Vor 25 Jahren übernahm Martina Perick Wiese am Markt

Dülmen. Es gibt ihn noch, den Mode-Facheinzelhandel. Eines dieser Geschäfte ist „Wiese – exklusive Damenmode am Markt in Dülmen“. Vor 25 Jahren übernahm Martina Perick dieses über 100 Jahre alte Traditionshaus, in das sie seitdem viel Herzblut steckt: „Mode ist mein Leben – ich kann mir ein Leben ohne mein Geschäft gar nicht vorstellen“, sagt die 59-jährige Geschäftsinhaberin, die sich das Rüstzeug für ihren Beruf an der Lehranstalt des Deutschen Textileinzelhandels (LDT) in Nagold, 50 Kilometer südwestlich von Stuttgart am Rande des Schwarzwalds gelegen, erworben hat.
„Von dieser zweijährigen Ausbildung profitiere ich immer noch“, sagt Martina Perick. „Vor allem hinsichtlich der Waren- und der Stoffkunde, die sehr wertvoll ist, wenn man Kunden gut beraten möchte.“ Und auch noch etwas Weiteres sollte das Leben von Martina Perick fortan prägen: „Weil ich mich in der Materie gar nicht auskannte, gab mir Karl-Heinz Perick aus Dülmen Nachhilfe zum Thema Maschenware“, erinnert sich die gebürtige Oberfränkin.
Eine Nachhilfe mit Folgen: Die Nachhilfeschülerin verliebte sich in den Dülmener und er sich in sie, und als sie ihren Abschluss als Textilbetriebswirtin gemacht hatte, ging sie zusammen mit Karl-Heinz Perick nach München, wo beide eine Zeitlang in verschiedenen Fachgeschäften arbeiteten.
„Vor 35 Jahren sind wir dann nach Dülmen gezogen und haben den Herrenbekleidungs-Fachhandel Herrenmode Kuhmann von Karl-Heinz‘ Vater übernommen und zehn Jahre gemeinsam geleitet.“ Zwischenzeitlich betrieben beide auch unterm Namen „New Classic“ einen Jeansladen in der Tiberstraße, bis Martina Perick das Damenmodegeschäft Wiese direkt in der Nachbarschaft von Herrenmode Kuhmann übernahm.
„Damenoberbekleidung war für mich ziemliches Neuland – aber das Thema wurde mein Leben, weil es einfach weitaus vielfältiger und interessanter ist als die Herrenbekleidung“, zieht sie als Fazit. Dementsprechend mit Leidenschaft und Engagement packt Martina Perick ihren Beruf an. „Ich fahre gern nach Düsseldorf – die Modehauptstadt in Deutschland – und stelle auf Ordermessen unsere Sortimente zusammen, die dann ein halbes Jahr später zum Laden geliefert werden. Dabei suche ich aus den verschiedensten Kollektionen die jeweils besten Stücke zusammen, was mir immer wieder aufs Neue Spaß macht“, so Martina Perick zu ihrem Vorgehen, das in der Modebranche immer seltener wird. „Häufig werden in Modegeschäften mittlerweile die kompletten Kollektionen der verschiedenen Marken präsentiert. Wir jedoch treffen eine ganz bewusste Auswahl – zum Wohle unserer Kundinnen, die genauso wie ich Freude daran haben, die eigene Persönlichkeit durch entsprechende Kleidung zu unterstreichen“, so Martina Perick.
Mit diesem Prozedere, kaufmännischem Geschick und vor allem kompetenter Beratung durch geschultes Fachpersonal – mit Facheinzelhändlerin Sabine Herrmann und Einzelhandelskauffrau Kerrin Wortmann stehen Martina Perick zwei versierte Mitarbeiterinnen zur Seite – hat sie das Fachgeschäft Wiese die vergangenen 25 Jahre gut durch die wechselnden Moden und Trends manövriert. „Und das möchte ich – möchten wir vom Modehaus-Wiese-Team – mit unseren Kundinnen feiern“, so Martina Perick.
Mit Blick auf die 25 Jahre Modehaus Wiese unter ihrer Leitung gibt es in den Jubiläumswochen einen 25-prozentigen Preisnachlass, und außerdem eröffnet wenig weiter am Dülmener Marktplatz die „Schnapperia“ wieder. Coronabedingt war dieses Geschäft im früheren Herrenmode-Kuhmann-Ladenlokal etliche Monate geschlossen – jetzt am 6. November wird die „Schnapperia“ mit allerlei Schnäppchen im Angebot wiedereröffnet.
Wie die Zukunft bei ihr in der Branche aussieht? „Wir haben schon früh eine Kundenkartei angelegt und sind seit längerem auf Facebook und Instagram vertreten und mit WhatsApp unterwegs. Gepaart mit unseren ganz individuellen Beratungen und unserem Engagement sehen wir uns ganz gut gerüstet“, so Martina Perick, die vor kurzem von der Industrie- und Handelskammer eine große Urkunde zu ihrem 25-jährigen Modehaus-Wiese-Jubiläum erhalten hat.
Eine Zeit wie die vergangenen Corona-Monate braucht sie allerdings nun weiß Gott nicht mehr, ist die Mutter zweier erwachsener Töchter ziemlich ehrlich: „Dass wir zeitweise coronabedingt keine Ware geliefert bekommen haben – das war schon nervenzehrend, zumal dann, wenn wir das unseren Kundinnen erklären mussten“, hofft Martina Perick, dass jetzt wieder „normalere“ Fahrwasser kommen. Damit sie die Corona-Zeit, „die die schlimmste in meiner beruflichen Karriere gewesen ist“, bald ad acta legen kann.