festschriften entgegen. „Wir sind im Stadtarchiv bedacht, Schriftliches zu verwahren. Die Fahne und andere Dinge des Vereins – dafür haben wir leider keine Kapazitäten“, so Sudmann.