Dülmen. Der Plan steht: „Wir wollen mit dem Cocktailmobil beim Oktoberfest durchs Zelt fahren und Cocktails anbieten. Bei der Ü30-Party und bei der Mega Zeltparty soll das Cocktailmobil neben der Theke stehen“, meint Andreas Scheipers und guckt auf den feuerwehrroten Anhänger, der aktuell noch bei Andre Kock unterm Dach nach und nach auf dem Weg ist, ein Cocktailmobil zu werden.
„Ich hab in der Woche nach dem 3. Oktober Urlaub. Da kann ich das Projekt noch mal ordentlich anpacken“, sagt Andre Kock, der schon über ein Vierteljahrhundert mit Andreas Scheipers im Club „Schwankende 12“ zusammen kegelt, vergangene Woche. Beide entwickelten die Idee von einem fahrbaren Cocktailautomaten vor etwa einem Jahr und gründeten dafür die Firma Scheipers-Kock GbR. Im Internet schauten sie sich um nach einem geeigneten mobilen Gerät und fanden in Ostwestfalen einen Schlauchwagen, gebaut 1951 von der Firma Lowis in einem heutigen Ortsteil von Heinsberg. „Der Schlauchwagen stand in einem Feuerwehrmuseum und wurde, als ein identischer in besserem Zustand gefunden wurde, ausrangiert“, so Andreas Scheipers.
In Dülmen wurde der Wagen leergeräumt, im Dernekamp per Eisstrahlung entrostet und bei Georg Feldbrügge in Daldrup neu lackiert. Nun wird der Hänger mit Technik vollgestopft: Mit Ladegeräten für 12-Volt-Akkus, Akkus und einem Spannungswandler. „Wir schieben zwei kleine Kühltruhen für die Cocktailsäfte, Spirituosen und Eiswürfel und einen Kühlschrank für kohlensäurehaltige Getränke in den Wagen. Die sollen mit den Akkus für mehrere Stunden auf Tieftemperatur gehalten werden“, so Andre Kock. Akkustrom wird auch für den „Mover“ gebraucht – ein in Camperkreisen bekanntes Deichsel-Stützrad mit Elektromotor, mit dem Caravans – aber eben auch Cocktailmobile – manövriert werden können.
Zum Mixen der Cocktails kommt eine Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) mit berührungsempfindlichem Bedienbildschirm (Siemens Simatic HMI) zum Einsatz. Hunderte Steuerungsbefehle lassen sich damit hinterlegen und abrufen. Säfte und Spirituosen gelangen über lebensmittelechte Schläuche zu 20 Schlauchpumpen, wie sie auch in der Medizin wie Dialysegeräten zum Einsatz kommen. Acht große Pumpen lassen mittels Schlauchmassierung die Säfte fließen, zwölf kleinere die Spirituosen. „Damit lassen sich die meisten gängigen Cocktails automatisiert mischen“, so Andreas Scheipers, der das Cocktailmobil künftig bei sich an der Gaststätte „An‘ Koppel Steen“ beherbergen und die Vermietung (mit Personal) managen wird.
Die technische Realisierung des Mobils ist der Part von Andre Kock, der als Energieanlagenelektroniker dafür eine Menge Rüstzeug mitbringt. Und mit seinem Vater Werner jemanden im Team hat, der als gelernter Schlosser Profi in Sachen Metall und Co. ist.
„Mein Vater hat viel gemacht hier am Wagen. Beispielsweise die Scherenhubanlage gebaut, mit der die Zapfeinheit an der Wagenseite hochgefahren werden kann“, so Andre Kock. Werner Kock fertigte auch einen 120-Liter-Edelstahl-Tank, der das Wasser für den neben der Zapfanlage installierten Getränkeglas-„Spülboy“ aufnimmt. „Und noch einiges mehr hat mein Vater hier am Cocktailmobil gemacht“, so Andre Kock.
Zu Ehren seines Vaters, der dasselbe „Baujahr“ wie der Schlauchwagen hat – 1951 –, erhält das Cocktailmobil auch einen Namen: „Erny ‘51“. „Erny – so wurde mein Vater früher häufig genannt“, schmunzelt Andre Kock.
Es ist bis zur Vollendung noch einiges zu tun beim Cocktailmobil. So soll auch noch ein Sonnenschirm installiert werden, ebenso brauchen die neuen Rückleuchten noch Leuchtmittel. „Wenn alles fertig ist, fahren wir mit dem Hänger zum TÜV“, so Andreas Scheipers.
Er freut sich schon darauf, wenn das Mobil fertig ist – ein Cocktailmobil, das auch „Bier“ kann: „Wir können auch ein Bierfass anschließen und daraus zapfen. Nur: Im Wagen selber ist kein Platz mehr für ein Bierfass. Daher müssen wir Bier im Falle des Falles neben den Wagen stellen“, so Andreas Scheipers.