Dülmen (tin). Dreimal in der Woche Fußballtraining und ein Spiel am Wochenende gehören für den 13-jährigen Noah Seidler aus Dülmen zum Alltag. Wenn Fußball im Fernsehen läuft, wird Fußball geschaut oder auf der Playstation gespielt. Wenn es passt, verbringt er den Sonntag bei seinem Heimatverein DJK Rödder. „Ich wüsste nicht, was ich ohne Fußball machen würde“, sagt der Torwart von GW Nottuln, der keine Alternative kennt. „Fußball ist auf jeden Fall mein Leben.“
Vor zwei Jahren wechselte Noah von Rödder in die U13 von GW Nottuln. Ein Jahr später stieg er mit der U15 direkt in die Westfalenliga auf. „So hoch hat dort noch keine Jugendmannschaft gespielt“, sagt Noah stolz und freut sich auf das Abenteuer. „Wir wissen aber auch, dass es ein ganz hartes Jahr für uns wird.“ Bei den Auswärtsspielen warten weite Strecken auf ihn, die ihm oft den ganzen Samstag kosten. „Manchmal bin ich erst um 20 Uhr wieder zu Hause“, nimmt der Schlussmann das in Kauf. „Bitter ist es natürlich, wenn ich dann nicht spiele.“ Und das kommt vor. Die U15 von Nottuln geht nämlich mit drei Torhütern in die aktuelle Saison, was den Konkurrenzkampf erhöht. „Es wurde vorgeschlagen, ob wir rotieren, damit jeder seine Einsatzzeiten bekommt“, erzählt Noah. „Aber ich habe mich dagegen ausgesprochen, weil ich dafür zu ehrgeizig bin.“ Für den fast 14-jährigen Dülmener sollte immer die Leistung im Vordergrund stehen. „Ich möchte spielen, weil ich es mir verdient habe, und nicht, weil ich an der Reihe wäre“, sagt er entschlossen.
Noah war auch schon Teil der Westfalenauswahl und nahm dort viermal im Jahr am Training teil. Grundvoraussetzung war die Teilnahme am Stützpunkttraining des Kreises. „Leider überschnitten sich die Trainingszeiten mit denen von Nottuln“, erklärt Noah seine Entscheidung für seine Mannschaft. „Dort spielen meine Freunde, und der Fokus liegt auch mehr auf meiner Position.“ Das heißt nicht, dass der fast 14-Jährige nicht gerne auf dem Feld spielt. Im Gegenteil: Bis zur D-Jugend war er Feldspieler und bezeichnet sich selbst als mitspielenden Torwart. „Spielerisch kann ich mit den Feldspielern mithalten, läuferisch eher weniger“, lacht er. Bei einem Probetraining, bei dem eigentlich sein bester Freund beobachtet werden sollte, konnte Noah im Tor überzeugen – besonders weil bei Nottuln die Position gerade frei wurde. „Da habe ich die Chance genutzt“, sagt der Dülmener. Zum Training und zu den Spielen fährt er mit fünf weiteren Dülmenern, die ebenfalls in der Westfalenliga spielen.
Gestresst fühlt sich der Jugendliche nicht und hat für sich ein System entwickelt, um Schule, Fußball und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. „Unter der Woche steht Fußball im Vordergrund, am Wochenende die Freunde.“ Besonders abends trifft er sich gerne mit seinen Kumpels, um in der Stadt etwas zu essen oder eine Runde Playstation zu spielen. „Manchmal treffen wir uns am Wochenende mit unseren Konsolen bei jemandem zu Hause, um die Nacht durchzuspielen“, erzählt Noah. Durch die gemeinsamen Interessen verbindet er beide Welten, ohne etwas zu vermissen.
Seine große Liebe zum Fußball entwickelte sich, als er sein erstes Bayern-Trikot bekam. „Seitdem beschäftige ich mich sehr intensiv mit den Spielern und Statistiken“, sagt der U15-Torwart. „Mir wurde mal gesagt, ich sei Fabrizio Romano Junior, weil ich immer die neuesten Infos zu allen Spielern kenne.“ Sein Vater nennt ihn eher „Thomas Müller“, weil Noah, wenn er mal nicht auf dem Platz steht, dem Trainer versucht, hilfreiche Tipps zu geben, um die Mannschaft zu unterstützen. „Ich kann nicht einfach am Rand sitzen und nichts tun“, schmunzelt er. „Ich kann mir auch gut vorstellen, irgendwann selbst Trainer zu werden.“
Zwei Meisterschaften konnte Noah bereits feiern, wobei ihm der Aufstieg mit Rödder in der D-Jugend besonders in Erinnerung geblieben ist. „Das war mein absolutes Highlight bisher“, sagt er. „In der Saison habe ich als Torwart sogar zwei Tore geschossen.“ Sein persönliches Ziel ist es, einmal in der Oberliga zu spielen. „Wenn ich es so weit schaffe, bin ich schon mehr als zufrieden“, bleibt der 13-Jährige bescheiden. „Ich würde auch gerne einmal bei den Delay Sports in Berlin dabei sein“, einem Fußballturnier eines berühmten YouTube-Streamers.
Mit zwei Niederlagen haben er und Nottuln zwar den Saisonstart verpatzt, aber die Reise ist noch lang, und Noah wird alles dafür tun, am Ende die Liga halten zu können. „Wir wissen, wie schwer es wird, aber wenn der Ehrgeiz stimmt, können wir einiges erreichen.“