Dülmen. 50 und ein Jahr ist es her, dass in der katholischen Kirchengemeinde Heilige Kreuz in Dülmen eine weibliche Pfadfinderinnenschaft ins Leben gerufen wurde – die PSG Heilig Kreuz. Start im Jahr 1971 war mit direkt zwei Wichtelgruppen mit sieben- bis zehnjährigen Mädchen. Aufgrund Corona-Beschränkungen vergangenes Jahr wird das Jubiläum in diesem Jahr nachgeholt. Dazu sind alle früheren Pfadfinderinnen, deren Kontaktadressen bekannt waren beziehungsweise besorgt werden konnten, zu diesen Samstag, 10. September, zum Wiedersehenstreffen ab 14 Uhr im Pfarrheim Heilig Kreuz eingeladen worden. Für 18 Uhr ist ein Wortgottesdienst auf der Pfarrheimwiese geplant. Hierzu und zu der Feier im Anschluss sind auch Gemeindemitglieder willkommen.
„Auch wer früher hier in der PSG Heilig Kreuz war und keine Einladung zu Samstag bekommen hat – weil wir vielleicht keine Kontaktdaten hatten –, ist herzlich willkommen zum Wiedersehen, bei dem auch die aktiven Pfadfinderinnen teilnehmen“, sagt Anna Elskemper, seit zehn Jahren in der PSG Heilig Kreuz aktiv. Zusammen mit Klara Kock und Anna Thimm, die sich ebenfalls aktuell als Gruppenleiterinnen in der PSG engagieren, hat sie das Jubiläumsfest am Samstag mit organisiert.
Die drei stehen in einer langen Tradition, wie Elke Lovermann aufzeigt. Als junges Mädchen gehörte die heute 59-Jährige zu den allerersten Mitgliedern der Pfadfinderinnenschaft Heilig Kreuz. „Und schon mit 13 Jahren wurde ich Gruppenleiterin“, erinnert sie sich.
Die Zeit bei den Pfadfinderinnen: „Für mein Leben war und ist sie sehr prägend“, sagt Bioladen-Urban-Mitinhaberin Elke Lovermann, die – damals hieß sie noch Elke Hillers – mit 13 Jahren bei den Pfadfinderinnen in den „Anti-Raucher-Klub“ eintrat. Mit schriftlicher Dokumentation, die sie noch heute aufbewahrt.
Wie auch die mehrseitige Festschrift anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der PSG Heilig Kreuz. Darin ist dezidiert die erste Entwicklung der PSG Heilig Kreuz nachzulesen: Was gab es für Veranstaltungen, wer hat welche Schulung geleitet, wo trafen sich die Pfadfinderinnen zur Gruppenstunde – so beispielsweise im Turm der Kreuzkirche oder unter der Krypta, wo sich jetzt die Emmerick-Gedenkstätte befindet. Das jetzige Pfarrheim Heilig Kreuz wurde erst im April 1978 eingeweiht – mit eigenen Gruppenräumen unter anderem sowohl für die Pfadfinderinnen als auch für die Pfadfinder. Für das Jahr 1978/79 ist dort zu lesen, dass die PSG Heilig Kreuz 145 Mitglieder hatte. Aktuell zählt die PSG Heilig Kreuz seit Jahren zwischen 40 und 50 Mitglieder.
1978, im Jahr des Mitglieder-Hochs, „hatten wir eine ganz tolle Fahrt: Wir sind mit dem Floß zwei Wochen auf der Donau von Ulm bis Kehlheim gefahren. Vorher hatten wir innerhalb von einer Woche das Floß selber gebaut“, berichtet Elke Lovermann noch heute mit einem Schwärmen.
Gruppenstunden erleben und vorbereiten, die ehrenamtliche pädagogische Arbeit als Gruppenleiterin, gemeinsame Gruppenleiter-Wochenenden mit Gesprächen bis in den Morgen, (Zelt-)Lagererlebnisse, Unternehmungen, Projekte, die Treffen mit anderen Mädchen: Auch für Rebecca Kluge, die beim Stift Tilbeck in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig ist, sind die Erfahrungen wertvoll, nicht zuletzt die als Gruppenleiterin. „Man lernt unter anderem zu organisieren und Menschen zu motivieren.“
Und Katharina te Uhle, die als Radiomoderatorin beim Sender WDR2 arbeitet, hat gelernt: „Als Leiterinnenrunde muss man vor den Kindern als Einheit auftreten – ähnlich wie als Eltern in der Familie“, sagt sie.
„Mir hat die Zeit bei der PSG sehr geholfen bei meinem Pädagogik-Studium“, sagt Ilka Brambrink. Als Diplom-Pädagogin wirkt sie als Bildungsreferentin bei der Pfadfinderschaft DPSG im Bistum Aachen und ist seit mehreren Jahren Geschäftsführerin der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e. V. mit Sitz in Münster.
Auch Anna Elskemper hat beruflich ihren Weg gemacht: Sie arbeitet ziemlich eigenverantwortlich als Wundmanagerin. Und Klara Kock arbeitet als Tischler-Gesellin. Entsprechend entstand bei PSG-Gruppenstunden auch aus Europaletten eine Sitz-Lounge im Garten des Heilig-Kreuz-Pfarrheims. Anna Thimm studiert Lehramt.
„Auch ich habe bei der PSG Heilig Kreuz Freundschaften fürs Leben gefunden“, berichtet Katharina te Uhle, die Fotos aus ihrer Zeit als Pfadfinderin in ihrem privaten Erinnerungskästchen aufbewahrt. „Als besonders witzig kann ich mich daran erinnern, wie ich mit Désirée Wille zusammen ein Lied zum Thema Heizlüfter gedichtet habe – zur Melodie von ,ti amo‘. Man ist schon auf Gedanken gekommen.“
Gemeinsam Spaß haben, Spiele spielen, sich bewegen, aber auch Themen der Zeit besprechen und bearbeiten – Mitbestimmung in der Kirche und in der Gesellschaft beispielsweise, sozialpolitische Themen wie Kinderarbeit und „reich und arm in der Welt“: Was bei den Pfadfinderinnen auf dem Programm steht, ist sehr vielfältig und sehr wertvoll.
Seit 1991 ist Pastoralreferentin Lisa Scheffer in der Gemeinde Heilig Kreuz Kuratin der Pfadfinderinnen, nachdem dieses Amt zuvor oft Kapläne und Diakone inne hatten. „Die Arbeit mit der PSG macht einfach Freude – inklusive aller Höhen und Tiefen. Dabei spielt die Zahl der Mitglieder keine Rolle. Für mich ist es eine Freude zu sehen, mit welchem Elan, mit welcher Motivation die Jugendarbeit gestaltet wird“, sagt sie.