Dülmen. Eigentlich war Ian Dunn vor seinem Fallschirmsprung überhaupt nicht nervös. Eigentlich. Als er dann in schwindelerregender Höhe im Flugzeug am Abgrund saß, wurde es dem Engländern aber doch etwas flau im Magen. Lange Zeit zum Nachdenken hatte er jedoch nicht, denn sein Tandemsprung-Partner sorgte dafür, dass beide schnell in den Abgrund sprangen. Der Mut des 57-Jährigen zahlte sich aus: Ian Dunn machte den Sprung nicht nur aus eigenem Vergnügen, sondern sammelte damit auch Spenden für die Sonnenblumen-Gruppe.
„Ich mochte schon immer gerne aufregende Aktivitäten, warum also nicht einmal Fallschirmspringen?“, erklärt der in Hausdülmen lebende Engländer seine Motivation. Und wie es in seiner Heimat üblich ist, wollte er das Vergnügen mit einem guten Zweck verbinden. „In England wird so etwas häufig gemacht, egal ob Charity-Marathonläufe, Bungee-Jumps oder Fußballspiele. Im Sommer gehen oft Leute mit einer Spendendose von Tür zu Tür“, sagt Dunn. Wichtig war ihm, Spenden für eine lokale Institution oder Verein zu sammeln. Im Gespräch mit seinem Nachbarn erfuhr er von der Sonnenblumengruppe in Dülmen.
„Eine Gruppe, die integrativ ist für jung und alt, unterstütze ich gerne“, so der 57-Jährige. Aktuell sammelt er noch, aber er hofft, am Ende über 2.000 Euro an die Sommenblumengruppe übergeben zu können. Vorwiegend die 280 Mitarbeiter der Tower Barracks, wo Dunn im Transport arbeitet, sprach er dabei an. „Fast alle waren von der Idee begeistert und bereit, etwas zu geben“, freut sich der Neu-Hausdülmener über die positive Resonanz.
Zwei Minuten Adrenalin pur
Und mit dem Fallschirmsprung konnte Ian Dunn außerdem eine aufregende neue Erfahrung machen. Auch wenn der Sprung zunächst unter keinem guten Stern stand: Gleich zweimal musste der Termin verlegt werden. Das erste Mal im im Mai kamen die Corona-Einschränkungen in die Quere, das zweite Mal das Wetter. Der eigentlich für Samstag, 12. Juni, geplante Sprung wurde aufgrund von starkem Wind einen Tag nach hinten verschoben. Um Nervosität erst gar nicht aufkommen zu lassen, ging Dunn am Abend vorher mit seinen Freunden ein Bier trinken. „Das hätte ich vielleicht lieber sein lassen sollen“, schmunzelt der Engländer, denn schon früh ging am nächsten Tag der Wecker.
Nun war das Wetter perfekt, der Himmel blau und die Sonne strahlte. Durchgeführt wurde das Fallschirmspringen vom Fallschirmsportclub Münster in Sendenhorst. Nach einer kurzen Vorbereitung vor Ort ging es für insgesamt sechs Tandempaare hoch in die Luft. 15 Minuten war das Flugzeug unterwegs – und deutlich höher als Ian Dunn ursprünglich gedacht hatte: „Bei meiner Recherche hatte ich versehentlich 4.000 Feet gelesen, tatsächlich waren es aber 4.000 Meter und 15.000 Feet.“ Also ein langer Weg nach unten? Von wegen! Nur ungefähr zwei Minuten – eine Minute im freien Fall und eine Minute mit geöffnetem Fallschirm – dauert der Sprung.
Vom Norden Englands nach Hausdülmen
„Als ich am Boden angekommen bin, habe ich erleichtert ausgeatmet. Es hat aber Spaß gemacht“, sagt der Engländer. „Besonders schön war es, die Landschaft des Münsterlandes mal von oben zu sehen.“ Denn Ian Dunn ist begeistert von seiner neuen Wahlheimat. Seit mehr als zwei Jahren wohnt er bereits in Dülmen. Ursprünglich kommt er aus der Küstenstadt South Shields in der Nähe von Newcastle im Nordosten Englands, seine zwei Töchter wohnen dort noch, was Besuche während der Pandemie erschwerte. „Ich hoffe, dass ich sie im Juli endlich besuchen kann“, so der zweifache Vater.
In Deutschland fühlt er sich mittlerweile aber auch sehr wohl. So trifft er sich nicht nur oft mit seinen Nachbarn in Hausdülmen auf ein Feierabendbier, sondern hat vor kurzem auch wieder angefangen mit dem Motorradfahren. Ein Hobby, das er früher in England schon oft ausübte. Schließlich ist Ian Dunn ein Fan von Geschwindigkeit. Für die Zukunft plant er eine Motorradtour in den Süden Deutschlands und Europas. Und wer weiß, welche adrenalinreiche Aktivität sich der 57-Jährige als nächstes sucht. Ein zweiter Fallschirmsprung etwa? Für ausgeschlossen hält Dunn das nicht: „Dann aber in einer anderen Landschaft zur Abwechslung.“