Dülmen. Eisvögel, Karpfen, Trauerschnäpper und Co. finden hier ein Zuhause: Die Steilwand in Börnste bietet vielen Tier- und Pflanzenarten einen idealen Lebensraum. Damit das auch weiterhin so bleibt, hilft der NABU-Kreisverband Coesfeld, dem das Gelände gehört, an manchen Stellen nach. An über 30 Gebieten im ganzen Kreis ist der Verein im Einsatz. Hinzu kommen zahlreiche Veranstaltungen wie Vorträge oder Exkursionen. Langweilig wird es der Gruppe jedenfalls nicht – und das nun schon seit 40 Jahren. Ein großes Jubiläumsfest wird es in diesem Jahr allerdings nicht mehr geben. Die Feierlichkeiten wurden auf 2022 verschoben.
Die Idee zur Gründung hatte damals Winfried Rusch, der heute noch Teil des Nabu ist. 1981 wandte er sich mit seinem Vorschlag an seinen ehemaligen Volkshochschullehrer Walter Vest, der nur wenig später der erste Vorsitzende werden sollte. Im September des selben Jahres fand dann in Coesfeld die Gründungsversammlung der Kreisgruppe des „Naturschutzverbandes Kreis Coesfeld im Deutschen Bund für Vogelschutz DBV“ statt. Der DBV war die Vorläuferorganisation des NABU und die älteste Naturschutzorganisation in Deutschland, 1989 nach der Wende wurde dann der Name in NABU geändert.
Im Laufe der Zeit wuchs die Anzahl der Mitglieder. Zuletzt machte sie vor ein paar Jahren einen gewaltigen Sprung nach oben. Damals wurde eine Organisation damit beauftragt, von Tür zu Tür über den NABU zu informieren. Auf diese Weise hat der Kreisverband inzwischen 2.000 Mitglieder. „Wir sind aber immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die auch Lust und Zeit haben, mit anzupacken. Es wäre allerdings vorteilhaft dafür, NABU-Mitglied zu sein oder zu werden – aus organisatorischen Gründen“, so Doro Knepper-Wollny vom Vorstand. Mit wie viel Zeit man sich als Ehrenamtlicher einbringen möchte, ist jedem selbst überlassen. Zusätzlich arbeitet der Verein mit dem Naturschutzzentrum in Darup und dem Biologischen Zentrum in Lüdinghausen zusammen.
Arbeitsbeginn für die fleißigen Helfer
Laut Bundesnaturschutzgesetz ist zwischen dem 1. März und 30. September der Heckenschnitt in Deutschland verboten. Nicht radikale Arbeiten sind für die Mitglieder aber jetzt im Juni bereits wieder möglich. Die Hauptarbeitsphase beginnt dann im Oktober. „Solange das Wetter mitspielt, sind wir montags bis freitags immer vormittags unterwegs“, erklärt Reinhard Trautmann vom NABU. Auf diese Weise kommen im Jahr mehrere hundert Arbeitsstunden zusammen. Zu den Aufgaben zählt unter anderem die jährliche Reinigung der insgesamt 350 Nistkästen im Kreis Coesfeld. Hinzu kommen viele weitere Tätigkeiten in der Gebietspflege auf 8,3 Hektar im Eigenbesitz und 2,5 Hektar Pachtfläche.
So auch unter anderem an der Steilwand. Damit die Eisvögel in der Wand ihre 50 Zentimeter bis ein Meter langen Tunnel graben können, muss die Wand von Brombeersträuchern befreit werden. Keine einfache Aufgabe, denn es geht an der Stelle steil bergab. Das musste bei seinem ersten Arbeitseinsatz auch Norbert Thomas feststellen und fiel prompt in das darunter liegende Gewässer und sagte den dort seit Jahrzehnten lebenden Karpfen kurz Hallo.
Trotz seines Unfalls ist er seit sieben Jahren weiter am Ball geblieben. Denn die NABU-Mitglieder verbindet alle die Liebe zur Natur. „Wenn ich zum Beispiel sehe, wie die Haselbachaue aufblüht, dann brauche ich keine weitere Motivation. Das ist einfach ein wunderschönes Erlebnis“, schwärmt Reinhard Trautmann. Viktor Lwoff ergänzt: „Die Arbeit macht ja auch Spaß, selbst wenn man mal gestochen wird und es anstrengend wird. Wenn man später die Ergebnisse des Einsatzes bemerkt und sieht, wie sich das Gebiet mit der Zeit verändert, hat sich die Arbeit auf jeden Fall gelohnt.“
Naturschutzarbeit auf Pacht- und Eigentumsflächen
Neben dem Gebiet in Börnste ist der Verein auch an zahlreichen weiteren interessanten Stellen in der Natur im ganzen Kreis Coesfeld tätig. In Dülmen gibt es zum Beispiel außerdem noch die Haselbachaue, die der NABU seit 1998 betreut. Ursprünglich von der Stadt Dülmen als Parkplatz geplant, entwickelte sich das Gebiet zu einer bunten Wiese mit einer Vielfalt an Pflanzen und Insekten. Das Gebiet Borkenberge hingegen, das der NABU gepachtet hat, bereitet dem Verein Sorgen. Immer wieder sind hier Crossfahrer unterwegs, obwohl das Betreten des Geländes für Unbefugte verboten ist. Dadurch werden nicht nur die heimischen Tier- und Pflanzenarten gestört, sondern auch für die Fahrer selbst besteht eine hohe Gefahr. Der NABU versucht nun eine Lösung für das Problem zu finden.
„Wir sind auch noch auf der Suche nach weiteren passenden Gebieten, die wir pachten können. Beispielsweise alte Obstbaumwiesen sind geeignet. Diese haben im Münsterland Tradition und wir möchten dabei helfen, sie zu erhalten. Interessierte Besitzer solcher Flächen können uns gerne kontaktieren“, informiert Winfried Rusch.
Neben dem Arbeitseinsatz in der Natur können nun auch die zusätzlichen Veranstaltungen des NABU-Kreisverbandes Coesfeld allmählich wieder aufgenommen werden nach der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Pause. So gibt Winfried Rusch bald wieder Familienexkursionen, bei denen Steinkäuze mit Ringen versehen werden. Weitere Exkursionen und Vorträge sollen dann in der zweiten Jahreshälfte folgen. Darunter auch eine Premiere: Im Dezember soll erstmals ein Vortrag in der Alten Sparkassen in Zusammenarbeit mit der VHS Dülmen durchgeführt werden. Aufgrund des hohen Andrangs suchte sich die Gruppe einen größeren Veranstaltungsraum.
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Gebieten des NABU und anstehenden Terminen gibt es online auf www.nabu-coesfeld.de.