Dülmen (as). Voraussichtlich am 21. August entscheidet die Bundesregierung über einen vom Bundesgesundheitsministerium vorgelegten Entwurf einer Apothekenreform, mit der die notwendigen Rahmenbedingungen für eine bessere Arzneimittelversorgung durch Apotheken im ländlichen Raum geschaffen werden sollen. In der Theorie. In der Praxis sehen sich jedoch viele Apothekerinnen und Apotheker, auch aus Dülmen, Risiken ausgesetzt, die das Ende vieler lokaler Apotheken bedeuten könnten.
Um auf die Problematik, die mit der angekündigten Reform verbunden ist, aufmerksam zu machen, stellten Dr. Alexandra Seimeh von der Apotheke am Spieker in Buldern und Marietheres Reher-Gremme von der Bären-Apotheke am Donnerstag der Presse und damit der Öffentlichkeit ihre Sorgen vor. „Die Reform sorgt leider für düstere Aussichten für die lokalen Apotheken“, so Marietheres Reher-Gremme. „So soll unter anderem das Honorar umgeschichtet werden, wovon kleine Apotheken nur geringfügig profitieren. Und das, obwohl das Honorar seit 20 Jahren annähernd gleich geblieben ist – trotz steigender Nebenkosten.“ Auch Dr. Seimeh sieht die Zukunft der Apotheken kritisch: „Auf den ersten Blick scheinen die Reformen mit guten Absichten gespickt zu sein – doch unter dem Radar wird hier vieles vorgeschlagen, was einfach nicht zu Ende gedacht wurde.“
Um auf die Misere, wie sie von den Apotheker*innen empfunden wird, hinzuweisen, beteiligen sich viele Dülmener Apotheken an einer Petition zur Überarbeitung der Gesetzesreform. Dazu hoffen sie auf viele Unterstützende in den Apotheken – oder alternativ online, wo der Hessische Apothekerverband e.V. eine Unterschriftensammlung durchführt, die bereits von fast 80.000 Personen unterzeichnet wurde (www.openpetition.de/petition/online/gegen-das-geplante-apothekenreformgesetz-keine-apotheken-ohne-apotheker).
Im Kern teilen die beiden Dülmener Apothekerinnen die Befürchtungen, die in der Petition aufgeführt sind. Hier heißt es sinngemäß, dass der Reformentwurf für die Menschen in der Bundesrepublik massive Einschnitte in der sicheren und flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch die öffentliche Apotheke vor Ort mit sich bringt, weil etwa künftig auf die Kompetenz von Apothekerinnen und Apothekern in der Apotheke verzichtet werden soll, Leistungen und Öffnungszeiten eingeschränkt werden und das bewährte System der wohnortnahen Arzneimittelversorgung durch die aktuell noch rund 17.500 öffentlichen Apotheken einem radikalen Systemwechsel unterzogen werden soll. Unterm Strich wird also die persönliche Beratung wegrationalisiert.
„Wir üben beide unseren Beruf seit vielen Jahren aus“, so beide Dülmener Apothekerinnen, „und wir haben ihn auch trotz immer größerer Bürokratie und höherer Kosten immer gerne ausgeführt. Doch mit den aktuellen Plänen sehen wir beide schwarz für die Zukunft der ‚kleinen Apotheken‘.“ Wer sich selber ein umfassenderes Bild machen möchte, findet viele Informationen auf der Petitionsseite.