Dülmen. Wann kann die neue Brücke am Bahnhof eingehoben werden? Diese Frage stellen sich derzeit viele Bürgerinnen und Bürger. Die Stahlkonstruktion liegt immerhin bereits seit mehreren Monaten auf der Baustelle am Baumschulenweg. In den vergangenen Wochen hat ein Gutachter im Auftrag der Stadt die Brücke noch einmal untersucht. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor – und diese fallen alles andere als erfreulich aus, wie die Stadt Dülmen heute mitteilt. Ultraschalluntersuchungen haben Hinweise auf Fehler an Schweißnähten ergeben. Das bedeutet konkret: Die Stadt wird die Brücke vorerst nicht einhängen können. Sie hat das Stahlbau-Unternehmen, das die Brücke hergestellt hat, am vergangenen Freitag aufgefordert, die Auffälligkeiten zu überprüfen und zu beheben.
Wieso war diese zusätzliche Überprüfung der Brücke überhaupt notwendig? Rückblick: Im vergangenen November scheiterte der zweite Einhub-Termin für die Brücke über die Gleise. Daraufhin kündigte die Stadt Dülmen den Vertrag mit der beauftragten Arbeitsgemeinschaft (ARGE). Das Stahlbauunternehmen als Teil der ARGE weigerte sich in der Folge, eine sogenannte Hersteller-Erklärung abzugeben, die für den Einhub der Brücke von der Deutschen Bahn gefordert wird und notwendig ist. Mit diesem Dokument muss ein Hersteller eigenverantwortlich und rechtsverbindlich erklären, dass sein Produkt den geltenden Richtlinien entspricht und in Betrieb genommen werden kann. Um diese Gewährleistung übernehmen zu können und von der Deutschen Bahn „grünes Licht“ für den Einhub zu erhalten, ließ die Stadt Dülmen die aktuelle Überprüfung durch einen Gutachter durchführen. Das vorläufige Ergebnis: Es wurden Auffälligkeiten festgestellt, die die vorgegebenen Toleranz-Grenzen überschreiten. Es kann derzeit noch nicht bescheinigt werden, dass die Brücke den Anforderungen entspricht.
„Die durchgeführte Ultraschall-Analyse hat nur eine eingeschränkte Aussagekraft. Um endgültige Klarheit zu erhalten, müsste das Bauteil teilweise geöffnet und dadurch zwangsläufig beschädigt werden. Insofern erwarten wir, dass das Unternehmen uns die Mängelfreiheit nachweist bzw. schnellstmöglich für diese sorgt“, sagt Stadtbaurat Markus Mönter. Hiervon hängt entscheidend ab, wie es mit diesem Baustein des Bahnhofs-Projektes weitergehen kann und ob ein Einhub der Brücke bis November 2022 noch möglich ist. Dies ist der vom Fördergeber festgelegte Zeitpunkt, bis zu dem wesentliche Bausteine des Bahnhof-Neubaus, die über das Programm „Kommunaler Klimaschutz.NRW“ gefördert werden, abgeschlossen sein müssen. Hierzu zählt insbesondere das Brückenprojekt. „Wir werden umgehend die Bezirksregierung Münster als Förderstelle informieren. Derzeit kann niemand mit Gewissheit sagen, ob das Projekt rechtzeitig fertig wird. Die Chancen hierfür sind aufgrund der jüngsten Entwicklungen gesunken“, sagt Mönter.
Von den Untersuchungsergebnissen verärgert zeigt sich auch Bürgermeister Carsten Hövekamp. „Ob Fahrradparkhaus, Vorplatz oder neues Empfangsgebäude: Der Bahnhofs-Neubau schreitet voran, alles liegt im Zeitplan. Nur bei der Brücke hakt es seit Monaten. Ich hoffe sehr, dass das Unternehmen kooperiert und zu einer Realisierung des Projektes beiträgt“, sagt Hövekamp.