Dülmen. Ursprünglich war es ganz anders geplant. Mehr als 100.000 Besucher sollten vom 13. bis 16. Mai beim dritten ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt aufeinander treffen und bei zahlreichen Veranstaltungen miteinander ins Gespräch kommen. Nun fand das Event stattdessen digital statt. „Das war zwar anders als sonst, aber keine Enttäuschung“, findet die Dülmenerin Miriam Holtkamp, die beim Katholikentag für das Fundraising verantwortlich ist. Seit Juli des vergangenen Jahres arbeitet sie dort und ist froh, bei der Organisation der Veranstaltung mitzuwirken.
Damit so ein großes Event reibungslos über die Bühne gehen konnte, haben sich die Organisatoren der evangelischen Kirchentage und der Katholikentage zusammengetan und in den letzten zwei Jahren auf ihre einzelnen Kirchentage verzichtet. „Nach dem Motto digital und dezentral haben wir viele Formate im Vorfeld unter Einhaltung der Hygienebestimmungen aufgezeichnet. Es gab aber auch Live-Programm. Die Gemeinden vor Ort haben außerdem auf unterschiedliche Programmpunkte hingewiesen“, beschreibt Holtkamp den Ansatz in diesem Jahr.
Doch nach dem Spiel ist ja bekanntlicherweise vor dem Spiel: Denn nun wird der nächste Katholikentag 2022 in Stuttgart geplant. Dann soll nach jetzigem Stand auch das meiste vor Ort möglich sein. „Klappt nicht alles vor Ort, machen wir eine Mischung aus digitalem Programm und Aktionen“, sagt die Fundraiserin. Das Ziel sei der Austausch verschiedener Gruppen. „Wir möchten Menschen den Zugang ermöglichen, mit Würdenträgern zu diskutieren und über unterschiedliche, auch kritische Themen zu sprechen. Wir legen Wert darauf, Vertreter aus Sparten wie Politik, Wirtschaft und Kirche, aber auch aus dem alltäglichen Leben bei der Veranstaltung zu Wort kommen zu lassen“, sagt Holtkamp.
In der Kirche ist die junge Frau seit Jahren aktiv, früher in der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Dülmen unter anderem als Messdienerin. „Man hat in der Gemeinde die Freiräume als Jugendliche was zu gestalten, die Zukunft mitzugestalten. Auf diese Weise wird die Kreativität der Jugend gefördert“, ist Holtkamp von den Vorteilen überzeugt. Mit ihrer ehemaligen Messdienergruppe trifft sie sich noch heute ein bis zwei Mal im Jahr.
Am Katholikentag nahm sie auch schon vor ihrer beruflichen Tätigkeit dreimal teil – zwei Mal als Besucherin und einmal als Helferin. „Wenn der Tag schon direkt vor der Haustür in Münster stattfindet – wie es 2018 der Fall war – dann wollte ich auch mithelfen“, beschreibt die Dülmenerin ihre Motivation. Immer noch steht sie mit einigen der Ehrenamtlichen in Kontakt. Gerade das Gefühl von Gemeinschaft und mit unterschiedlichen Leuten ins Gespräch zu kommen gefallen ihr an der großen Veranstaltung. „Das ist eine ganz besondere Atmosphäre, die man sonst nur selten findet. Man lernt Menschen aus verschiedenen Regionen kennen, und es können Freundschaften entstehen. Ich habe auch schon mit faszinierenden Ordensleuten gesprochen.“
Als dann die Stelle beim Katholikentag ausgeschrieben wurde, nutzte Miriam Holtkamp direkt ihre Chance. Jetzt steht sie im stetigen Austausch mit vielen Unternehmen und ist dafür mitverantwortlich, dass die Großveranstaltung neben Finanzierungsmöglichkeiten wie Spenden auch durch Partnerschaften mit Unternehmen ermöglicht wird.
Verhandlungen zu führen und erfolgreich im Team zu arbeiten lernte die 25-Jährige auch schon während ihrer Studienzeit in Siegen. Direkt im ersten Semester trat sie dort der „Modell-UN“-Gruppe ihrer Universität bei. Schnell wurde ihr nahegelegt, es auch einmal bei der großen Modell-UN-Konferenz mit insgesamt 5.000 teilnehmenden Studenten in New York zu versuchen. Gesagt – getan, machte sich die damalige Studentin der Studienfächer Sozialwissenschaften und Europa im globalen Wandel auf nach Manhattan.
„Beim ersten Mal war das schon eine sehr große Herausforderung. Ich habe damals bei der Generalversammlung mit 400 Studierenden Nordkorea zum Thema Atomwaffen vertreten. Das war auf jeden Fall nicht einfach“, schmunzelt die gebürtige Dülmenerin. „Dann hat es mir so gut gefallen, dass ich nicht mehr aufhören wollte.“ Auch in den beiden Folgejahren 2017 und 2018 war sie also Teil der Veranstaltung, leitete am Ende sogar ihre deutsche Delegation. Auch an Konferenzen der Modell-UN in Deutschland und England nahm sie teil.
Ihre Erfahrungen nutzt sie nun bei ihrer jetzigen Arbeit. „Fundraising ist Teamarbeit. Das funktioniert alleine nicht. Man muss sich immer auch untereinander abstimmen“, erläutert Holtkamp. Auch von den Recherchestrategien, die sie bei den Vorbereitungen zu den Modell-UN-Verhandlungen erlernte, profitiert die Fundraiserin nun.
Die 25-Jährige ermuntert alle Interessierten dazu, einmal einen Blick auf die Homepage www.oekt.de zu werfen, denn dort sind immer noch viele Beiträge vom Ökumenischen Kirchentag bis zum Ende des Jahres abrufbar. „Es gibt viele spannende Materialien – beispielsweise auch ein Video mit Angela Merkel zum Thema Klimakrise“, beschreibt Holtkamp die Mediathek. „Natürlich haben wir einen christlichen Hintergrund, aber es geht nicht nur um Kirche, sondern auch um Gemeinschaft und darum, Problematiken aufzuzeigen. Das kann für jeden interessant sein.“
Zum Thema:
Katholikentag: Alle zwei Jahre findet immer in einer anderen Stadt in Deutschland der Katholikentag statt. Der Evangelische Kirchentag liegt terminlich immer in den Zwischenjahren, also ebenfalls in jedem zweiten Jahr. Drei Mal fand nun auch schon ein Ökumenischer Kirchentag statt. Seit mehr als 170 Jahren gibt der Katholikentag wichtige Impulse für Kirche und Gesellschaft und ist auf der Suche nach Antworten auf wichtige aktuelle Fragen. So werden dort auch kritische Themen behandelt.
Bildzeile: Miriam Holtkamp freut sich, dass die Organisation des Ökumenischen Kirchentags so gut funktioniert hat. Jetzt widmet sie sich dem Fundraising für den nächsten Katholikentag. Fotos: privat