Dülmen. Ein Nachthemd, Jeans und Shirt, ein Rock oder eine geblümte Bluse – ganz alltägliche Kleidungsstücke hängen derzeit im Schaufenster an der Tiber-gasse 11. Erst, wer näher herantritt, erkennt, was es damit auf sich hat: Es sind Kleidungsstücke, die Frauen getragen haben, als sie Opfer von sexualisierter Gewalt wurden. Mit der Wanderausstellung „Was ich anhatte“ rücken die Gleichstellungsstelle der Stadt Dülmen und das Netzwerk Mädchen und Frauen Dülmen das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit.
„Eine Frau wird nicht vergewaltigt, weil sie einen Minirock trägt“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Lisa Bäther von der Stadt Dülmen. „Die Schaufenster-Ausstellung richtet sich gegen den Mythos von der Schuld der Opfer bei sexualisierter Gewalt. Denn die Verantwortung tragen immer die Täter*innen.“ Zwölf Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, teilen mit der Ausstellung, die von Beatrix Wilmer und Celina Dolgner entwickelt wurde, ihre Erfahrungen. Sie haben nicht nur ihre Kleider zur Verfügung gestellt, sondern erzählen auch ihre persönliche Geschichte. Kurze Zitate geben einen ersten Einblick, nähere Informationen können Interessierte über verschiedene QR-Codes abrufen.
Bürgermeister Carsten Hövekamp lobte bei der offiziellen Ausstellungseröffnung am Freitag das Engagement aller Beteiligten. „Sexualisierte Gewalt ist noch immer häufig ein Tabuthema. Diese Ausstellung ist mutig. Sie schafft es durch eine etwas bedrückende und gleichzeitig emotionale Ansprache, Menschen Denkanstöße zu geben.“ Seinen Dank richtete Hövekamp auch an die VR-Bank Westmünsterland, die nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, sondern die Ausstellung auch als Sponsorin unterstützt. „Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalterfahrungen betroffen – diese Zahl ist alarmierend. Es ist deshalb umso wichtiger, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen“, betont Vertriebsleiter Dirk Gärtner von der VR-Bank.
Auch einige Vertreterinnen des Netzwerks Mädchen und Frauen Dülmen waren zur Ausstellung gekommen. Sie gehören unterschiedlichen Organisationen und Institutionen in Dülmen an und wissen durch ihre Arbeit um die Bedeutung des Themas. „Sich die Ausstellung anzuschauen kann aufwühlend sein“, sagt Lisa Bäther. „Wir haben deshalb gleichzeitig auch Infomaterial von Organisationen bereitgestellt, an die sich Betroffene wenden können.“
www.wasichanhatte.de
Ausstellung „Was ich anhatte“ noch bis zum 13. August zu sehen
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