Dülmen. Plaudert Herbert Möllers aus dem Nähkästchen, ist Weghören kaum möglich. Es sind nicht nur die Geschichten – auch seine Art, sie zu erzählen, ist besonders. Zum Beispiel, wenn er die Anekdote über Rudi Assauer zum Besten gibt. Der ehemalige Schalke-Manager habe einem Journalisten mal geantwortet: „Wer am Montag bei uns Trainer ist? Vielleicht der Natz von Dülmen.“ Oder die Sache mit der Postkarte aus Bayern: Im Adressfeld standen nur fünf Worte. „An den Natz von Dülmen“. Angekommen ist sie dennoch. Der Zuhörer merkt dann sofort: Herbert Möllers hat seine Rolle gerne gespielt. Die Rolle des Natz von Dülmen.
Nach zwölf Jahren ist jetzt Schluss – und zwar genau am 22. April. „Der Stadtgeburtstag war der ideale Tag, um einen neuen Natz zu ernennen“, sagt Möllers und reichte den „Staffelstab“ an seinen Nachfolger weiter. Heribert Töns tritt nach eigener Aussage in „große Fußstapfen“. Wer ihn aber reden hört, abwechselnd in Platt- und Hochdeutsch, dem dürfte klar sein: Das passt ausgezeichnet.
Da so ein Natz-Wechsel alles andere als alltäglich ist, braucht es eine geeignete Bühne. Die bot das „lokal at home“-Studio im Kolpinghaus. Am Donnerstag wurde ein TV-Beitrag aufgezeichnet, seit Samstag ist er zu sehen. Auf der Internetseite www.lokal-at-home.de kann er in der Mediathek abgerufen werden. Neben altem und neuem Natz mit dabei: Monika Dreike von Dülmen Marketing und Bürgermeister Carsten Hövekamp. Letzterer überreichte Herbert Möllers nicht nur einen Präsentkorb, sondern auch eine Ehrenurkunde der Stadt Dülmen. „Herzlichen Dank für die zwölf Jahre. Du hast Dülmen wunderbar vertreten“, sagte Hövekamp.
Was die Vier ansonsten noch zu Plaudern hatten? Eine ganze Menge. Zum Beispiel die Sache mit dem Minister, dem Scheck und dem Schnaps. Oder die Frage, warum der Natz kein Kiepenkerl ist. Nicht zu vergessen der mysteriöse Erfolg der Anstecknadeln. Aber das sind Geschichten, die hört man am besten direkt von Herbert Möllers oder Heribert Töns – am Samstag auf www.lokal-at-home.de.
Übrigens: Wer den neuen Natz live erleben möchte, dem bieten sich bald zwei Möglichkeiten. Am 6. Juni um 10.30 Uhr bei der öffentlichen Stadtführung sowie am 16. Juni auf der Radtour „Drahtesel, Wildpferde, Picknick“. Für beide Veranstaltungen ist eine Anmeldung über Dülmen Marketing zwingend erforderlich, unter Tel. (02594) 12345, Mail: duelmen-marketing@duelmen.de. Zudem sind sie abhängig von der aktuellen Corona-Lage.
Hintergrund: „Natz“ lautet die Koseform des im Münsterland weitverbreiteten männlichen Vornamens Bernhard. Bei diesem soll es sich um den über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Gastwirt Bernhard Ostrop, der von 1824 bis 1850 in Dülmen lebte, gehandelt haben. Ein Initiativkreis Dülmener Bürger setzte sich 1990 für die Schaffung eines Denkmals für „Natz von Dülmen“ ein und sicherte durch Spenden die Finanzierung. Die Natz-Skulptur ist am Königsplatz zu finden.