Von Tim Nieswandt
Dülmen. Es war das Highlight der Saison, das große Finale und der erfolgreiche Abschluss für Leon Höltkers Jahr bei dem European-League-Football-Team Rhein Fire. Als die Zeit beim großen Championship Game ablief, gab es bei allen Spielern der Düsseldorfer kein Halten mehr. Dabei war im Spiel gegen die Vienna Vikings schon recht früh klar, wer am Ende als Sieger vom Platz gehen würde. „Trotzdem spielst du dein Spiel bis zum Ende durch, und das haben wir auch gemacht“, bestätigt Höltker den Matchplan der Trainer. Das Endergebnis: 51:20 für Rhein Fire und Leon Höltker.
Ein ganz besonderes Erlebnis war die Kulisse, die sich ihm an dem Tag bot. Vor über 40.000 Menschen in Gelsenkirchen in der Veltins-Arena zu spielen, ist etwas, das nicht jeder erleben darf. „Als Schalke-Sympathisant, der auch schon mal im Stadion auf der Nordkurve stand, ist es schon krass, das Ganze aus dieser Perspektive zu erleben“, schwärmt er immer noch davon. „Es ist aber immer noch schwierig, das zu begreifen und zu realisieren, dass das wirklich alles passiert ist.“ Während des Spiels konnte er das Drumherum ziemlich gut ausblenden, aber als der Sieg da war und er mit dem Pokal durchs Stadion lief, sich mit Fans unterhielt und Fotos machte, genoss er genau diese Atmosphäre. „Danach sind wir mit der gesamten Organisation nach Düsseldorf gefahren, um weiter zu feiern. Bis viertel nach vier habe ich durchgehalten“, lacht der Dülmener. „Ich würde sagen, wir haben die Saison mit der Feier gebührend abgeschlossen.“
Und damit war das auch der Schlusspunkt eines sehr erfolgreichen Jahres für den Dülmener und seinen Verein. „Es war in so vielen Bereichen sehr intensiv“, gibt Höltker zu. „Besonders, wenn ich auf meine sportliche Entwicklung zurückblicke.“ Mittlerweile hat der 26-Jährige sein Jersey bei jedem Spiel dabei, anders als noch in der Saison davor, wo er oft nur als Teil des Teams an der Sideline unterstützte, aber nicht aktiv am Spiel teilnahm. „Zwar spiele ich immer noch häufig nicht auf meiner Position als Wide Receiver (Passempfänger), trotzdem ist es immer wieder ein geiles Gefühl, sein Jersey anzuhaben“, ist Höltker dankbar für jede Chance, die ihm gegeben wird. „An dieser Stelle geht ein großer Dank an die gesamte Organisation und den Coaching Staff (also das Trainerteam), die mir all das ermöglicht haben.“ Dort sieht der Bankkaufmann auch die Stärke des Teams, das die Liga von Beginn an bis zum Finalspiel dominierte. „Es stimmt einfach so viel, und jedes Zahnrad greift bei Rhein Fire ins andere.“ Der Fokus auf „Homegrowing“-Spieler, also Spieler, die aus dem eigenen Land kommen, ist in seinen Augen ein großer Teil des Erfolgsrezepts. „Wir waren immer in der Lage, Ausfälle so zu kompensieren, dass der Qualitätsverlust so gering wie möglich ausfiel“, erklärt er. Durch Ausfälle bekam auch er seine Chance, sich und seine Qualität zu beweisen – mit Erfolg. Zwei Touchdowns in einem Spiel – für ihn, neben dem Finalsieg, sein absolutes Saisonhighlight – und seither ein aktiver Platz im Kader sprechen für den 26-Jährigen.
Neben all den Highlights darf aber nicht vergessen werden, wie viel Zeit und Aufwand Höltker im letzten Jahr investiert hat. „Es gab auch Phasen, die sehr an meinem Körper gezehrt haben“, gibt er zu. „Ich denke, jeder, der diesen Sport in der Form ausübt, kann das nachvollziehen.“ Aber auch die langen Fahrten bis nach Düsseldorf, Auswärtsspiele in ganz Europa und intensive Trainingseinheiten zerrten an der Energie des Dülmeners. „Dafür bin ich aber gerne bereit, diesen Aufwand zu betreiben“, will er sich gar nicht beschweren. „Trotzdem bin ich auch etwas froh, dass die Saison jetzt erstmal vorbei ist.“ Dementsprechend will er sich jetzt erstmal ein bis zwei Wochen ausruhen. „Dann freue ich mich auf mein Krafttraining, wofür ich jetzt in der ‚Offseason‘ Zeit habe“, schmunzelt er. Auf die Frage, wie es nun weitergeht, wollte sich Höltker alle Optionen offenlassen. „Es wäre nicht richtig, nach so einem emotionalen Ereignis eine Entscheidung zu fällen“, gibt er zu. „Darüber möchte ich mir in Ruhe Gedanken machen.“ Wie er sich letztlich entscheiden wird, wird sich zeigen. Aber eins ist für ihn auf jeden Fall klar: „I’m married to the game“ (Ich bin mit dem Spiel/Sport verheiratet), lacht er. „Da läuft vielleicht auch nicht jeder Tag perfekt, trotzdem bleibt es meine große Liebe.“
Somit bleibt abzuwarten, aber eine Tendenz ist definitiv zwischen den Zeilen zu hören. „Erstmal bin ich einfach nur dankbar für das komplette letzte Jahr und den Support von allen Seiten.“ Egal, ob Team, Organisation oder die Familie und Freunde – Leon Höltker hat eine ganze Einheit hinter sich, die ihn auf seinem Weg begleitet hat und es auch zukünftig gerne tun wird. „Es wirkt manchmal einfach immer noch ziemlich unwirklich, alles“, gibt er zu. Sicherlich ist das nicht das letzte Kapitel, das wir über Leon Höltker lesen werden.