Hausdülmen (lr). Den Lockdown-Blues haben momentan viele – für den Zirkus Fantastico kommen aber außerdem noch enorme Existenzängste hinzu. Die Situation wird von Woche zu Woche schwieriger. Seit mittlerweile über einem Jahr ist der Zirkus Fantastico in Hausdülmen gestrandet. Eine Soforthilfe gibt es nicht, lediglich der private Bedarf wird vom Staat gedeckt. Die Versorgung der Tiere und Reparaturkosten müssen aber auch bezahlt werden. Der Zirkus hofft daher weiterhin auf Spenden.
Eigentlich war alles ganz anders geplant. Die Zirkusmitglieder kamen in der Tiberstadt an, freuten sich auf ihren Auftritt dort, bis alles wegen Corona abgesagt wurde. Was damals noch keiner ahnen konnte – und was auch heute noch nicht einschätzbar ist – war, wie lange der Zirkusbetrieb aussetzen muss. „Mittlerweile ist Dülmen wie unser Zuhause. So lange waren wir noch an keinem Ort“, sagt Joanna Kocka, die in achter Generation Zirkuskünstlerin ist. Neben dem Sportplatz in Hausdülmen harrt der kleine Familienbetrieb, bestehend aus sechs Erwachsenen und drei Kindern, weiterhin aus.
Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass die Einnahmen fehlen. Eine Soforthilfe können die Künstler nicht bekommen, weil Zirkusse nicht als Kulturbetriebe gelten. Lediglich die privaten Ausgaben werden vom Arbeitsamt gedeckt. Das reicht aber gerade für das Nötigste. Futter und Pflege der Tiere sind ein hoher Kostenfaktor. So stand vor kurzem erst ein Tierarztbesuch bei den Ziegen an. Auch die Hunde, Ponys und Pferde müssen versorgt werden. Alleine die Streukosten belaufen sich auf 100 Euro pro Woche.
Hinzu kommen Wartungskosten der Fahrzeuge und Zirkuswagen. „Für uns trifft das Sprichwort zu ‚Wer rastet, der rostet‘, denn einige Wohnwagen setzen leider langsam Rost an“, sagt Jennifer Kaselowsky. Dringende Reparaturen wären eigentlich nötig, sind aber momentan nicht bezahlbar.
Deswegen hoffen die Zirkuskünstler auf Spenden – seien es Futterspenden, Geldspenden oder Einkaufsgutscheine. Jede Form der Spende hilft. Dafür stehen im K+K-Supermarkt und am Zirkusgelände in Hausdülmen Spendendosen. „Natürlich finden wir es nicht schön, um Hilfe zu bitten, aber anders geht es momentan ja leider nicht. Wir wollen arbeiten, können aber nicht“, macht Joanna Kocka deutlich. „Gerne kann man aber bei uns vorbeikommen, ein Gespräch mit uns führen oder mit den Kindern zusammen die Tiere füttern. Das kann ja auch ein schöner Ausflug sein.“
Der Zirkus Fantastico möchte sich außerdem für die vielen Spenden und die große Hilfsbereitschaft der Dülmener im vergangenen Jahr bedanken. „Sobald es möglich ist, geben wir eine Gratisveranstaltung, um Danke zu sagen“, so die 23-Jährige.
Eine Hoffnung ist, dass im Sommer vielleicht zumindest wieder unter freiem Himmel kleinere Auftritte bei Kindergeburtstagen, Privatfeiern oder Stadtveranstaltungen möglich sind. Dies war in ähnlicher Form im Sommer 2020 der Fall. Buchungen dafür nimmt der Zirkus Fantastico – wenn solche Auftritte erlaubt sind – gerne an. Der Kontakt ist per E-Mail an zirkusfantastico@ok.de, bei Joanna Kocka unter Telefon (0152) 56422866 sowie Adriano Kaselowsky unter Telefon (0157) 80965595 möglich.
„Das Schwierigste ist immer das Hin und Her. Man hatte die Hoffnung, dass es bald besser wird, und nun sind wir immer noch im Lockdown“, ist Jennifer Kaselowsky frustriert. „Mittlerweile ist über ein Jahr vergangen, und wir sind immer noch hier. Wir wollen endlich wieder in die Manege. Das liegt einfach in unserem Blut. Dann fließen vielleicht auch endlich mal wieder Tränen der Freude und keine Tränen der Trauer.“