Dülmen (men). Eigentlich wollten die Akteure der Plattdeutsch-Theater-Gruppe der Dülmener Landjugend in diesen Tagen mit Proben auf der Bühne vom AlexTagwerk (früher St.-Barbara-Haus) beginnen. „Wir waren frohen Mutes, als wir uns vor gut zwei Wochen zum ersten Mal trafen. Als wir dann aber zum AlexTagwerk fuhren, um dort nähere Einzelheiten zu besprechen, wurde uns mitgeteilt, dass die Alexianer-Werkstätten den Saal nun für Arbeitsplätze für Menschen mit Handicaps brauchen. Ein Schock für uns“, so Regisseur Martin Hietmann.
„Dass der Saal nun nicht mehr für Veranstaltungen genutzt werden kann, sei den Gruppen, die den Saal sonst üblicherweise nutzen, schriftlich mitgeteilt worden, wurde uns da gesagt“, so Martin Heitmann. „Wir haben aber keine derartige Mitteilung bekommen.“
Tatsächlich wird der Saal vom AlexTagwerk seit einigen Wochen für Werkstattzwecke genutzt. „Im Rahmen von Corona müssen wir Abstände zwischen unseren Arbeitsplätzen sicherstellen“, erklärt Mareike Erlenkötter-Fiekers, Pressesprecherin der Alexianer-Werkstätten. „Zudem sind coronabedingt auch bei uns unsere eigenen Veranstaltungen ausgefallen, so dass es nahe lag, dass wir den Saal jetzt direkt für die Arbeit von Menschen mit Handicaps nutzen.“
Für den Lapsus in der Kommunikation und das Nicht-Informieren darüber, dass der Saal Externen nicht mehr zur Verfügung steht, bittet Mareike Erlenkötter-Fiekers um Entschuldigung. Dass die Alexianer-Werkstätten den Saal nun grundsätzlich selber brauchen sei einzig und allein dem Auftrag der Werkstätten geschuldet, Menschen mit Handicaps Arbeitsplätze zu bieten. „In keinster Weise beabsichtigen wir, kulturelles Leben zu behindern. Aber wir brauchen den Saal nun einmal selber.“
Jetzt sind die Theaterleute der Dülmener Landjugend auf der Suche: „Wir brauchen einfach einen Veranstaltungsort, wo wir 250 Zuschauer unterbringen und die Bühne vier Wochen lang nutzen können, damit wir das Bühnenbild nicht immer wieder abbauen müssen“, so Martin Heitmann. Jetzt eine mobile Bühne zu bauen sei zeitlich nicht mehr drin.
Seit fast 40 Jahren gibt die Landjugend-Theatergruppe jedes Jahr im Januar insgesamt acht Aufführungen ihres aktuellen Stücks. „Für nächstes Jahr stehen die Aufführungen für 15., 16., 21., 22., 23., 28., 29. und 30. Januar 2022 an. Aktuell aber steht es völlig in den Sternen, ob wir spielen können.“
Für manch einen Verein in Dülmen ist das Geld, das die Theatergruppe durch die Aufführungen einnimmt und spendet, ein fester und wichtiger Bestandteil in der Jahresplanung. Auch daher wäre es ein herber Verlust, wenn die Dülmener Landjugend keine Möglichkeit hätte, wieder Theater zu spielen.
Ob das Kolpinghaus eine Option ist? „Bislang war der Kolpinghaussaal im Januar so stark ausgebucht, dass das nicht funktionierte“, so Heitmann.