Kreis Coesfeld. Miteinander zu sprechen, sich untereinander auszutauschen: Das sollte auch im Job eine Selbstverständlichkeit sein – und ist doch manchmal schwieriger, als man denkt. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahren in der Regel direkt von zu Hause zur Baustelle oder kommen nur kurz an den Firmensitz, um Material zu holen. Die Teams, in denen sie arbeiten, wechseln zudem häufig. Deshalb ist es für uns sehr schwierig, Teamstrukturen aufzubauen und ein Teamgefühl zu schaffen“, erklärt Katrin Spliethofe, Projektleiterin bei ETS (Erd- und Tiefbauarbeiten Spliethoff).
Das Sendener Unternehmen hat mit Hilfe des Kooperationsprojekts „Wissenskick“ deshalb die Chance genutzt, das zu ändern. Beim „Wissenskick“ bringt die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH zusammen mit der „WOP – Arbeitspsychologie Studierende des Masterstudiengangs Psychologie (Schwerpunkt Personal- und Wirtschaftspsychologie)“ der WWU Münster mit Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld zusammen. Hierbei können die Studierenden ein Semester lang ihr erworbenes Wissen in der Praxis anwenden und sich mit Themen befassen, die für die Unternehmen wichtig sind, aber im Alltagsgeschäft oft nicht im gewünschten Umfang und der gewünschten Gründlichkeit bearbeitet werden können.
Bei ETS haben sich im aktuellen Sommersemester zwei Studierenden-Teams mit der Teamarbeit im Unternehmen auseinandergesetzt. Ihre erste Herausforderung: Die Beschäftigten zur Mitarbeit am Projekt zu motivieren. „Wir sind gemeinsam mit den Studierenden die Baustellen abgefahren. Durch die persönlichen Gespräche haben sie es geschafft, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Thema öffnen und sich beteiligen – und das mit einem noch größeren Engagement als wir uns erhofft hatten“, so Spliethofe. Deutlich wurde eine Diskrepanz zwischen Teamstruktur und zwischenmenschlichem Miteinander. Die Teamstrukturen empfinden die meisten Beschäftigten laut eines Fragebogens der Studierenden als suboptimal, das zwischenmenschliche Miteinander hingegen sei super. „Ersteres möchten wir natürlich ändern. Ein Ansatz ist deshalb, eine feste Routine für kurze Treffen am Platz mit allen gemeinsam einzuführen, um mehr Austausch zu ermöglichen und ein Teamgefühl zu stärken“, erklärt Katrin Spliethofe.
Der zweite Ansatz ist, den Beschäftigen zu zeigen, was welche Kolleg*innen gut können, sprich welches spezielle Wissen sie haben. Dafür haben die Studierenden gemeinsam mit den Beschäftigten für alle einen individuellen Steckbrief erstellt. Zudem konnten die Beschäftigten reflektieren, welche von drei Teamrollen sie im Unternehmen am ehesten einnehmen: Umsetzer, Koordinator oder Spezialist. Am Ende jedes Steckbriefs steht die Antwort auf die Frage „Du kannst Dich an mich wenden bei…“ Aus allen Steckbriefen der knapp 20 Beschäftigten ist damit eine Wissens- und Team-Landkarte entstanden, die künftig in jedem Baucontainer hängen wird. „So können die Kollegen sehen, wer von was Ahnung hat, Kontakt aufnehmen und sich gegenseitig unterstützen“, erklärt Katrin Spliethofe. „Durch die Impulse der Studierenden haben wir zudem gemerkt, dass wir zu wenig Spezialist*innen haben, es aber drei Kollegen gibt, die es gerne werden möchten.“