Kulturszene blickt auf 24 Monate Pandemie zurück
Dülmen. Seit knapp zwei Jahre heißt es inzwischen Abstand halten und Kontakte meiden – eine Situation, mit der die Kunstszene Dülmens sehr zu kämpfen hat. Die Künstlerinnen und Künstler haben sich aber nicht unterkriegen lassen. Sie versuchen, aus der Situation das Beste zu machen. Jetzt blicken sie zurück auf 24 Monate Pandemie.
„Beide Jahre waren durch große Unsicherheit geprägt“, berichtet Silke Althoff, Leiterin des Kulturteams der Stadt. „Es war nicht sicher, ob und in welcher Form Veranstaltungen und Projekte überhaupt stattfinden können.“ Im ersten Pandemie-Jahr 2020 mussten oft relativ kurzfristig Alternativen auf die Beine gestellt werden – meist draußen oder digital. 2021 sei dann schon planbarer gewesen. „Am Anfang des Jahres haben wir noch einige Kulturangebote digital über Lokal At Home gemacht“, sagt Althoff. Das sei für den Moment eine super Lösung gewesen.
„Trotzdem hat sich gezeigt, dass Kultur eng mit einem Live-Erlebnis verknüpft ist und es digital nur halb so viel Spaß macht.“ Daher sei die Freude groß gewesen, als im April alle Veranstaltungen – unter Beschränkungen – wieder stattfinden konnten. Dazu gehörten die Ausstellung „KunstOrt Münsterland“, der Dülmener Sommer, das Last Chance To Dance Festival, die Kulturnacht und die Figurentheatertage.
Auch das Figurentheater Hille Pupille konnte im letzten Jahr die gewohnte Arbeit zwar nicht gänzlich wiederaufnehmen, aber „im Jahr 2021 wurde es künstlerisch dann viel turbulenter“, erzählt Klaus Menning. Unter anderem entwickelte das Duo das „Theater der Blauen Inseln“, das in 20 Orten im Münsterland Station machte und die Zuschauer begeisterte. „Das Publikum saß auf Inseln, um Corona konform in kleinen Gruppen Theater erleben zu können“, sagt Menning über den Erfolg.
Obwohl die Stadtkapelle Dülmen im vergangenen Jahr das traditionelle Weihnachtskonzert absagen musste, blickt Maria Eggenkämper positiv auf 2021. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir neun Mitglieder persönlich zu ihrer 50-jährigen Mitgliedschaft in der Stadtkapelle ehren konnten.“ Auch bei zwei Hochzeiten von Vereinskollegen begleiteten die Musiker den Gottesdienst. Ein ganz besonderer Höhepunkt sei aber die Kulturnacht der Stadt Dülmen gewesen. „Endlich wieder ein öffentliches Konzert vor Publikum. Das tat richtig gut“, freut sich Eggenkämper über den Auftritt im September.
Antje Leushacke-Berning von der Kulturoffensive e.V. berichtet, dass für das Tanztheater TanDü das Jahr 2020 ein Jahr der Unsicherheit und Angst gewesen sei. Damals herrschte noch Hoffnung, dass dieser Zustand bald ende. „Das Jahr 2021 hingegen empfanden wir alle eher als lähmenden Hindernislauf.“ Müde von Homeschooling, Homeoffice, oft verwirrenden Regeln im Alltag und fehlenden sozialen Kontakten sei es manchem Mitglied zunehmend schwerer gefallen, sich für die Arbeit in den Tanz- und Schauspielgruppen zu motivieren. Und auch für den Vorstand wurde es immer komplizierter, die anfallende Organisation Corona konform zu gestalten. „Aber es gab im Gegenzug auch einen tollen Zusammenhalt, der uns Mut gemacht hat“, betont die künstlerische Leiterin Leushacke-Berning. Der größte Dämpfer war im vergangenen Herbst die Absage des Stückes „In dieser Zeit“, das schon 2020 der Pandemie zum Opfer gefallen war und für das die Tänzerinnen intensiv geprobt hatten. „Dies war eine riesige Enttäuschung.“
Aber was wünschen sich die Kulturschaffenden für das Jahr 2022? „Es gibt zahlreiche Ideen“, verrät Klaus Menning. Unter anderem werde es eine Neuauflage des Theaters der Blauen Inseln geben, das sei schon sicher. Auch Antje Leushacke-Berning schaut positiv in die Zukunft. „Wir wollen vor Weihnachten erstmals ein großes Stück für die Dülmener Kinder im Vor- und Grundschulalter aufführen.“ Außerdem werde das TanDü ein komplett neues Stück am 10. Juni 2023 vorstellen. „Da scheint die Hoffnung ja berechtigt, dass dies auch klappen wird“, mutmaßt die künstlerische Leiterin. Die Stadtkapelle blickt voller Hoffnung auf das kommende Jahr, denn 2022 wird das 150-jährige Jubiläum des Vereins gefeiert. „Und der Abschluss unseres Jubiläumsjahres wird dann unser Weihnachtskonzert sein, das in diesem Jahr – hoffentlich mit Publikum – etwas ganz Besonderes wird“, sagt Maria Eggenkämper und freut sich bereits jetzt auf das Ereignis.
Das städtische Kulturteam plane „ganz normal, soweit man das sagen kann“, erklärt Silke Althoff. „Wir rechnen nicht damit, dass Kulturveranstaltungen wieder komplett untersagt werden.“ Althoff spricht hier unter anderem von der kommenden Ausstellung in der Kreuzkirche „The Cast Whale Project“ und dem Dülmener Sommer. „Hierbei wird es ein paar Neuerungen geben. Die werden jetzt aber noch nicht verraten.“