Dülmen/Münster. In seinem Studium hat René Krisanov eines festgestellt: „Als Student möchte man die Welt neu erfinden“, sagt der 21-jährige Dülmener, der nach seinem Abitur am Clemens-Brentano-Gymnasium und einer halbjährigen Reise mittlerweile im dritten Semester an der Fachhochschule Münster Design studiert. Dieses „Die Welt neu erfinden“ setzt der Bewohner einer Studenten-Wohngemeinschaft in Münster aktuell in seiner dreiköpfigen Produktdesign-Studierendengruppe um. Thema: „Kleiderbügel“.
„Wir haben festgestellt: Häufig sind Kleiderbügel, die man so kennt, zu groß, um sie von oben – durch den Halsausschnitt – in die Kleidungsstücke einfädeln zu können. Hier könnte man was verbessern. Also haben wir uns gesagt: Wir entwickeln einen Kleiderbügel, der sich zu- und aufklappen lässt“, berichtet René Krisanov. „Was technisch im Grunde genommen ja kein allzu großes Problem ist.“
Folgende Maßgaben bringen dann allerdings die Herausforderung: Dass sich solch ein klappbarer Kleiderbügel auch mit wenig Aufwand und somit kostengünstig industriell herstellen lassen soll und am besten aus einem einzigen Material besteht, außerdem aus wenigen Teilen und ohne Schrauben. Diese Aufgabenstellung ist nicht mal „eben so“ abzuarbeiten.
Ergebnis schließlich: „Wir haben einen klappbaren Kleiderbügel aus Holz konstruiert“, so René Krisanov. Gefertigt wurde der Prototyp in der Produktdesign-Werkstatt der „Münster School of Design“ (MSD), wie sich die Design-Abteilung der Fachhochschule Münster im Leonardo-Campus nennt. „Funktionalität, Materialität, Form und Herstellungsprozesse – all das sind einfach Aspekte beim Produktdesign“, sagt René Krisanov.
Nach zwei Semestern Design-Grundlagen konnte er wie die anderen Studierenden seines Jahrgangs wählen zwischen den Vertiefungsbereichen Kommunikationsdesign, Mediendesign, Illustration und Produktdesign. Er entschied sich für „Produktdesign“: „Mir war wichtig, dass ich auch handwerklich in der Werkstatt unseres Fachbereichs arbeiten kann. Das reizte und reizt mich“, so René Krisanov.
Gleich bei zwei Projekten im zweiten Semester stand reichlich Werkstattarbeit auf dem Programm: zum einen bei dem Projekt „Sound sehen“.
„Dazu haben wir die Schwingungen eines Lautsprechers auf einen Spiegel übertragen und damit einen Laserstrahl abgelenkt. Mit einer selbst erstellten Frequenz-Steuerung für diese Anordnung haben wir auch die Lautstärke justiert. Das alles haben wir so in einem über zwei Meter hohen Gerät platziert, dass der Laser überkopf und somit nicht ins Auge strahlt.“ Interessant das Bild, das der Laser „zeichnete“. Auf einem Plakatentwurf für eine potenzielle Ausstellung „Sound sehen“ ist dies nachzuvollziehen.
Zum anderen stand Werkstatt-Arbeit beim Projekt „Radio Gaga“ an. „Ich habe hierbei ein Baustellenradio entworfen und dreidimensional ausdrucken lassen“, so René Krisanov. „Und eine abklippbare Trageschlaufe ergänzt.“ Breite Standfläche, Kegelform mit stumpfer Spitze, in der ein Lautstärke-Steuermodul steckt, das abgenommen und an den Hosengürtel geklickt werden kann, Sound-Abstrahlung rundum schräg nach oben: „Ich hab‘ mir einfach überlegt, was das Baustellenradio im Idealfall können soll“, so René Krisanov. „Und gemäß der Devise ,form follows function‘ kam dieses Modell dabei heraus.“
Anderweitige Kreativität war bei dem Projekt „Radio Gaga“ beim Thema „Musikgruppe“ gefragt. „Wir haben die imaginäre Garage-Punk-Band ,Call out‘ gegründet, eine Wortmarke, eine Bildmarke und ein Corporate Design entwickelt und ein Albumcover gestaltet – dafür haben wir ein Foto am Silbersee gemacht. Außerdem haben wir ein Storyboard für ein Musikvideo geschrieben“, berichtet René Krisanov.
Bei all dem profitiert René Krisanov von seiner Kompetenz nicht zuletzt im Bereich 3D-Design. „Ich habe mir die Arbeit mit den entsprechenden Computerprogrammen großteils selber angeeignet“, sagt er. Und so hat er eine Schrift und Würfel mit verschiedenen Gesichtern für sein T-Shirt-Projekt „MOODSWINGS“ (deutsch: Gefühlsschwankungen) gestaltet. Mit einer Siebdruckanlage kommen Schrift und Würfel auf die fair gehandelten Blanko-T-Shirts aus Bio-Baumwolle.
Dazu hat er auch einen Film mit 3D-Animation „gedreht“ – zu sehen ist er auf seinem Instagram-Kanal „krisanov.de“. „In der 3D-Animation sehe ich aktuell meine berufliche Zukunft, denn sie wird eine immer größere Bedeutung spielen“, sagt er. „Alles, was in der Werbung mit tropfenden Flüssigkeiten oder strahlendem Glanz zu tun hat wie etwa auch die Werbung für Luxus-Uhren – das ist inzwischen schon alles in 3D digital animiert.“
René Krisanov sieht seine Berufs-Zukunft in der virtuellen 3D-Welt
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